Wo aus Glas große Kunst wird

18.7.2012, 19:52 Uhr
Wo aus Glas große Kunst wird

© Michael Matejka

Angesprochen sollen sich Menschen fühlen, die das Besondere, das Feine lieben – jenseits des Massengeschmacks. Wer findet, dass der Name „Prager Salon“ auch etwas Vornehmes hat, liegt damit bei dem Geschäft für Glas, Glaskunst, Schmuck und Accessoires wie Ledergürtel, Handtaschen, Schals nicht falsch. Doch edel heißt nicht automatisch teuer. Hier gibt es auch für kleines Geld Schönes – für sich oder als Geschenk für andere.

Wo aus Glas große Kunst wird

© Michael Matejka

Bevor der Prager Kunstsalon 2010 in die Räume am Hauptmarkt 16 gezogen ist, war er acht Jahre in der Augustinerstraße und danach sechs Jahre in der Winklerstraße beheimatet. Tschechische Kunst aber hat Inhaberin Vera Hinze schon vor 30 Jahren nach Nürnberg gebracht – in die Stadt, in die sie die Liebe verschlagen hat.

Zunächst präsentierte Hinze alljährlich auf der vorweihnachtlichen Kunstausstellung im Stadtmuseum Fembohaus Arbeiten von Künstlern aus ihrem Heimatland Tschechien. „Ich dachte, das muss doch interessant für Nürnberg sein“, sagt sie. „Ich wollte einfach eine neue Richtung einbringen.“ Eine Zeitlang versuchte Hinze außerdem, mit einer eigenen Agentur tschechische Künstler in deutsche Galerien zu vermitteln. „Aber das war zu Zeiten des Eisernen Vorhangs ungemein schwierig.“ Außerdem hätte ihre Provision die Werke verteuert und das konnte man sich nicht leisten. „Aber ich habe so viele Künstlerfreunde, die schöne Dinge machen. Also plante ich eine Galerie.“ Das Vorhaben scheiterte an den nicht vorhandenen finanziellen Mitteln. So entschied sie sich für ein Ladengeschäft.

 


Letztlich ist ihr Traum doch wahr geworden – hier am Hauptmarkt. 100 Quadratmeter ist das Geschäft insgesamt groß. Im Untergeschoss befindet sich auf rund 20 Quadratmetern die eigene Galerie, wo sie zwei- bis dreimal im Jahr Arbeiten tschechischer Künstler präsentiert. Noch bis zum 11. August sind etwa Arbeiten des namhaften Prager Keramik-Künstlers Ivan Jelinek zu sehen. Er formt seine Objekte, ungewöhnliche Beistelltische, mächtige Terrinen, Kannen und Schalen aus Porzellan und aus Ton.

Doch auch das Geschäft selbst ist Kunst pur – mit seiner schwarzen Zimmerdecke, der mit Glas verkleideten Verkaufstheke und dem mächtigen modernen Lüster aus mundgeblasenem Glas. „Wir haben hier viel Geld hineingesteckt“, sagt Hinze. Reich wird sie damit zwar nicht, aber sie kann davon leben, wie sie sagt. „Und wir sind mit viel Herzblut bei der Sache“, ergänzt Tochter Verena. „Es ist uns ein Anliegen, unseren Kunden schöne Dinge anzubieten, die man sich auch leisten kann.“ Wie bestellt, steckt eine Kundin die Nase ins Geschäft und ist augenblicklich hin und weg: „Wunderbare Sachen, einfach großartig.“

Wenn die Hinzes mundgeblasene Gläser aussuchen, Schalen, Vasen, Objekte von kleinen Glashütten und Manufakturen in Familienhand, dann ist das immer auch der Versuch, Tradition, Kultur und Fertigkeiten zu erhalten.

Wenn die Hinzes mundgeblasene Gläser aussuchen, Schalen, Vasen, Objekte von kleinen Glashütten und Manufakturen in Familienhand, dann ist das immer auch der Versuch, Tradition, Kultur und Fertigkeiten zu erhalten. © Michael Matejka

Tatsächlich wollen Mutter und Tochter Hinze mit ihrem Angebot an qualitativ hochwertiger Handwerkskunst gegen den Strom von Billig- und Massenware schwimmen. Wenn sie mundgeblasene Gläser aussuchen, Schalen, Vasen, Objekte von kleinen Glashütten und Manufakturen in Familienhand, dann ist das immer auch der Versuch, Tradition, Kultur und Fertigkeiten zu erhalten.

Schon ab 16 Euro ist die Replik eines mundgeblasenen böhmischen Glases zu haben. Für aufwändige, handgravierte Pokale mit Goldverzierung zahlt man zwischen 300 und 400 Euro. Künstlertassen aus Porzellan, allesamt Unikate, kosten etwa 40 Euro. Für den Betrag bekommt man auch von Hand gearbeitete, modische Halsketten aus fein geschliffenen Glasperlen. Etwas mehr anlegen muss man für Modeschmuck von Langani. Sollte hier – wider Erwarten – etwas kaputt gehen, bietet das Familienunternehmen aus Stuttgart auch einen Reparaturservice.

Die Glaskunst ist Vera Hinzes großes Steckenpferd. Der böhmische Glashersteller Moser aus Karlsbad braucht für eine Vase mitunter Monate. Die seit nunmehr 101 Jahren aufgelegte Gläser-Serie, die sich unter anderem in den Königshäusern von Spanien, Dänemark und Großbritannien findet, steht auch in den Vitrinen des Prager Salons. „35 Leute arbeiten daran, bis es fertig ist“, weiß Verena Hinze und zeichnet mit dem Fingernagel die zarten Rauten nach, die mit großer Achtsamkeit eingeschliffen werden. Lediglich zehn bis 15 Prozent der Produktion gehen laut Hinze in den Verkauf, alles andere sei Bruch. Das erklärt auch den Preis von 190 Euro für ein Sektglas von zeitloser Schönheit. Der Prager Kunstsalon ist ein guter Ort – zum Kaufen oder auch einfach nur zum Staunen.

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