Was machen eigentlich Nürnbergs City-Manager?

24.8.2016, 06:00 Uhr
Die beiden Nürnberger Citymanager Reto Manitz (links) und Hans Schmidt.

© Stauber Die beiden Nürnberger Citymanager Reto Manitz (links) und Hans Schmidt.

Klinken putzen beim Einzelhandel, überzeugen, Netzwerke knüpfen, Anstöße geben für eine Online-Präsenz der Läden. Ihre Aufgabe ist es, den Einkaufsstandort Nürnberg attraktiver zu machen. Angesiedelt beim Wirtschaftsreferat - den Auftrag vom Stadtrat, den Nürnberger Handel auf eine neue Stufe zu stellen: Manitz spricht von der "digitalen Transformation". Dahinter steckt die massive Konkurrenz für Geschäftsleute durch das Internet.

Dass es in der Stadt noch immer Geschäftsleute gibt, die nicht einmal eine Mailadresse haben, macht Manitz ein wenig ratlos in Zeiten wie diesen. Da mag er dann noch gar nicht über eine eigene Webseite für das Geschäft reden, über Präsenz in sozialen Netzwerken oder gar einen eigenen Onlineshop. "Muss ich ins Internet?", fragen ihn viele Händler. Ohne diesen Vertriebsweg, glauben die City-Manager, haben Läden auf Dauer keine Überlebenschance.

Eine weitere Plattform soll die - schon lange - geplante "Nürnberg-App" werden, die nun in abgespeckter Form von dem Verein "Erlebnis Nürnberg" auf den Markt gebracht wird. Ende des Jahres soll es so weit sein. Hier können sich Händler, Handwerker und andere Geschäftsleute präsentieren. "Und ausprobieren, wie das Internet funktioniert."

Zum Netz gehört auch kostenlose Werbung, allein durch die Kundschaft. "Ein Aufkleber im Geschäft, der das Fotografieren verbietet, geht gar nicht", betont Manitz. "Heutzutage machen gerade junge Kunden ein Bild, posten es gleich auf Facebook oder Instagram mit dem Ort und dem Namen des Ladens, wenn er ihnen gefällt." Besser könne die Verbreitung doch gar nicht funktionieren. Das sei klassisches Empfehlungsmarketing.

Sehnsucht nach Dingen zum Anfassen

Überhaupt: junge Kundschaft, die vielleicht begehrteste Zielgruppe im Einzelhandel. Die "Digital Nativs", also die, die mit dem Internet und dem Smartphone groß werden, sehnten sich wieder nach dem Einkaufserlebnis außerhalb des Netzes, ist Manitz überzeugt. "Sie wollen etwas Haptisches." Sie suchen gezielt Geschäfte auf, sind aber auch bestens vorinformiert. "Wenn sie dann gut beraten werden, kaufen sie auch."

Seit Januar sind die City-Manager in Nürnberg unterwegs. Ihr Job ist es, den Einkaufsstandort Nürnberg attraktiver zu machen.

Seit Januar sind die City-Manager in Nürnberg unterwegs. Ihr Job ist es, den Einkaufsstandort Nürnberg attraktiver zu machen. © Eduard Weigert

Gerade bei jüngeren Menschen sei Urbanität wieder "angesagt". Vielfalt mache eine Stadt aus. Da müsse sich Nürnberg überhaupt nicht verstecken. Die großen Ketten brächten die Frequenz in die Innenstadt. Der Reiz läge aber auch in den sogenannten B- und C-Lagen. Manitz nennt etwa die Laufer Gasse mit ihren vielen kleinen Läden und Gastro-Betrieben. "Das gehört zum Einkaufserlebnis dazu", sagt Manitz. "Wir müssen den Leuten Lust darauf machen, ihre eigene Stadt zu entdecken", zitiert Manitz seinen Kollegen Schmidt. Nur flotte Sprüche? "Nein", sagt Manitz. Nürnberg habe ganz viel zu bieten, ist der Zugereiste - verheiratet mit einer Nürnbergerin - überzeugt. Nur wüssten das viele nicht, die hier leben. Aufgabe des City-Managements sei es, das zu ändern. Daher gehen sie seit Monaten Klinken putzen bei Geschäftsleuten. "Wir sind echte Streetworker", zitiert Manitz seinen Kollegen.

Bei der Suche nach neuen Ideen hinterfragen die City-Manager auch die vier Verkaufssonntage. Ihnen schwebt eine „Einkaufsnacht“ vor, am liebsten am Freitag bis in den späten Abend. "Sie erreichen damit ein ganz anderes Publikum", sagt Manitz.

Jährlicher Umsatz: 3,5 Milliarden Euro

In Nürnberg gibt es laut Wirtschaftsbericht 2016 rund 3500 Ladengeschäfte des Einzelhandels. Die Verkaufsfläche beträgt insgesamt etwas mehr eine Million Quadratmeter. Die Geschäftsleute erwirtschaften einen Jahresumsatz von 3,5 Milliarden Euro und haben 18.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Ein Viertel des Jahresumsatzes wird von den Geschäften allein in der City erzielt. Ein Drittel der Geschäfte befindet sich auch in der Altstadt und der engeren Innenstadt.

Die Kaufkraft der Nürnbergerinnen und Nürnberger wird mit durchschnittlich 22.841 Euro angegeben. Sie liegt damit 4,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Bezogen auf den Umsatz rangiert der "Nürnberger" jedoch hinter dem "Münchner" bundesweit auf Platz 2 im Vergleich der Großstädte. Die Umsatzkennziffer liegt bei 139 Prozent (Bundesdurchschnitt: 100 Prozent).

Im Vergleich zu anderen Städten mit ähnlicher Einwohnerzahl "weist Nürnberg die höchste Verkaufsfläche und demzufolge auch die - mit Abstand - höchste Verkaufsfläche je Einwohner auf", heißt es hierzu im Einzelhandelsgutachten für die Stadt. Der Wert beträgt 2,1 Quadratmeter je Einwohner. Doch der Effekt ist nicht so überragend: "Der in Nürnberg erwirtschaftete Einzelhandelsumsatz liegt hingegen auf dem Niveau der Städte Essen und Hannover, während in Stuttgart ein erheblich höherer Umsatz erzielt wird."


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