Zeitenwendeplatz: Kümmerliches Dasein als Parkplatz

6.9.2015, 21:03 Uhr
Zeitenwendeplatz: Kümmerliches Dasein als Parkplatz

© Michael Matejka

Mehrere Fachwerkhäuser stehen nebeneinander, jedes mit kleinem Garten. dazwischen wirft ein Haus mit roter Klinker-Fassade seinen Schatten auf den Platz. In einem Garten steht neben den Beeten eine Wasserpumpe. Wer sich am Zeitenwendeplatz an der Eibacher Hauptstraße aufhält, kann sich das frühere Leben in den Dörfern vor der Nürnberger Stadtmauer gut vorstellen.

Dabei stand es eine Zeit lang nicht gut um die Häuschen aus dem 17. Jahrhundert: Erst durch aufwendige Sanierungsmaßnamen konnte der Bauernhof am Zeitenwendeplatz 2009 wieder bezogen werden. Die Holzbalken waren verfault und von Schädlingen zerfressen. Ein weiteres Haus wird derzeit bearbeitet. Die Fassade ist komplett abgetragen, lediglich die Holzbalken des Fachwerks sind übrig. Wer durch das Gerüst blickt, kann ins Innere des Spitzdaches sehen.

Der ehemalige Schillerplatz wurde kurz nach der Eingemeindung Eibachs im Jahr 1922 in Zeitenwendeplatz umbenannt. Die eigentliche Fläche ist „betoniert und tatsächlich mehr Parkplatz und Wendekreis als ein Ort zum Verweilen“, sagt Benjamin Schimmel. Seit einem halben Jahr ist er Pfarrer in der evangelischen Johanneskirche. Sie liegt zwar nicht direkt am Platz, doch ein Begegnungszentrum der Gemeinde ist hier beheimatet. Vor dem Gebäude reiht sich ein Auto an das nächste. Vor allem die Besucher der Zeitenwende-Gaststätte nutzen die Fläche, um den fahrbaren Untersatz abzustellen. Ob die Gemeinde die Fläche nutzt? „Der Bus zur Konfifreizeit startet hier“, sagt der Pfarrer.

Wichtige Route

Zeitenwendeplatz: Kümmerliches Dasein als Parkplatz

Mehr ist auch nicht möglich. Die Freiwillige Feuerwehr Eibach ist am Zeitenwendeplatz zu Hause. Das rote Löschfahrzeug steht einsatzbereit nur wenige Zentimeter hinter einem teilweise durchsichtigen Tor. Über den Platz gelangt der Löschzug auf die Eibacher Hauptstraße und macht sich auf den Weg zu den Einsatzorten. Aufenthaltsmöglichkeiten gibt es am Platz keine. Genutzt wird der Platz zum Parken oder als Zufahrt für die Anwohner. Ein paar Bänke und ein Sandkasten sind mit einem Bauzaun provisorisch umstellt. Sie gehören zum Kindergarten und sind nicht öffentlich zugänglich.

„Wenn die Feuerwehr zu einem Einsatz muss, kann sie nicht erst um Bänke oder Grünflächen kurven“, sagt Michael Kraus. Trotzdem wünscht sich der Vorsitzende des Vorstadtvereins ein bisschen mehr Sitzgelegenheiten in der Gegend, gerade auch an der Hauptstraße entlang. „Damit möchte ich demnächst wieder an die Stadt herantreten.“ Auch etwas mehr Grün fände er schön.

Michael Kraus nutzt den Zeitenwendeplatz als Parkfläche. Für eine Umgestaltung sieht er wegen der Feuerwehrzufahrt wenig Chancen. „Man nimmt den Platz gar nicht bewusst wahr. Er führt ein kümmerliches Dasein“, fasst Kraus zusammen.

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