Wöhrl über Zustände in Flüchtlingsheimen: "Ich schäme mich"

5.9.2014, 15:39 Uhr
Dagmar Wöhrl hat nach eigenem Bekunden schon viele Flüchtlingslager auf der Welt gesehen.

© Sippel Dagmar Wöhrl hat nach eigenem Bekunden schon viele Flüchtlingslager auf der Welt gesehen.

Seine Besuche in den Zelten an der Deutschherrn - und Frankenstraße haben Fred-Jürgen Beier geschockt. Er könne es kaum fassen, dass dort 300 Menschen ohne jede medizinische und soziale Betreuung auskommen müssten. Wenn noch mehr Asylbewerber kämen, könne von einer "absoluten Gratwanderung" gesprochen werden. Beier: "Eine Durchfallerkrankung, und die Sache wird hochproblematisch. Das selbst gestrickte System der Regierung funktioniert nicht."

Dass die Mitarbeiter der zuständigen Regierung von Mittelfranken für ihn weder erreichbar gewesen seien, noch die Stadt Nürnberg um Hilfe gebeten hätten, sei völlig unerklärlich. Auf eigene Initiative hin habe das Gesundheitsamt inzwischen mehrere kinder- und allgemeinärztliche Praxen in der Nähe der beiden provisorischen Unterkünfte gefunden, wo Betroffene im Notfall behandelt werden könnten. Zuvor seien die Menschen von Security-Mitarbeitern auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst verwiesen worden, der nur außerhalb der Sprechzeiten zuständig sei.

Überforderte Securitys

Nicht einmal eine Telefonbereitschaft gebe es bislang. Der Fall eines Kleinkindes, das in der zentralen Zirndorfer Unterkunft fast gestorben wäre, weil es zu spät zum Arzt gebracht wurde, hätte alle sensibilisieren müssen, meint der Amtsleiter. Auch dass die Flüchtlinge ganz ohne soziale Betreuung sich selbst überlassen sind, kritisiert Beier. Stattdessen würden die überforderten Securitys mit Fragen bombardiert.

Harte Worte findet auch die Nürnberger CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl, die nach eigenem Bekunden schon viele Flüchtlingslager auf der Welt gesehen hat, nach einem Besuch vor Ort. Die aktuelle Flüchtlingspolitik werde Bayerns hohen Ansprüchen nicht gerecht und sei ein Schandfleck, klagt sie. Selbst jetzt, wo der Notfall eingetreten sei, verschanze man sich noch hinter der Bürokratie anstatt anzupacken. Dagmar Wöhrl: "Ich schäme mich."

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