Werbeagentur schnappt Nürnbergern den Fernmeldeturm weg

6.2.2016, 06:00 Uhr
Der Fernmeldeturm in Nürnberg: Besucher müssen in diesem Jahr wohl draußen bleiben.

© Michael Matejka Der Fernmeldeturm in Nürnberg: Besucher müssen in diesem Jahr wohl draußen bleiben.

Doch jetzt sagte das Heimatministerium die Führung durch den Fernmeldeturm, die laut Museum für Kommunikation für Juni geplant war, ab. Das höchste Gebäude Bayerns bleibt für die Öffentlichkeit damit erst mal dicht. Viele Nürnberger werden dies bedauern. Bei den Führungen durch das Schweinauer Wahrzeichen im letzten Jahr war nämlich deutlich geworden: Viele wünschen sich, dass der Turm wieder dauerhaft zugänglich wird.

Die Absage der Führungen in diesem Jahr habe nichts damit zu tun, dass Finanz- und Heimatminister Markus Söder die Liebe der Nürnberger zu ihrem Fernmeldeturm plötzlich egal sei, versichert Ministeriumssprecherin Tanja Sterian. Grund sei vielmehr die "Generalvermietung des Turms an die Werbeagentur Roth für drei Jahre". Das Ministerium sei schließlich nicht Eigentümerin des Schweinauer Wahrzeichens. Vielmehr entscheide die Deutsche Funkturm GmbH über das Schicksal des Gebäudes.

Der "Tag der offenen Tür" ist scheinbar Geschichte

Minister Söder fasste 2013, passend vor der Landtagswahl, sogar eine dauerhafte Öffnung des "Eis" ins Auge. In der Nähe des Fernmeldeturms aufgewachsen und mit seinem Stimmkreis in Schweinau, dachte der CSU-Politiker über ein Technik-Museum in luftiger Höhe nach. Doch 2014 war klar: Die zehn bis 20 Millionen Euro, die nötig wären, um den Fernmeldeturm wieder zu öffnen, kann das Finanzministerium nicht stemmen.

Söder ruderte zurück und gab den Nürnbergern, quasi als Trostbonbon, das Versprechen, regelmäßig einen "Tag der offenen Tür" zu organisieren. Doch auch damit ist jetzt Schluss. Denn tatsächlich verhandelt die Forchheimer Werbeagentur Roth GmbH mit der Deutschen Funkturm über eine Anmietung des Fernmeldeturms. "Ich bin seit zwei Jahren an dem Projekt dran", sagt Agenturchef Stefan Roth. Doch noch sei kein Vertrag unterschrieben, keine "Generalvermietung über drei Jahre" abgeschlossen. Doch Roth rechnet mit damit, dass er sich in den nächsten vier Wochen mit der Eigentümerin einigen wird.

Roth: "Nutzen Turm nur als technische Anlage"

Markus Jodl, Sprecher der Deutschen Funkturm, bestätigt die laufenden Verhandlungen. "Sie werden hoffentlich bald zu einem Abschluss kommen." Doch an der Haltung der Deutschen Funkturm habe sich grundsätzlich nichts geändert: "Wir nutzen den Turm nur als technische Anlage", wer ihn mieten wolle, müsse Umbauten und Instandsetzung bezahlen.

Stefan Roth versichert, dass er mit einem tragfähigen Konzept am Start ist. Auf Nachfrage erklärt Gerhard Steinmann von der Bauordnungsbehörde, dass dort noch kein Bauantrag vorliege. Der letzte Bauantrag sei 2003 gestellt worden – für eine Spielhalle hoch über den Dächern von Schweinau. Eingezogen ist die freilich nie. Bislang hat sich noch jeder, Minister Söder eingeschlossen, am "Ei" die Zähne ausgebissen.

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