Ziehen bald Flüchtlinge in Görings Ex-Jagdhaus?

29.10.2014, 15:57 Uhr
Ziehen bald Flüchtlinge in Görings Ex-Jagdhaus?

© Brigitte Held

Dass die Regierung von Mittelfranken das denkmalgeschützte Gebäude auf der Suche nach Flüchtlingsunterkünften in den vergangenen Wochen mehrmals besichtigt hat, stimmt Manfred Wirsing hoffnungsvoll. Der Geschäftsführer des Schullandheimwerks Mittelfranken, der noch bis 2020 einen Pachtvertrag für das Haus im Ortsteil Pfeifferhütte hat, möchte das leere Haus am Alten Kanal lieber heute als morgen loswerden.

„Es war immer schon ein Draufzahlgeschäft“, seufzt er. Vier Schullandheime betreibt sein Verband. Das fünfte, Pfeifferhütte, ist längst ein Klotz am Bein. Zwar kostet der angeblich noch intakte Bau mit dem weitläufigen Garten hinterm Stacheldrahtzaun das Schullandheimwerk keinen Cent Miete; doch er muss im Winter geheizt und von einem Hausmeister ständig in Ordnung gehalten werden.

Schon seit 2012 steht er leer. In der Nachkriegszeit war er ein Waisenhaus, später Tbc-Heilstätte und Kurhaus für magersüchtige und übergewichtige Kinder. 1982 vermietete es die Stadt ans Schullandheimwerk. Inzwischen ist es zu klein geworden, da heute immer zwei Parallelklassen ins Schullandheim fahren. Das in der NS-Zeit gebaute Gebäude jedoch bietet lediglich 30 Schlafplätze. Außerdem, so heißt es im Nürnberger Liegenschaftsamt, entspreche Pfeifferhütte nicht mehr den geltenden Brandschutz-Vorschriften. Sollten aber Quartiere für Flüchtlinge dringend gebraucht werden, käme Pfeifferhütte trotzdem infrage, so Amtssprecher Wolfram Gäbisch. Die Infrastruktur sei da, Großküche, Speisesaal, Mehrbettzimmer und Bäder vorhanden.

Warum verkauft die Stadt die idyllisch gelegene Immobilie im Landkreis Nürnberger Land nicht einfach? Hier werden die Antworten ein wenig schwammig. Man prüfe andere Lösungen, man warte, ob Asylbewerber einziehen, man wolle das Haus noch nicht offiziell zum Kauf anbieten — so richtig festlegen will man sich nicht im Liegenschaftsamt.

Geschickte Tarnung

Dahinter verbirgt sich die Sorge, dass Görings einstige Jagdresidenz im altfränkischen Stil rechtsradikale Käufer anziehen könnte. Ralph Ollert, Stadtrat der Nürnberger Bürgerinitiative Ausländerstopp, habe vor längerer Zeit in Sachen Pfeifferhütte schon einmal nachgefragt.

Das sei abgewehrt worden. Doch bekanntlich tarnen sich Immobilien-Interessenten aus einschlägigen Neonazi-Kreisen geschickt und die Verkäufer merken manchmal erst hinterher, wem sie ihr Haus da überlassen haben.

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