Obdachlosen zu Tode getreten: Angeklagter schweigt

17.9.2014, 15:05 Uhr

Im Prozess um den Totschlag an einem Obdachlosen in Ingolstadt verweigert der Angeklagte jegliche Aussage. Mit den Worten "Ich sag' gar nix" beantwortete der 19-Jährige am Mittwoch vor dem Schwurgericht nicht einmal Fragen zu seiner Person. Ihm wird vorgeworfen, den 33-Jährigen vor einem Jahr umgebracht zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann wegen einer Persönlichkeitsstörung schuldunfähig ist. Sie will erreichen, dass er in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik eingewiesen wird.

Mutmaßlicher Täter und Opfer waren sich in der Nacht zum 10. September vergangenen Jahres nach einer gemeinsamen Zechtour in die Haare geraten. Der Streit eskalierte. Laut Anklage schlug der zur Tatzeit 18-Jährige - auch er im Obdachlosenmilieu unterwegs - dem Kontrahenten zunächst eine Bierflasche auf den Kopf, die dabei zerbarst. Anschließend soll der aus Eichstätt stammende junge Mann mehrfach auf den Kopf des am Boden liegenden 33-Jährigen eingetreten haben. Die Anklageschrift listet 37 Verletzungen auf. Tödlich war ein Fußtritt mit voller Wucht ins Gesicht des wehrlosen 33-Jährigen.

Der in Handschellen vorgeführte Angeklagte musste von seinem Pflichtverteidiger vor Beginn des ersten Prozesstages erst überredet werden, den Gerichtssaal zu betreten. Das Geschehen verfolgte er dort teilnahmslos, immer wieder vergrub er den Kopf in seinen Händen. Die Vorsitzende Richterin würdigte er keines Blickes. Der Verteidiger gab zu Protokoll, dass sein Mandant auch für ihn nur schwer "zu erreichen" sei.

Mehrere Zeugen bestätigten am ersten Prozesstag die Ermittlungen der Polizei, wonach Anwohner einer Siedlung am Tattag frühmorgens zwei männliche Stimmen hörten. Gegen 6.45 Uhr fand eine Frau den Toten in einem Grünstreifen vor einem Wohnblock.

Für den Prozess vor dem Ingolstädter Schwurgericht sind weitere Zeugen und fünf Sachverständige geladen. Das Urteil soll am 13. Oktober verkündet werden.