Oestheimer Trump: "Fake News" und Führerscheinprüfungen

1.3.2019, 14:27 Uhr
Bürgermeister Gottfried Haselberger (Jonas Niederreuther) gebärt sich in bester Trump-Manier.

© Marion Leidig Bürgermeister Gottfried Haselberger (Jonas Niederreuther) gebärt sich in bester Trump-Manier.

"I made Oestheim great again" verkündet der Bürgermeister Gottfried Haselberger (Jonas Niederreuther), der zugleich das "Gasthaus Möcht nicht heim" (Kulissenbau Karl Mönik­heim und Daniel Demmert) betreibt. Nach Meinung seiner Mutter Kläri Haselberger (Steffi Fuchs) ist er so frömmlerisch, dass er am liebsten beim Pfarrer auf dem Altar sitzen würde. Er ist ein richtiger Saubermann – oder? Seine Mutter und besonders seine Frau Bruni (Theresa Adlfinger) kommandiert er selbstbewusst herum. Er ist stolz, dass er in ein paar Tagen sein 25-jähriges Jubiläum als Bürgermeister feiern kann und dass in all den Jahren niemand gewagt hat, gegen ihn anzutreten.
Und dieses Jubiläum muss gebührend gefeiert werden: nicht der popelige Dorfpfarrer (der in allen Wahlkämpfen treu zu ihm gehalten hat) soll den Gottesdienst halten, sondern der Landesbischof. Die Köchin des Pfarrers, Fräulein Walburga Geistig, (Tina Hollenbach) gerät deswegen gehörig in Rage. Auf der Gästeliste steht auch der Landrat (Bernd Schenker), der mit seiner Frau Dörte (Nicole Köhnert) zu diesem Ereignis anreist.

Die Mitglieder der Oestheimer Theatergruppe haben sich den starken Beifall des Publikums redlich verdient.

Die Mitglieder der Oestheimer Theatergruppe haben sich den starken Beifall des Publikums redlich verdient. © Marion Leidig

Und auch die Nachwelt wird nicht vergessen: der berühmte Künstler Balduin Pimperlein (Markus Gaymann mit einem Hauch Wiener Schmäh) soll eine Büste von ihm modellieren, die in der Halle des Rathauses platziert werden soll.

Immer für ein Veilchen gut

Wichtiger Helfer des Bürgermeisters ist Willi Murkser, der zwar Gemeindemitarbeiter ist, aber zum einen keine große Leuchte ist und zum anderen unter dem Pantoffel seiner resoluten Frau Luise (Anja Leidig) steht, die notfalls auch für ein "Veilchen" an seinem Auge gut ist, wenn sie unbedingt einem Geheimnis auf die Spur kommen will.
Doch "wer hoch hinaus will, kann tief fallen". Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. In der Nacht fährt er ordentlich alkoholisiert und mit hoher Geschwindigkeit in eine Radarfalle. Der Lappen ist weg. Und das vermaledeite Foto der Radarkamera beweist, dass nicht Willi Murkser neben ihm saß. Aber noch steht er in dunklem Anzug, weißem Hemd, roter Krawatte und blonder Betonfrisur als Westentaschen-Trump in der Küche und kommandiert sein "Personal". Noch weiß er nämlich nicht, dass seine Frau Bruni heimlich bei Fahrlehrer Bodo Schnell (Benjamin Demmert), der sich gern mal in der Kneipe einen "Schnitt" genehmigt, ohne Erlaubnis ihres Mannes Stunden genommen hat. Er weiß nicht, dass sie just an diesem Tag ihre Fahrprüfung bestanden hat und das, obwohl sie seiner Meinung nach mit ihrem "Rehhirn" nicht einmal die Theorie schaffen könnte.

Es geht bergab

Von diesem Zeitpunkt geht es bergab mit seinem Ansehen. Um alle seine Rückschläge bei der Festvorbereitung schön zu reden wird er zum Meister, wenn es darum geht "alternative Fakten" zu erfinden. Die Alkoholgeschichte versucht er mit Hilfe von Willi Murkser zu vertuschen. Und im Dorf aufkeimende Gerüchte sind natürlich "fake news". Es hilft alles nichts: sein Saubermann-Image wird Stück für Stück demontiert.

Die Begrüßung der Gäste übernehmen Daniela Glück, Nathalie Rautenberg und Jule Wildermann, die den Zuschauern über Vorkommnisse beim alljährlichen Kartenvorverkauf berichten. Für die Maske sind in bewährter Weise Petra Mönikheim und Monika Schenker zuständig. Für Werbung und Layout war Sabine Rohn zuständig. Licht und Ton besorgen Matthias Wildermann und Steffi Fuchs.

Souffleur ist erstmalig Daniel Demmert. Regie führt Harald Hornung. Auch heuer wurden wieder die einzelnen Szenen bis ins kleinste Detail erarbeitet. Zum Beispiel die Trump-Parodie des Bürgermeisters unter Mithilfe des Künstlers  Balduin Pimperlein. Aber das ist nur ein Beispiel dafür, wie die Oestheimer mit gekonntem Spiel ihre Zuschauer unterhalten.

Es ließen sich noch etliche andere finden. So kommt es, dass die Spielzeit nicht – wie von der Autorin angegeben – zwei, sondern rund drei Stunden beträgt. Trotzdem kommt nie Langeweile auf, sondern ein Angriff auf die Lachmuskeln folgt dem anderen. Das Publikum dankte mit viel Szenenapplaus und starkem Schluss-Beifall.

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