Wieder mehr Fälle von Krätze in Nürnberg

1.6.2018, 05:57 Uhr
Eine Welle von Scabies-Erkrankungen sorgte bereits im Raum Coburg für Unruhe. Auch in Nürnberg treten wieder vermehrt Fälle der Hautkrankheit auf, die unter dem Namen "Krätze" geläufiger ist.

© dpa Eine Welle von Scabies-Erkrankungen sorgte bereits im Raum Coburg für Unruhe. Auch in Nürnberg treten wieder vermehrt Fälle der Hautkrankheit auf, die unter dem Namen "Krätze" geläufiger ist.

Nürnberg, Frühjahr 2018. In einem kirchlichen Kindergarten in der Altstadt bekommen die Kinder einen Brief mit nach Hause. Der Betreff, groß in Rot gedruckt, lautet "Krätze (Skabies)". Da die Krankheit im Kindergarten aufgetreten sei, wolle man die Eltern über Symptome aufklären, um eine Ausbreitung zu verhindern.

Gesundheitsamt: "Die Krätze war nie weg"

So ein Elternbrief ist kein Novum. "Die Krätze war nie weg", stellt Dr. Alice Schaffer vom Infektionsschutz im städtischen Gesundheitsamt fest. In den vergangenen Jahren steigen die Zahlen sogar wieder leicht. 41 Betroffene verzeichnete das Amt im Jahr 2015.

Seitdem waren es 65 (2016), dann 45 (2017), und im ersten Vierteljahr 2018 bereits 29 Meldungen. Die Krätze ist allerdings nur dann meldepflichtig, wenn sie sogenannte Gemeinschaftseinrichtungen betrifft, also Kindertagesstätten, Schulen, Heime oder Gruppenunterkünfte. Damit werden längst nicht alle Einzelfälle aktenkundig.

Schuppige, rote Haut, Pusteln und Juckreiz

Die Haut ist rot und schuppig, zeigt kleine Knötchen und Pusteln – und sie juckt zum Verrücktwerden. Wer die Krätze bekommt, kann kaum aufhören mit dem Kratzen – daher ihr Name. Am heftigsten juckt es im warmen Bett. Schuld sind Parasiten und ihr Kot. Der Ausschlag entsteht durch Krätzmilben, die sich in der obersten Hautschicht einnisten. Besonders gerne gehen sie an die Finger, den Genitalbereich, unter die Achseln und den Bauchnabel. Mit bloßem Auge sind die achtbeinigen Tierchen nicht zu erkennen. Gefährlich ist die Krätze nicht, nur überaus lästig. Zur Behandlung gibt es wirksame Cremes und Tabletten. Die Medikamente sind verschreibungspflichtig.

Warum sich die Milben unter mitteleuropäischen Hygienebedingungen so gut halten, fragt sich auch Prof. Erwin Schultz. Wie bei Bettwanzen und Kopfläusen blieben eben immer gerade ausreichend viele übrig, um sich durch "Herumschmuddeln" zu verbreiten, sagt der Chefarzt der Hautklinik am Klinikum Nürnberg. Überträger ist ausschließlich der Mensch.

Klinikum sieht vermehrt Fälle von Krätze

Auch das Klinikum sieht wieder vermehrt Krätze-Fälle, in zweistelliger Zahl pro Jahr. Die Erkrankung wird zwar üblicherweise beim niedergelassenen Hautarzt behandelt – ins Krankenhaus kommen die Patienten aber in besonders hartnäckigen Fällen. Etwa weil sich Familienmitglieder die Milben immer wieder weiterreichen. "Wenn man die Kleidung und Handtücher nicht reinigt und sich ins selbe Bett reinlegt, steckt man sich natürlich wieder an", sagt Schultz.

Für eine Infektion brauche es intensiven Hautkontakt, erklärt der Dermatologe: etwa beim Kuscheln, Geschlechtsverkehr oder der Körperpflege. Unreinliche Menschen aus schwierigen sozialen Verhältnissen sind überdurchschnittlich oft betroffen.

Jeder kann die Krankheit bekommen

Doch kann sich prinzipiell jeder die Krätze einfangen. In Altenheimen tritt sie regelmäßig auf, schildert Gesundheitsamts-Ärztin Schaffer, unter Bewohnern wie unter Pflegekräften. Was die Bekämpfung erschwert, ist die Verwechslungsgefahr mit anderen Hautausschlägen. "Die Krätze ist nicht ganz leicht zu diagnostizieren", stellt die Ärztin fest.

Auch Flüchtlingsunterkünfte sind für Ausbrüche prädestiniert, weil viele Menschen in schwankenden Hygieneverhältnissen zusammenwohnen. "Hier reicht ein Bewohner, dann entsteht Pingpong", sagt Schultz. 2015 und 2016 ging die Mehrzahl der Fälle, die das Gesundheitsamt registrierte, tatsächlich auf Bewohner von Flüchtlingsheimen zurück. Seit 2017 hat sich das Verhältnis gedreht; der größere Teil betrifft Deutsche.

Besondere Maßnahmen, um sich vor der Krätze zu schützen, seien aber nicht nötig, betonen beide Experten. Weder Händeschütteln noch der Aufenthalt im selben Raum könnten die Milben übertragen.

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