Widerstand gegen umstrittenes Projekt am Marienberg

13.6.2018, 05:53 Uhr
Auf Transparenten wird am Rand der Flughafenstraße gegen die „SEM“ am Marienberg protestiert.

© Fotos: Edgar Pfrogner, Jo Seuß Auf Transparenten wird am Rand der Flughafenstraße gegen die „SEM“ am Marienberg protestiert.

Das zeigte die Info-Veranstaltung mit dem Baureferenten Daniel Ulrich im überfüllten Saal des Almoshofer Kulturladens. 2021 soll letztlich klar sein, ob das Vorhaben so oder verkleinert kommt - oder ob es gestoppt wird.

Die Reiter spielten bei der Bürgerversammlung wieder eine wichtige Rolle. Wie Anfang März in Schafhof, kamen sie mit zwei echten Pferden und ein paar großen Pferde-Luftballons zum Schloss Almoshof. Stefan Poscher wollte im Namen der zwei Reitclubs am Marienberg später auch wissen, wer die neuen Ställe bezahlt, wenn die bestehenden dem großen Veränderungsprozess auf dem Gebiet zwischen Airport, Flughafen- und Marienbergstraße sowie der "Tucherland"-Spielfabrik im Weg stehen.

Poscher bekam, wie die über 250 Besucher im überfüllten Kulturladensaal (ein Teil musste draußen im Regen zuhören), von Baureferent Daniel Ulrich eine klare Aussage: Die neuen Reitställe müssten vom Gewinn aus den Grundstücksverkäufen finanziert werden. Doch ob und wann das der Fall sein wird, ist laut Ulrich momentan noch völlig offen.

Überfüllt war der Info-Abend im Saal des Kulturladens Almoshof, wo die sachliche Diskussion überwog.

Überfüllt war der Info-Abend im Saal des Kulturladens Almoshof, wo die sachliche Diskussion überwog. © Fotos: Edgar Pfrogner, Jo Seuß

Als Erstes heißt es nämlich: Daten sammeln und Gespräche führen. Das soll nach dem Wunsch des Baureferenten "in Kooperation statt Konfrontation" erfolgen. Doch Ulrich hat in den vergangenen Monaten, wie auch jetzt beim Info-Abend, deutlichen Widerstand vor Ort wahrgenommen. Unübersehbar saßen und standen zehn Leute in knallorangen T-Shirts mit der Aufschrift "Stoppt die SEM" - allen voran Landwirt Willi Schuh - in der ersten Reihe.

Angst vor Enteignung

Wegen eines ersten Info-Briefs der Kommune nach dem Stadtratsbeschluss zur Einleitung der "StEM" im Oktober 2017 haben sich rund 20 Betroffene aus Angst vor einer irgendwann drohenden Enteignung zusammengeschlossen. Auf vier Transparenten entlang der Flughafenstraße wird der Stadt unterstellt, dass sie auf Kosten der Eigentümer Gewinne machen wolle. Baureferent Ulrich macht deshalb auch noch mal klar: Etwaige Gewinne werden am Ende an die Grundstücksbesitzer gehen - ansonsten stehe irgendwann der Umlegungsprozess von allen Grundstücken an.

Ob die Entwicklungsmaßnahme wirklich kommt, wird nach dem Fahrplan der Stadt erst in etwa zwei Jahren feststehen. Heuer und 2019 werden vorbereitende Gutachten erstellt, Eigentümer- und Pächterbefragungen durch unabhängige Gutachter durchgeführt und weitere öffentliche Veranstaltungen folgen, so Ulrich. Die Ergebnisse sollen bis 2021 vorliegen - danach muss der Stadtrat entscheiden, wie es weitergeht. Zwölf bis 15 Jahre würde bei einem "Ja" der gesamte Prozess dauern, wie zuletzt in Nürnberg bei der StEM in Herpersdorf.

Klar ist schon heute, dass drei Punkte wegweisend sind: das Thema Mobilität mit der Frage, wie viele Bewohner oder Arbeitende über den Ausbau eines U 2-Bahnhofs Marienberg und sonstige Verkehrsmaßnahmen neu angesiedelt werden können (eventuell mit einem autofreien Wohnprojekt à la Kopenhagen). Neben Artenschutz und dem Umgang mit Ausgleichsflächen gilt der "Mitwirkungswille" der Betroffenen vor Ort als wichtig.

Hier will der Vorstadtverein Nord, Veranstalter des Info-Abends, eine zentrale Rolle spielen - speziell als Kommunikator der unterschiedlichen Interessen. CSU-Stadträtin Barbara Regitz kündigte bereits an, dass ihre Partei den StEM-Prozess "sehr kritisch begleiten wird".

Der Baureferent ist sich bewusst, dass hier "kein schneller Prozess" ansteht. Und er weiß, dass andere Städte, wie Erlangen und München, ebenfalls mit diesem stadtplanerischen Instrument neue Wohngebiete erschließen wollen. Auch dort hat es schnell Widerstände gegeben, in München wurde kürzlich eine StEM schon wieder gestoppt. 

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