Wöhrd: Nürnbergs Kleinstadt, die 1943 unterging

30.4.2016, 06:00 Uhr
Wöhrd: Nürnbergs Kleinstadt, die 1943 unterging

Der Verein "Geschichte für Alle" hat vor kurzem einen Stadtteilführer über Wöhrd herausgegeben, mit vielen historischen Abbildungen und Fotos. Mit dem Büchlein kann man sich selbst auf Entdeckertour begeben und der Vergangenheit nachspüren. Denn von Alt-Wöhrd ist kaum etwas übrig geblieben: nur zwei Häuser und der Pavillon im Cramer-Klett-Park. Die zerstörte Bartholomäuskirche wurde weitgehend dem Vorgängerbau entsprechend wieder aufgebaut.

Der Cramer-Klett-Park entstand durch Zusammenlegen mehrerer ehemaliger Privatgärten, hauptsächlich aus dem Tuchergarten und dem Garten des Cramer-Klett-Palais. Das hatte sich der Industrielle Johann Friedrich Klett erbauen lassen; es wurde ein Opfer des Zweiten Weltkriegs. Als einziges Gebäude der ursprünglichen Bebauung auf dem Gelände überlebte der kleine Apollotempel von 1823, der seit 1963 als Spielstätte für das Nürnberger Marionetten-Theater dient.

Nach dem Wegzug der Klett’schen Maschinenfabrik entstand um 1900 herum vor allem in den Gärten bei Wöhrd – die waren 1861 mit Wöhrd vereint worden – ein Wohnviertel für das gehobene Bürgertum. Beim Wiederaufbau in den 1950er Jahren versuchte man, dem alten Wöhrd die Grundstruktur einer Kleinstadt zu bewahren, verbreiterte aber die Straßen für den Verkehr. Die einstigen Verteidigungsanlagen entlang der Straßen Rahm und Schranke sind noch zu erahnen.

Daniel Gürtler: Wöhrd. Sandberg Verlag, 72 Seiten, 6,80 Euro.

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