Wird Nürnbergs Klassik Open Air zum Exportschlager?

22.8.2018, 05:05 Uhr
Von weit und breit kommen die Menschen zweimal im Jahr in den Nürnberger Luitpoldhain. Das Klassik Open Air ist ein echter Besuchermagnet.

© Stefan Hippel Von weit und breit kommen die Menschen zweimal im Jahr in den Nürnberger Luitpoldhain. Das Klassik Open Air ist ein echter Besuchermagnet.

Karsten Köpp, Stadtrat der Linken in Magdeburg, macht seit über 15 Jahren Sommerurlaub in Nürnberg und besucht dabei gern das Klassik Open Air am Luitpoldhain: "Ich war jedes Mal von der Musik und der Stimmung unter den vielen Besuchern begeistert", schwärmt der ostdeutsche Kommunalpolitiker. Und da man in der sächsisch-anhaltinischen Landeshauptstadt Vorschläge und Ideen sammelt, wie man sich am besten für den europäischen Kulturhauptstadt-Titel 2025 bewerben könnte, brachte Köpp nun seinen Vorschlag in den Stadtrat ein.

Ihm erscheint verlockend, wie man Menschen kulturelle Ereignisse näher bringen kann, ohne ihren Geldbeutel zu strapazieren. Bei der Stadtratssitzung nahm Magdeburgs Kulturbeigeordneter Matthias Puhle die Anregung erfreut auf: Man prüfe, ob eine solche Veranstaltung nach dem Vorbild Nürnbergs in die kulturelle Landschaft der Landeshauptstadt eingefügt werden könne. Sicherlich könnte Magdeburg damit unter den neun deutschen Kulturhauptstadt-Bewerbern punkten: Denn schließlich will die Europäische Union mit der Titelvergabe Neuentwicklungen anstoßen. Und das kostenlose Open Air wäre etwas Neues - für Magdeburg, nicht aber für Nürnberg, das den Luitpoldhain bereits seit dem Jahr 2000 mit klassischen Klängen beschallt.

Trotz der Konkurrenzsituation bleibt Andreas Radlmaier vom städtischen Projektbüro, das die Freiluftkonzerte beim Dutzendteich organisiert, sehr entspannt: "Es ist doch schön, wenn man Nachahmer findet. Und der Kulturhauptstadt-Wettbewerb wird sicher nicht über das Klassik Open Air entschieden." Neben Nürnberg und Magdeburg wollen außerdem Dresden, Chemnitz, Hannover, Hildesheim, Kassel und Kolenz antreten. Wer nach Berlin (1988), Weimar 1999) und Essen mit dem Ruhrgebiet (2010) als nächste deutsche Stadt den Kulturhauptstadt-Titel (gemeinsam mit einer slowenischen Kommune) trägt, wird erst 2020 festgelegt. Da bleibt noch Zeit für neue kreative Impulse.

"Vollversammlung" der Kulturen

Die beiden Klassik Open Air sowie das Familienkonzert haben sich zum festen Bestandteil des Nürnberger Kultursommers entwickelt. Wenn das Wetter gut ist, kommen pro Abend zwischen 70.000 und 80.000 Zuhörer in den Park. Projektbüro-Leiter Andreas Radlmaier beschreibt, worin er die Bedeutung der Konzerte sieht: "Die Veranstaltung führt zu einer stärkeren Identifikation der Bewohner mit ihrer Stadt und ihrer demokratischen Struktur. Es ist eine Vollversammlung der Stadtgesellschaft mit ihren Ethnien und Kulturen." Schließlich geht es auch darum, Gemeinsamkeiten in der fränkischen Halb-Millionen-Stadt trotz verschiedener Herkunft zu finden. Eine davon kann sein: Gemeinsam im Grünen klassische Musik zu hören, zu picknicken, sich zu unterhalten - einen fröhlichen Abend zu erleben.

Delegationen aus Nürnberger Partnerstädten wie Shenzhen in China oder dem mazedonischen Skopje informierten sich ebenfalls über die Zutaten für das Gelingen eines Klassik Open Air - man könnte die Konzertidee also fast als Exportschlager bezeichnen. Gerade im jungen, dynamischen Skopje suche man eine Identität, ein Zusammengehörigkeitsgefühl, meint Radlmaier. Der Kitt dafür könnte ein kulturelles Erlebnis sein. 

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