Wie dem Extremismus vorbeugen?

24.10.2017, 09:19 Uhr
Wie dem Extremismus vorbeugen?

© Hendrik Schmidt (dpa)

Es ist eine Gratwanderung. Schließlich soll niemand zu Unrecht verdächtigt werden. Und doch ist es wichtig, wachsam zu bleiben. "Dass junge Menschen im Sozialisierungsprozess manchmal gewisse radikale Tendenzen zeigen, ist nicht unüblich und auch normal", sagt Bernhard Jehle, der Leiter des IPSN, den Stadträten im Schulausschuss. "Aber wenn sich radikale Einstellungen verfestigen, ist eine besondere Aufmerksamkeit geboten. Dann müssen wir genau hinschauen." Nötig sei in jedem Fall, so Jehle, nicht panisch zu werden und mit Augenmaß zu reagieren, wenn ein junger Mensch sich auffällig verändert.

In der Handreichung für die Schulen geht es um Prävention, um Gesprächskultur und Schulklima, aber auch darum, was zu tun ist, wenn tatsächlich ein Schüler radikal wird. Jehle warnt im Ernstfall dringend vor Alleingängen. "Es muss das gesamte Kollegium einbezogen werden", sagt er und mahnt erneut dazu, nicht überzureagieren. "Weder eine schnelle Vorverurteilung noch Wegschauen ist hilfreich." Hinschauen bedeutet auch Fragen stellen und Beobachtungen sammeln. Hat sich ein junger Mensch äußerlich stark verändert, hat sich sein Verhalten gewandelt, zieht er sich zurück, versucht er andere zu missionieren, zeigt er Sympathie für gewaltbereite Organisationen? Auch Tipps, wie Lehrer mit den Betroffenen ins Gespräch kommen können, sind in der Handreichung nachzulesen. Es sind Adressen von Beratungsstellen angegeben und schließlich fehlt auch der Hinweis nicht, "bei Verdacht einer akuten Bedrohung die Polizei schnellstmöglich zu informieren".

Die Stadträte im Ausschuss sind sich einig darin, dass das Thema für die Schulen eine zusätzliche Belastung darstellt. "Ich finde die Handreichung für Lehrer sehr gut", sagt Christiane Alberternst (FDP). "Aber wie soll sie mit Leben gefüllt werden?" Barbara Regitz von der CSU verweist darauf, dass das Thema Radikalisierung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. "Die Schule alleine kann das nicht leisten." Doch die Schule, wirft Bernhard Jehle ein, sei nun einmal der einzige Bereich, an dem alle Jugendlichen zu finden sind. "Damit müssen wir uns auseinandersetzen."

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