Wildschweine wühlen Wiesen und Äcker um

22.11.2012, 08:14 Uhr
Wildschweine wühlen Wiesen und Äcker um

© Bayerlein

Die Erntezeit ist gelaufen für den Landwirt Hans Buchner, der zusammen mit seinem Sohn in Fischbach rund 20 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet. Der Ertrag vor allem der Getreidefelder wird freilich seit Jahren durch Wildschweinhorden gemindert. „Die fressen die süßlichen Körner und walzen alles platt“, beschreibt Buchner den Schaden, den die Tiere anrichten.

Er würde sich wünschen, dass die Jäger des Forstbetriebs den Schwarzkitteln nicht nur im Wald, sondern auch auf den Wiesen und Feldern nachstellen dürfen. Bis vor zwei Jahren habe die Untere Jagdbehörde im Nürnberger Ordnungsamt dazu auch Sondergenehmigungen erteilt, weiß der Bauer. „Jetzt wird das von der Stadt nicht mehr erlaubt“, ärgert sich der 71-Jährige.

Wildschweine wühlen Wiesen und Äcker um

© dpa

Die gefräßigen Wildschweine hätten das schnell mitbekommen. „Die wissen genau, dass ihnen auf den Wiesen und Feldern keine Gefahr droht“, meint Buchner. Sogar tagsüber würden sich die Tiere in der Flur wohlfühlen, alles umpflügen und Spazierwege oder Radwege unsicher machen. „Das ist gefährlich, da muss anscheinend erst was passieren“, warnt der Landwirt, für den sich der Nebenerwerb angesichts der Schäden „allmählich nicht mehr lohnt“. Eine Entschädigung bekomme er nämlich nicht.

Ralf Vogel von der Unteren Jagdbehörde bestätigt, dass es seit ein paar Jahren keine Sondergenehmigungen für Jagd auf der Fischbacher Flur mehr gibt. „Das wäre zu gefährlich“, sagt Vogel und verweist auf das geänderte „großstädtische Freizeitverhalten“ der Stadtteilbewohner. Es könnten jederzeit am Tag und in der Nacht Jogger, Radfahrer oder Spaziergänger auftauchen. Wegen der Größe der für die Schwarzwildjagd erforderlichen Waffen sei ein Sicherheitsabstand von mindestens 2000 Metern nötig. „Das Problem entsteht im Reichswald und kann auch nur dort gelöst werden“, meint Vogel.

Im Revier Fischbach ist der Ortsförster Andreas Böllet für die Wildschweinjagd zuständig. Mit 14 Jagdgästen stellt er den Tieren nach, die sich über den Sommer wieder kräftig vermehrt haben. „Wir schießen, was geht“, sagt Böllet. Die Abschüsse lägen um 50 Prozent über den Vorjahreszahlen. „Aber wir werden das Schwarzwild nicht wegkriegen.“

Dies bestätigt Roland Blank, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg. Seit Beginn des Jagdjahres im April seien im Reichswald rund 170 Wildschweine erlegt worden. An die Zahlen von 2010, als 580 Schwarzkittel dran glauben mussten, komme man aber bei weitem noch nicht heran. „Die Abschusszahlen sind heuer noch nicht zufriedenstellend“, räumt Blank ein. Ein Grund seien die derzeit schlechten Sichtverhältnisse im Wald, welche die Jagd behindern. „Wir hoffen auf Mondlicht, Reif oder etwas Schnee, damit wir mehr sehen“, sagen Blank und Böllet unisono.

Spuk bald vorbei?

Warum die Wildschweine sich gerne auf Wiesen und Feldern tummeln, erklären die Forstexperten so: Die Tiere brauchen nicht nur Eicheln, sondern auch tierisches Eiweiß. Dies finden sie in Form von Würmern, Engerlingen oder Schnecken vor allem in der Flur, wo sie das Gras aufbrechen und wühlen können. Insofern könnte der Wildschweinspuk in Fischbach mit Einbruch des Winters wieder vorbei sein, weiß Ralf Vogel: „Bei Frost ziehen sich die Tiere wieder in den Wald zurück, weil sie in den gefrorenen Böden nichts mehr finden.“

 

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