„Wir müssen den Stadionnamen verkaufen“

25.8.2011, 00:00 Uhr
„Wir müssen den Stadionnamen verkaufen“

© Zink

„Ich kann mir das nicht vorstellen“, sagte Alfred Diesner, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, auf Anfrage der Lokalredaktion. Der GmbH, hinter der der Baukonzern Hochtief und die Stadt Nürnberg stehen, „geht es letztendlich um die Verpflichtung, einen gewissen Teil der Ausgaben der Stadt reinzuholen“.

Konkret sind dies die Kosten für Zinsen und Tilgung der von der Stadt Nürnberg für den Stadionumbau aufgenommenen Kredite. Selbst nach Abbezahlen aller Verbindlichkeiten sieht Diesner keinen Spielraum für einen Verzicht auf die Einnahmen aus den Namensrechten: „Das Stadion ist und bleibt ein altes Stadion“, betont er. Zwar sei 2006 zur Fußball-WM einiges investiert worden, doch die nächsten Ausgaben seien absehbar, „schließlich müssen wir den gestiegenen Ansprüchen des Vereins und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gerecht werden“.

Allein der Unterhalt des Stadions, das rund 48000 Zuschauern Platz bietet, verschlingt pro Jahr eine siebenstellige Summe. Tendenz steigend. Denn das Versammlungsstättenrecht stelle immer höhere Anforderungen: „Seit Duisburg ist alles schlimmer geworden“, erläutert Diesner. Die Loveparade-Katastrophe mit 21 Todesopfern und über 500 Verletzten habe die Alarmglocken schrillen lassen. Seither wird mit noch mehr Personal und Material gearbeitet. Details des Sicherheitskonzeptes im easyCredit-Stadion will Diesner nicht nennen.

Siebenstellige Summe

Verdeutlichen will der Geschäftsführer mit dem Verweis auf die Massenpanik in Duisburg aber, wie dringend die ebenfalls siebenstellige Summe, die der Verkauf der Namensrechte pro Jahr in die Kassen spült, benötigt wird.

Diesner betont dabei, dass er durchaus Verständnis für die Fan-Forderung habe, verweist auch darauf, dass kommerzfreie Stadionnamen Auslaufmodelle seien: „Blicken Sie doch nach Kaiserslautern, ins Fritz-Walter-Stadion, auch die suchen einen Sponsor.“ Von den 18 Bundesliga-Arenen gibt es lediglich vier, die auf den Verkauf des Namens bislang verzichtet haben. Neben Kaiserslautern sind dies Mönchengladbach (Stadion im Borussia-Park), Berlin (Olympiastadion) und Bremen (Weserstadion).

Die Nürnberger Fan-Initiative, die unter anderem von der größten Anhänger-Gruppierung, den Ultras, getragen wird, setzt dennoch weiterhin auf ein „Max-Morlock-Stadion“. Seit 2006 gibt es diesen Wunsch, beim Saisonstart gegen Hannover (wir berichteten) hat die Initiative mit einer Choreographie in der Nordkurve große Aufmerksamkeit erzielt.

Im Internet werden auch Unterstützer gesucht. Und eine Fan-Befragung durchgeführt: Ziel ist es, herauszufinden, wie viele Zuschauer bereit wären, pro Karte 1,50 Euro mehr zu bezahlen — auf die ganze Saison gerechnet würde dies in etwa den Einnahmen aus dem Verkauf der Namensrechte entsprechen.

Ihre Ziele nennen die Organisatoren ebenfalls: „Es gibt wohl kaum jemanden — ob Club-Fan oder nicht —, der sich mit dem Namen anfreunden konnte. Auch die Aussicht, dass der Sponsorenname jetzt ähnlich wie beim Hamburger SV fast im Jahresrhythmus ausgetauscht wird, erschreckt uns und würde sowohl das Stadion als auch den Verein der Lächerlichkeit preisgeben“, heißt es im Internet. In Hamburg hat der Namenssponsor des früheren Volksparks mittlerweile dreimal gewechselt.

Zudem wollen die Nürnberger Fans den drohenden „Traditionsverkauf verhindern“. Natürlich lasse sich in einer Bundesliga, die von Vereinen wie Wolfsburg oder Hoffenheim, die große Geldgeber im Rücken haben und allein davon zehren, durchsetzt ist, nicht nur mit Tradition überleben, heißt es weiter, doch „einige Eckpfeiler, wie der Vereins- und der Stadionname, sollten jedoch ohne Sponsorengeld auskommen. Schließlich sind dies wesentliche Faktoren, die die Identifikation mit dem 1.FC Nürnberg ausmachen.“www.maxmorlockstadion.de

 

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