Wie der Professor zum Rocker wurde

7.7.2013, 15:00 Uhr
Wie der Professor zum Rocker wurde

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Sind wir mal ehrlich, die Wahrscheinlichkeit, dass die Nürnberger Transitpiloten raketenartig in die Charts fahren, ist nicht besonders hoch. Bei den Studierenden des Nürnberger Ablegers der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM), Deutschlands größter privater Hochschule für Wirtschaft, ist der Herr Professor aber auf jeden Fall „der absolute Hit“, wie er selbst sagt.

Harald Kupfer wird von den jungen Leuten erst auf den zweiten Blick erkannt, wenn er in Jeans und T-Shirt unterwegs ist — dass er in seiner Freizeit Musiker mit eigener Band ist, finden die meisten aber ziemlich cool, berichtet der Wirtschaftswissenschaftler. „Na Also!“ nennt sich das Debüt-Album der Transitpiloten, deren Name sich auf Raumfahrer bezieht, die sich zwischen den Planeten bewegen: Wie Kupfer, der sich mit seiner Musik raus aus dem Alltag hinein in eine andere Welt begibt.

Alle zehn Songs hat Harald Kupfer selbst komponiert und arrangiert. Und auch gleich noch Gitarre, Bass und Keyboard eingespielt. „Ich mache Musik, seit ich zwölf bin“, sagt er. „Und früher hab’ ich natürlich gedacht, ich werde mal ein großer Rock-Star.“ Das kam anders, obwohl Kupfer bis Mitte 20 in allen möglichen Bands spielte. Doch dann trat die Musik in den Hintergrund und Kupfer sattelte auf einen Beruf um, bei der die Bühne aus einem Vorlese-Pult besteht. Auch, weil er merkte, dass andere „dramatisch besser spielen.“

Aber wie das so ist mit Versuchungen: Loswerden kann man sie nur, wenn man ihnen nachgibt. Also gründete Kupfer mit Sängerin und Texterin Daniela Grafwallner, Keyboarder Jürgen Ziegelmeier und Schlagzeuger Martin Niekerk die Transitpiloten. Neun Monate lang feilten die Musiker am Debüt-Album. Harald Kupfer, der oft zwischen verschiedenen Hochschul-Standorten umher fährt, nutzte in dieser Zeit jede freie Minute.

Songs erinnern nicht an massenkompatibles Radio-Gedudel

Das Auto wurde zum mobilen Instrumentenlager, die Hotels zum Aufnahme-Studio — wobei am Ende natürlich noch einmal alles in einem professionellen Studio rund gemacht wurde. Die Mühe hat sich gelohnt. Zehn Songs auf Deutsch und Englisch sind herausgekommen, die sich flott durchhören und sofort im Ohr hängenbleiben — aber dennoch nicht an massenkompatibles Radio-Gedudel erinnern.

Konfrontiert man Kupfer mit Vergleichen zur Neuen Deutschen Welle im Allgemeinen und Fehlfarben und Ina Deter im Besonderen, dann lacht er: „Am Anfang dachte ich nur: Hä?! Denn für mich machen wir ganz einfach Rockmusik.“

Die klingt mal rotzig wie bei „Hast du nicht“ und mal sanft wie bei „Everybody is you“, die Texte drehen sich um Liebe und Alltag, obendrauf gibt’s einen Hauch Sozialkritik. Lied Nummer fünf heißt „In den Club“. Beim Aufnehmen schwante den Bandmitgliedern, dass man den Song in Franken auch anders verstehen kann. So schaffte es die Melodie mit abgeändertem Text als „FCN-Lied“ am Schluss gleich nochmal auf die CD. Ob die Synthie-Nummer zur Fan-Hymne taugt, wird sich noch herausstellen.

Unter Vertrag sind die Transitpiloten übrigens beim Hannoveraner Label Artist Station von Frank Bornemann, Chef der Artrock-Band Eloy. Auch bei großen Plattenfirmen hat die Band freundlich angefragt. Kupfer ist immer noch erstaunt und ein wenig stolz, dass eine sogar reagierte: Der Sound gefällt, hieß es in dem Brief, aber man schlage vor, dass sich die Band besser rein auf deutsche Texte konzentrieren soll.

Ob sie den guten Rat annimmt, zeigt sich auf der zweiten CD, die schon in Planung ist und Anfang 2014 erscheinen soll. „Ich habe den Kopf voll mit Gedanken und Ideen“, sagt Kupfer. Jetzt navigieren die Transitpiloten aber erstmal tourenderweise durch Deutschland. Nürnberg wird auch angeflogen — wann genau, steht noch nicht fest.

www.transitpiloten.com
 

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