Workshop zu geplantem Hochhaus in Langwasser enttäuschte

22.10.2016, 06:00 Uhr
Die Diskussionen über den Neubau des St. Gundekar-Werks ebben nicht ab.

© BEHNISCH ARCHITEKTEN Die Diskussionen über den Neubau des St. Gundekar-Werks ebben nicht ab.

Im Juni hatte das St.-Gundekar-Werk im Gemeinschaftshaus Langwasser über seine Pläne informiert — um mehr handelt es sich noch nicht, denn bevor auf dem Eckgrundstück an der Leuschner- und der Julius-Leber-Straße ein Hochhaus gebaut werden darf, muss noch ein Bebauungsplanverfahren durchgezogen werden. Chef-Stadtplaner Siegfried Dengler hat grundsätzlich mit einem Hochhaus an dieser Stelle kein Problem. Dort stünden ja bereits welche, "wo, wenn nicht dort, sollte man in die Höhe bauen?". Er kenne die Bedenken der Anwohner, doch die Stadt müsse neuen, bezahlbaren Wohnraum schaffen. "Das St.-Gundekar-Werk ist auch nicht dafür bekannt, verdächtige Projekte zu planen." Er vertraue auf den weiteren Diskussionsprozess.

Das würde die Bürgerinitiative, die sich wegen des Projekts gegründet hat, auch gerne. Doch der Workshop sei enttäuschend gelaufen, sagt Anwohnerin Angela Lindner. "Die Architektin des Bauträgers hat lediglich die gleichen Pläne gezeigt wie im Juni." Grünen-Stadträtin Monika Krannich-Pöhler, die den Workshop begleitete, ergänzt: "Das Projekt hat große Auswirkungen auf die Nachbarschaft, die Umwelt und den Verkehr. Man sollte die Bürger nicht nur informieren, sondern einbeziehen." St.-Gundekar-Geschäftsführer Peter-Stephan Englert will sich zu dem Workshop nicht äußern. "Wir planen noch", mehr müsse die Öffentlichkeit nicht wissen.

Die Bürgerinitiative, zu der laut Lindner ein fester Stamm von sechs Nachbarn gehört, brachte zu dem Workshop eine 13-seitige Arbeitsmappe mit. Die Hauptkritikpunkte: Das neue Hochhaus verschatte die Reihenhäuser in der Leuschnerstraße und weitere, kleinere Gebäude im Umfeld. Die alten Bäume, die auf dem zu bebauenden Garagenhof und auf Nachbargrundstücken stehen, müssten bedacht werden. Das Parkdeck sei überdimensioniert, die Zufahrt über die Leuschner- und die Julius-Leber-Straße unzumutbar. Lärm, Abgase und die Lichter der Autos seien eine enorme Belastung, zudem seien hier morgens viele Kinder unterwegs.

Das geplante Boardinghouse, in dem für kurze Zeit Wohnungen vermietet werden sollen, passe nicht in ein Wohngebiet. St. Gundekar habe signalisiert, die Zahl der Wohnungen in dem Beherbergungsbetrieb zu reduzieren, sagt Krannich-Pöhler. Sie kritisiert, dass in dem Hochhaus hauptsächlich Zwei-Zimmer-Wohnungen geplant seien, jedoch Wohnraum für Familien benötigt werde. "Ich bin für Nachverdichtung, aber man muss auf Qualität achten. In Langwasser-Süd muss man sehen, was das soziale Gefüge noch verträgt. Wir wollen den Stadtteil nicht kaputtmachen lassen."

Die Anwohner haben 170 Unterschriften für eine Petition gesammelt. Die Übergabe steht — genauso wie ein zweiter Workshop — noch aus.

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