Nürnberger wird Zweiter beim Rennsteiglauf

26.5.2013, 15:33 Uhr
Nürnberger wird Zweiter beim Rennsteiglauf

© dpa

„Der zweite Platz ist für mich so viel Wert wie ein Sieg“, so Stegner. Er absolviert derzeit in Amberg ein Studium und war für die dortige Skivereinigung Amberg an den Start gegangen. „Danke für das Daumendrücken und die tolle Unterstützung.“ Schließlich musste sich der Extremläufer die letzten 15 Kilometer mit Wadenkrämpfen plagen. „Da habe ich jede Menge Zeit liegen gelassen“ .  Jetzt freut sich Carsten Stegner auf die Ultra-Trail-Weltmeisterschaft  in Connemare. 20 Jahre nach dem bislang letzten Auftritt im Nationaltrikot wird er am 7. Juli die deutschen Farben bei der Ultra-Trail-Weltmeisterschaft in Irland vertreten.

Stegner hatte sich vorgenommen, seine Zeit  von 5:26:37 Stunden aus dem Vorjahr zu unterbieten. Anfangs schien seine Vorgabe auch realisierbar. „Ich kam nach dem Start in Eisenach gut zurecht." Dort waren um sechs Uhr morgens 2256 Läufer bei frischen vier Grad aber trockenem Wetter den Supermarathon angegangen. „Christian und ich sind fast genauso gelaufen wie im letzten Jahr. Leider hat mir dann ab Kilometer 40 ein Begleiter gefehlt, bis dahin war Christian so nett, mit mir mit zu joggen“, so Stegner. „Auf den letzten Kilometern musste ich leider hin und wieder stoppen, da ich unheimliche Krämpfe hatte." Sein Fazit: „Ich bin überglücklich mit meinem Finish - bei einem Ultra kann man das nicht planen!“

Strecke schlammig und tief

Auch Seriensieger Seiler ist der Lauf diesmal deutlich schwerer gefallen. Im Vorjahr hatte er mit 5:10:20 Stunden einen neuen Streckenrekord erzielt. „Zum einen habe ich heuer weniger trainieren können, zum anderen war die Strecke an einzelnen Stellen schlammig und tief.“ Seiler hatte daher versucht, sich  das Rennen immer so einzuteilen, dass er die erste Hälfte mit Carsten Stegner zusammen laufen kann. „Danach hieß es nur noch überleben und durchschlagen.“

Über den „langen Kanten“ des Rennsteigs, einem historischer Grenzweg im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald gingen neben Stegner auch zahlreiche weitere Starter aus Mittel- und Oberfranken an den Start, schließlich ist die Region von Nürnberg in knapp zwei Stunden erreichbar. 

Andreas Straßner vom ESV Treuchtlingen kam in 05:45:29 Stunden als Achter ins Ziel,  Stefan Zäh (05:50:29) vom Geh-Punkt Weißenburg belegte Rang elf. Stefan Wolter (06:06:53) vom SCR Schnaittach lief als 18. ein.

Bei den Frauen belegte die Vorjahres-Zweite Katja Baumann vom Geh-Punkt Weißenburg diesmal mit 06:44:24 Rang fünf. Die Damenwertung gewann die Ludwigsburgerin Branka Hajek mit 06:15:45 Stunden. Sie läuft seit  fünf Jahren Distanzen über 100-Kilometer. „Heute war ich aber das erste Mal beim Rennsteiglauf und bin auch das erste Mal in den Bergen gelaufen.“ Kraft dafür hatte die Sportlerin in der Vorbereitung eine Woche lang im österreichischen Tirol „getankt“.  Ihr Wetter-Fazit: „Während des Laufs hatte ich tolle Sicht und sogar die Sonne schien. Ansonsten ist mir das Wetter egal. Ich kenne keine Gnade.“

Kultlauf wird immer internationaler

Ein Trend der letzten drei Jahre setzt sich damit fort: Die Thüringer sind bei ihrem Lauf auf der „Naturbühne Thüringer Wald“ kaum zu schlagen. Eine andere Entwicklung, nämlich die, dass der beliebte Kultlauf immer internationaler wird, hat sich ebenfalls bestätigt. Das belegt nicht nur das Starterfeld mit Teilnehmern aus 34 Nationen, sondern auch die Tatsache, dass sich Läuferinnen und Läufer aus Litauen, Norwegen, Großbritannien, Österreich und Ungarn beim Intersport-Marathon, vor allem aber beim E.ON-Supermarathon unter den besten Zehn platzieren konnten.

Die Stimmung in den Startorten Eisenach, Neuhaus und Oberhof und im Ziel in Schmiedefeld war wie in den Vorjahren fröhlich und herzlich. Tausende Schaulustige feuerten unterwegs die insgesamt 15.052 Rennsteigläufer am größten Crosslauf Europas auf den unterschiedlichen Strecken an. Das ist in der Geschichte des Rennsteiglaufs nach dem Rekord vom vergangenen Jahr sowie den Starterzahlen aus dem Jahre 2005 das drittbeste Gesamtergebnis. Bei den Anmeldungen, die vor dem Start bei 17.282 Teilnehmern lag, war dies sogar das zweitbeste Ergebnis. Bei einer Ausfallquote von nur 110 Aussteigern auf allen Strecken erreichten 14.942 Finisher das Ziel. Beim E.ON-Supermarathon kamen 2.158 Läufer in Schmiedefeld an. 75 nutzten die Ausstiegsmöglichkeit am Grenzadler, 40 Läufer stiegen vorher aus. 2.873 Marathonis und 6.326 Halbmarathonis beendeten ihren Lauf ebenfalls in Schmiedefeld. 41 Läufer auf der Marathon-, und 21 auf der Halbmarathonstrecke schafften dies nicht.

Dank an Helfer und Läufer

Vereinspräsident Jürgen Lange zeigte sich trotzdem sehr zufrieden: „Vielleicht haben die vielen negativen Wettervoraussichten die nicht an den Start gegangenen Läufer vergrault. Sie haben allemal was verpasst, denn in diesem Jahr war der Wettergott ein Rennsteigläufer, das Wetter war deutlich besser, als die Prognose!“ In der Tat blieb es bis zum Nachmittag rund um den Rennsteig trocken. Als es dann ein paar Regenschauer gab, war das Gros des Teilnehmerfeldes längst über die Ziellinie gelaufen.

  „Ein Kompliment geht an alle ehrenamtlichen Helfer, die wieder einmal dafür sorgten, dass unser Rennsteiglauf seinem guten Ruf mit seiner unvergleichlich herzlichen Atmosphäre alle Ehre machte. Sie verteilten 18.500 Original Thüringer Klöße, 30.000 alkoholfreie Getränke, 3000 Liter Haferschleim und rund 15.000 Bananen.  Erfreulich die Quote der Stammläufer. Mehr als 600 Teilnehmer waren schon 25 x mal und mehr dabei. Das ist einmalig in Europa.

Von Todesfall überschattet

Die allseits gute Stimmung wurde allerdings von einem Todesfall überschattet, der abseits des Laufgeschehens für Aufregung sorgte. Ein 56 Jahre alter Mann aus Nordrhein-Westfalen, der für den Lauf gemeldet hatte, wurde in Frauenwald tot aufgefunden. Der Mann hatte nach Angaben der Polizei einen schmiedeeisernen Zaun überklettern wollen. Dabei verletzte er sich so schwer, dass er starb.

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