"Wischiwaschi": Nürnberger kritisieren SPD scharf

25.11.2017, 05:54 Uhr
"Die SPD hört zu", heißt das Motto der Veranstaltung.

© Hartmut Voigt "Die SPD hört zu", heißt das Motto der Veranstaltung.

Eigentlich waren ganz normale Bürger ins Karl-Börger-Eck eingeladen, gekommen sind allerdings hauptsächlich Parteimitglieder, Jusos und Mandatsträger. Viele sprachen Klartext: "Die SPD ist fett und faul geworden. Bei der Vergabe von Mandaten wird nicht nach den Fähigkeiten geschaut, sondern danach, wer die besten connections hat", meinte ein Genosse.

Bei dem Abend ging es um Werte, um klare Positionen und um politische Unverwechselbarkeit — aber kaum um die konkrete Frage, ob die Bundes-SPD doch wieder einer Großen Koalition zustimmen sollte. Wofür steht die SPD eigentlich — und zwar überzeugend? Zu vieles sei "Wischiwaschi", ist zu hören. Nur von sozialer Gerechtigkeit zu reden, um dann Hartz IV zu verabschieden — dass passte für viele an der Basis nicht zusammen. 

Dass sich ein ehemaliger Bundeskanzler Genosse Gerhard Sch. "den Bossen andient", hielt ein Diskutant ebenfalls nicht gerade positiv fürs Image der Partei. Und dass der Bundesvorsitzende Martin Schulz einem Flügel angehört, "der die SPD in den Ruin politisiert hat", auch nicht. Doch an der Person Schulz spalteten sich die Meinungen: Einer fand es "ganz gruselig, dass Kreise in der SPD Martin Schulz demontieren wollen".

"Viel verbockt"

Gerade beim Thema "soziale Gerechtigkeit" hat die SPD viel verbockt, erklärten Teilnehmer der Diskussionsrunde. Die Einschnitte ins soziale Netz durch Hartz IV liegen vielen Genossen schwer im Magen.

Die einstige Nähe zu den Gewerkschaften sei heute nicht mehr da: "Die spucken Gift und Galle gegen die Partei", meinte ein Sozialdemokrat, der auch gewerkschaftlich sehr aktiv ist,  und ächzt: Mit Gewerkschaftlern zu diskutieren, sei "keine Spaßveranstaltung"“

Ein Neumitglied sagte, die Partei mache Politik gegen ihr eigenes Klientel. Die Wirtschaft floriere, doch den Leuten gehe es immer schlechter: "Die Schwächsten sind immer schwächer geworden."

Die Nürnberger Stadträte Yasemin Yilmaz und Nasser Ahmed notierten eifrig die auf sie hereinprasselnden Anregungen. Am 7. Dezember will man bei einer zweiten Diskussion die Anmerkungen ausarbeiten und bei einem dritten Treffen geht es um konkretes Handeln.

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