Wird Airbnb zum Problem für Nürnberger Wohnungsmarkt?

8.8.2018, 06:00 Uhr
Inzwischen, so monieren Kritiker, würden immer mehr komplette Wohnungen und sogar Häuser privat zum Übernachten angeboten und so die Wohnungsnot gerade in Großstädten verschärft.

© Foto: Jens Kalaene/dpa Inzwischen, so monieren Kritiker, würden immer mehr komplette Wohnungen und sogar Häuser privat zum Übernachten angeboten und so die Wohnungsnot gerade in Großstädten verschärft.

"Apartment mitten in der Altstadt", "Zwei-Zimmer-Wohnung in Burgnähe", "Gemütliches Stadt-Apartment für sechs Personen": Wer in den einschlägigen Buchungsportalen nach einer Unterkunft sucht, hat die Qual der Wahl. Mehr als 300 Privatunterkünfte sind allein bei Airbnb im Angebot, Fewo direkt offeriert knapp 250 Unterkünfte im Großraum. Und die Nachfrage steigt: Nach Angaben der Congress- und Tourismuszentrale vermittelte Airbnb im vergangenen Jahr 159.000 Übernachtungen in Nürnberg, gut 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gemessen an den insgesamt rund 3,3 Millionen Übernachtungen ist das zwar relativ wenig. Doch liegt der Anteil von Airbnb mittlerweile bei 4,8 Prozent, 2016 waren es nur 3,2 Prozent.

Zahlen zu weiteren Anbietern gibt es nicht, sie werden bislang nicht erfasst, betont Yvonne Coulin. Deshalb weiß die Leiterin der Congress- und Tourismuszentrale auch nicht, wie viele Ferienwohnungen insgesamt in Nürnberg vorhanden sind. Besorgniserregend sei die Situation derzeit noch nicht, meint Coulin. "Aber wir schauen genau hin."

Ganzjährig vermietet?

Denn längst sind es nicht mehr nur einzelne Zimmer oder Einliegerwohnungen, die über die großen Buchungsportale vermittelt werden. Oft offerieren die Anbieter komplette Wohnungen oder Häuser — und verschärfen damit die Lage auf dem ohnehin schon angespannten Wohnungsmarkt. Wie die Süddeutsche Zeitung ermittelt hat, liegt der Anteil der Wohnungen oder Häuser am Airbnb-Angebot in zehn großen deutschen Städten mittlerweile bei 58 Prozent. In Nürnberg sieht es ähnlich aus, laut Coulin nutzen 55 Prozent der Airbnb-Kunden ganze Wohnungen oder Häuser, "wobei wir nicht wissen, ob diese Unterkünfte ganzjährig oder nur zeitweise zur Verfügung stehen".

Bis zu acht Wochen pro Jahr dürfen Privatleute ihre Wohnung vermieten. Werden Wohnungen dauerhaft als Ferienwohnungen genutzt, ist das ein Gewerbe - und insofern melde- und genehmigungspflichtig. Doch teilweise erfahren die zuständigen Behörden von der Umwandlung erst, wenn sich Nachbarn über ständig wechselnde Bewohner beschweren. Vor allem günstiger Wohnraum werde so vernichtet, zürnt ein Branchenkenner und verweist auf ein Beispiel in der Kohlenhofstraße: Dort seien nach einem Eigentümerwechsel sieben Drei-Zimmer-Wohnungen in 14 Apartments umgewandelt worden. "Die werden jetzt zu Messezeiten zu Spitzenpreisen vermietet."

Durchnummeriert ist auch ein Teil der Klingelschilder an einem hübsch sanierten Altbau in einer ruhigen Seitenstraße in Gostenhof. Sieben Ferienwohnungen sind dort offenbar im Angebot, Nachbarn sehen regelmäßig Besucher mit Rollkoffern auf dem Gehsteig. Doch noch sei ein derartige Verlust von Wohnraum in Nürnberg "kein herausragendes Problem", so Baureferent Daniel Ulrich. "In der Summe wissen wir sehr genau, was gemacht wird, schreiten da ein, wo es Beschwerden gibt und haben trotzdem nur ein sehr geringes Problemaufkommen."

Erste Ergebnisse im Herbst

Dennoch will die Stadt die Lage beobachten. "Wir brauchen vernünftige Zahlen", betont Wirtschaftsreferent Michael Fraas, der im Rahmen der Wohnungsmarktbeobachtung jetzt erstmals auch Daten zu Leerständen und Ferienwohnungen vorlegen will. Von einer Situation wie in Berlin, Hamburg oder München sei Nürnberg zwar noch weit entfernt, "aber wir wissen, dass dieses Segment steigt". Noch hat das beauftragte Institut die Zahlen nicht ausgewertet, aber im Herbst will Fraas das Ergebnis präsentieren. "Dann können wir die Situation besser einschätzen."

Städte wie Berlin und München gehen mit einem Zweckentfremdungsverbot gegen Umnutzung und Leerstände vor, München droht Airbnb sogar ein Bußgeld in Höhe von 300 000 Euro an, weil die Plattform nähere Angaben zu den Wohnungen verweigert. Erst kürzlich haben die Grünen eine entsprechende Satzung auch für Nürnberg gefordert. Doch Fraas hält das derzeit nicht für nötig, zumal es ein hoher Aufwand sei, die Verstöße zu ermitteln. "Wir brauchen mindestens sechs Leute dafür." Auch deshalb will der Referent abwarten. "Momentan müssen wir noch nicht zu diesem harten Instrument greifen."

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