Zoo in Not: Keine Mistkäfer für den Nürnberger Tiergarten

28.12.2017, 05:52 Uhr
Zoo in Not: Keine Mistkäfer für den Nürnberger Tiergarten

© Roland Fengler

Nun ist es ja nicht so, dass die Mistkäfer eine akut aussterbende Art wären. Im Gegenteil: Sie laufen noch in Massen herum und erbringen eine nicht zu unterschätzende Arbeit für die Natur. Tiergarten-Direktor Dag Encke ist absolut fasziniert: "Es ist ein Wahnwitz, was die Käfer leisten. Ohne sie wäre die Serengeti in wenigen Wochen meterhoch zugeschissen."

Die Pillendreher verarbeiten den Kot der Tiere in Fraß- oder Futterpillen, andere Mistkäfer arbeiten die Exkremente ins Erdreich ein. Sie sind also die Müllbeseitigung der Natur. Mehr noch: Die wissenschaftliche Forschung an Dungkäfern ist derzeit groß im Trend. Anhand ihres Kots kann man die genetischen Spuren ihres Lebensraums analysieren. Bei ihnen konzentriert sich sozusagen die DNA einer Gegend - ein interessantes Wissensgebiet.

Kein Wunder also, dass Biologe Encke die afrikanischen Skarabäen unbedingt am Schmausenbuck ansiedeln will. Schließlich legt der 52-Jährige Wert darauf, dass Besucher im Tiergarten biologische Zusammenhänge erkennen und darüber nachdenken. Daher war für ihn klar, dass rund 2500 Pillendreher in das soeben für knapp eine Million Euro sanierte, ehemalige Flusspferdhaus einziehen.

Akute Käfer-Knappheit

Doch die Ernüchterung folgte umgehend. Vor Monaten hatten ihm Händler zugesagt: kein Problem. Doch als der Zoo-Chef jetzt einige Käfer-Kohorten bestellen wollte, bot man ihm gerade mal 20 Exemplare an. Warum eine akute Käfer-Knappheit ausgebrochen ist, konnte Encke nicht klären.

Bis tief in die Nacht recherchierte der Zoo-Chef im Internet - vergeblich. Nun hofft er, mit einem direkten Draht zu südafrikanischen Nationalparks doch noch zu seinen begehrten Skarabäen zu kommen. Falls auch diese Bemühungen versanden, will er sich bei Insektensammlern in Usbekistan umtun.

Zoo in Not: Keine Mistkäfer für den Nürnberger Tiergarten

© Helmut Mägdefrau/Tiergarten

Für ihn steht fest: Die Pillendreher müssen unbedingt her. Die üppige Mistkäfer-Population wenige Meter entfernt im Lorenzer Reichswald nutzt ihm allerdings nichts. Denn er braucht Insekten, die auf das Klima des Wüstenhauses geeicht sind.

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