Zu Besuch auf der Minigolfanlage am Marienberg

4.8.2015, 15:08 Uhr
Zu Besuch auf der Minigolfanlage am Marienberg

© Fotos: Manuela Prill

Bahn neun hat es in sich: Mit Schmackes muss der Ball über eine rote Plastikrampe in ein Netz geschlagen werden. Nach ein paar Fehlversuchen bringt Esther Chandhri sich und ihren Schläger erneut in Position, ein prüfender Blick in Richtung Ziel und - Zack, drin ist er! Na also, geht doch. Die 23-Jährige lacht zufrieden.

„Ich habe zuletzt im Kindergartenalter Minigolf gespielt“, verrät sie. Dass sie heute mit Mann Simon Weber und den beiden Töchtern (fünf und knapp zwei Jahre alt) mal wieder eine Partie spielt, sei eher Zufall. „Wir kamen beim Spazierengehen hier vorbei und haben uns spontan dazu entschlossen“, erzählt Chandhri.

Zu Besuch auf der Minigolfanlage am Marienberg

Die vier haben sichtlich Spaß, auch wenn die Kleinste sich noch mehr für das Drumherum in der großen baumbewachsenen Anlage am Marienbergpark interessiert (zum Beispiel für die zwei Eichhörnchen, die hier wohnen). Esther Chandhri ist der Meinung, dass beim Minigolf für alle Altersklassen was dabei ist: „Manchmal sind die Kinder besser als die Erwachsenen, manchmal umgekehrt“. Ums Gewinnen geht’s ihnen weniger. „Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Ehrgeiz schon mehr geweckt wird, wenn nur eine Gruppe Erwachsener spielt“, überlegt Simon Weber (26).

Schöner Zeitvertreib

Womit er Recht haben könnte. „Na ja, so ganz egal ist es mir nicht, wie viele Schläge ich brauche“, sagt Werner Rieß und schmunzelt. Der 65-Jährige hat soeben den Ball auf Bahn eins mit souveränen zwei Versuchen eingelocht und beobachtet, wie Tochter Corinna (31) sich so schlägt: Auch nur zwei Anläufe, das verspricht eine Partie auf Augenhöhe zu werden. Alle paar Jahre spielen die beiden ohne besonderen Anlass so ein kleines Vater-Tochter-Duell, einfach, weil es mal eine nette Abwechslung und ein schöner gemeinsamer Zeitvertreib sei.

Zu Besuch auf der Minigolfanlage am Marienberg

Es gibt aber auch Erwachsene, die hier regelmäßig aufschlagen. „Wir haben Gäste, die jede Woche kommen und sogar ihre eigenen Bälle und Schläger mitbringen“, erzählt Platz-Betreiberin Svetlana Steiert. Solche Profis hätten auch eine Portion Sportsgeist im Gepäck. Beim Minigolf gibt es zwar kein Handicap wie beim Golf, das es zu verbessern gilt, aber die eine oder andere Bahn mit nur einem Schlag knacken zu wollen, das sporne den Ehrgeiz schon auch an.

Vielleicht ist deshalb ein Besuch auf der Minigolfanlage recht beliebt als Betriebsausflugsziel. In Steierts Gästebuch finden sich neben Einträgen von Schulen und Kitas auch immer wieder Firmen und Vereine. Minigolf scheint tatsächlich nicht nur was für Kinder oder Familien zu sein. „Einmal hatten wir eine Hochzeitsgesellschaft hier und die Braut hat wirklich im weißen Kleid mitgespielt“, erinnert sich Steiert.

Zu Besuch auf der Minigolfanlage am Marienberg

Minigolf gibt es seit Mitte der 1950er Jahre. Der Schweizer Gartenarchitekt Paul Bongni hat die Bahnen mit den unterschiedlichen Hindernissen entwickelt und sich patentieren lassen. Das erklärt, warum Minigolfanlagen überall nahezu identisch sind und man sich noch heute die Zähne an den gleichen Hindernissen ausbeißen kann, wie seinerzeit in Ascona am Lago Maggiore, wo 1954 die erste genormte Anlage eröffnete.

Präzision ist gefragt

Die Regeln sind einfach: Ziel ist es, den Ball an jeder Bahn mit so wenig Schlägen wie möglich einzulochen. Hat man das mit sechs Versuchen nicht erreicht, werden sieben Punkte auf der Spielkarte notiert. Es geht also um Präzision. Macht das die Faszination von Minigolf aus? „Ja“, glaubt ein treuer Stammgast von Svetlana Steiert. „Jede der 18 Bahnen ist mit nur einem Schlag zu schaffen. Man muss nur wissen, wo genau man den Ball hinschlagen muss und man braucht eine ruhige Hand“, erzählt der ältere Herr, der aus purer Bescheidenheit seinen Namen nicht unbedingt in der Zeitung lesen möchte.

Mit dem großen Bruder, dem Golf-Sport, hat Minigolf wenig zu tun. „Das kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen“, sagt ein Vertreter des Golfclub am Reichswald. „Einzig das Putten, also das Spielen auf dem Grün, wo der Ball schließlich eingelocht wird, ist ähnlich.“ Herabschauen auf die Minigolfer will man dort aber nicht. „Es gibt sicher Golfer, die ab und an auch mal eine Runde Minigolf als Freizeitvergnügen spielen.“

Der Bahnrekord am Marienberg liegt seit letztem Jahr bei 26 Schlägen für den 18-Loch Parcours. Zum Beweis hat Svetlana Steiert die Spielkarte aufbewahrt. Geschafft hat das übrigens ein Minigolfer im doppelten Wortsinn: Der Rekordhalter war damals gerade mal zwölf Jahre alt.

Keine Kommentare