Won und Planet schließen - Wohin ziehen Nachtschwärmer jetzt?

11.6.2014, 05:58 Uhr
Noch wird im Won gefeiert. Spätestens in einem dreiviertel Jahr soll damit jedoch Schluss sein. Mit dem Wegfall zweier Großraumdiskotheken wird es wohl noch mehr Feierwütige in die Kneipenmeilen ziehen.

© Stefan Hippel Noch wird im Won gefeiert. Spätestens in einem dreiviertel Jahr soll damit jedoch Schluss sein. Mit dem Wegfall zweier Großraumdiskotheken wird es wohl noch mehr Feierwütige in die Kneipenmeilen ziehen.

"Ich kenne das ja selbst", erklärt Eike Steffen, der Geschäftsführer der Diskothek "Goija" am Hautbahnhof. "Man sitzt in einer Bar, es ist gemütlich, die Musik wird aufgedreht - warum sollte man dann noch weiterziehen?" Diese Bequemlichkeit der Gäste, verbunden mit dem kostenlosen Eintritt in die Kneipe, bezahlen einige Discos mit ihrer Existenz. Nach dem Aus für die einstigen Platzhirsche "Won" und "Planet" blicken viele Disco-Betreiber mit Sorge in die Zukunft.

Sie mussten für eine Disco-Konzession viel Geld auf den Tisch legen, haben in Soundanlagen investiert, bezahlen die Gagen von Discjockeys und kriegen die Kosten nur durch hohe Gästezahlen wieder rein. Nun sehen sie sich übervorteilt von Kneipen-Wirten, die einfach eine Musikfolge abspielen und zu später Stunde ihre Billig-Anlage ausreizen. "Die Stadt und das Ordnungsamt müssen mehr machen!", fordert etwa Eike Steffen vom "Goija".

Problem für Betreiber

Tatsächlich sollen nun zwölf bis sechzehn Kneipen in der Innenstadt genauer unter die Lupe genommen werden. "Wir sind gerade dabei, das Vorgehen mit dem Bauplanungsamt abzustimmen", sagt Robert Pollack vom Ordnungsamt. Im Kern geht es um die Frage, ob die Betriebe, die als Schank- und Speisegaststätten firmieren, vielleicht schon als Vergnügungsstätten - in diesem Fall als Diskothek - gesehen werden müssen. Dann nämlich hätten die Betreiber ein Problem: Stellt sich heraus, dass in einer Bar eher das Tanzen als die Bewirtung im Vordergrund steht, gilt sie als Disco. Diese dürfen jedoch in manchen Gebieten gar nicht gebaut werden.

"Die Betreiber müssten ihr Konzept dann so überarbeiten, dass ihr Lokal wieder einer Schank- und Speisegaststätte entspricht", erklärt Pollack die Alternative zur Schließung. Befindet sich eine als Schank- und Speisegaststätte deklarierte Disco hingegen in einem Gebiet, das Vergnügungsstätten gestattet, so müssten die Betreiber einen Antrag auf Nutzungsänderung stellen.

Außerdem hätten sie teils teure Umbauten, etwa im Hinblick auf Lärm- und Brandschutzmaßnahmen, vorzunehmen. Die Namen der betroffenen Innenstadt-Lokale, die das Ordnungsamt kontrollieren will, wollte Pollack gegenüber der NZ nicht nennen. "Die Betreiber wissen selbst noch nichts davon", sagt er.

Nachtschwärmer ziehen von Bar zu Bar

Die Alkoholverbotszonen, die vor allem wegen der nächtlichen Randale rund um "Won" und "Planet" geplant wurden, sollen indes trotzdem kommen, betont Pollack. Unklar ist derzeit jedoch noch, wie das neue Alkoholkonzept genau aussehen wird. Im Juli will das Ordnungsamt dem Rechts- und Wirtschaftsausschuss der Stadt einen Entwurf vorlegen. Ob es nach dem Ende der Großraumdiskotheken, die Platz für Tausende Feierwütige hatten, neue Brennpunkte im Stadtgebiet geben wird? In den vergangenen Jahren hat sich in Deutschland und Österreich ein Trend entwickelt: weg von Großraumdiscos, hin zu kleineren Tanzlokalen und Studentenschuppen. Statt die ganze Zeit an einem Ort zu verweilen, ziehen Nachtschwärmer von Bar zu Bar.

Solche Kneipentouren bieten sich vor allem rund um die Klaragasse und östlich des Hauptmarktes an, in der Inneren Laufer Gasse. Hier eröffneten in den letzten Monaten sehr viele Lokale und bilden nun eine Kette aus dicht an dicht drängenden Bars. Zuerst Cocktails trinken, dann Hip-Hop tanzen gehen, am Ende Rockmusik hören - die neuen Weggehstraßen sind wie eine Riesendisko ohne Türsteher mit vielen Tanzflächen. Außerdem hat die Stadt gerade im Sommer an Anziehungskraft verloren, wenn es darum geht, junge Leute aus dem Umland zu locken.

Kirchweihen stehen bei der Jugend schließlich hoch im Kurs. Die Notwendigkeit, sich abends ins Auto setzen zu müssen, um feiern zu können, entfällt für viele. In diesem Sommer dürfte auch die Fußball-WM das Loch in den Kassen der Discobetreiber vergrößern, weil die Gäste lieber zum Public Viewing gehen als zum Tanzen.So ist es auch zu erklären, dass die "Nachtschicht" an der Zeltnerstraße im Sommer immer schließt, um zu renovieren.

Auf der Facebookseite kündigen die Betreiber der Disco aber an, zu einem noch unbekannten Zeitpunkt wieder eröffnen zu wollen. Das Alkoholverbot wird kommen. Unklar ist derzeit noch, in welcher Form dies der Fall sein wird. Im Juli wird dem Rechts- und Wirtschaftausschuss ein Entwurf vorgelegt.

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