Politiker wollen VGN-Preiserhöhungen abmildern

18.1.2019, 05:51 Uhr
Damit mehr Menschen den ÖPNV nutzen, wie hier die U-Bahn in Fürth, soll es auch attraktivere Fahrpreise geben, wünschen sich führende Politiker in der Region.

© Hans-Joachim Winckler Damit mehr Menschen den ÖPNV nutzen, wie hier die U-Bahn in Fürth, soll es auch attraktivere Fahrpreise geben, wünschen sich führende Politiker in der Region.

Hunderttausende Fahrzeuge verstopfen täglich die Straßen in Nürnberg, Fürth oder Erlangen, verunreinigen die Luft und verursachen ein Parkchaos. Die Politik ist sich deshalb eigentlich einig darüber, dass die meisten Pendler in öffentliche Verkehrsmittel umsteigen sollten. Dafür müssen diese aber attraktiver werden. Häufigere Fahrten, zusätzliche Linien und günstigere Angebote sind gefragt.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat für letzteren Punkt vor allem ein Konzept ins Spiel gebracht: das 365-Euro-Ticket, das bis zum Jahr 2030 in Bayern eingeführt werden soll. Dieses soll allerdings nur in den großen Städten gelten, also in München, Augsburg, Regensburg, Ingolstadt und Würzburg sowie in Nürnberg, Fürth und Erlangen.

"Das macht mehr Probleme, als es am Ende Nutzen bringt", ist VGN-Sprecher Manfred Rupp überzeugt. "Es darf nicht sein, dass das Angebot an den Stadtgrenzen aufhört und nicht großräumig im VGN gilt. So erzielt man nicht die gewünschten Effekte für Klima und Umwelt", betont Rupp.

Denn das Hauptproblem der großen Städte, die Einpendler aus dem Umland, werde so nicht gelöst. Diese würden von dem Ticket nicht profitieren und nach wie vor mit dem Auto kommen.


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Mindereinnahmen durch das neue Ticket müssten auf jeden Fall ausgeglichen werden. "Dafür kommt eigentlich nur der Freistaat infrage", meint Rupp.

Und der soll auch jetzt schon verstärkt einspringen. Denn bei Politikern in der Region wird der Wunsch immer lauter, künftige Preiserhöhungen, die wegen der steigenden Kosten eigentlich nötig wären, einzudämmen oder sogar auszusetzen. "Wir stehen wegen der Preise oft in der Kritik, gerade bei den Einzelfahrkarten ist wohl langsam eine Schmerzgrenze erreicht", sagt Rupp.

Für die Politiker in der Region sei es schwer zu vermitteln, dass die Preise immer weiter steigen. Deshalb sei eine Debatte darüber entstanden, künftige Tariferhöhungen auszusetzen oder abzumildern.

Geringere oder sogar komplett ausfallende Preiserhöhungen sollen vor allem Zuschüsse des Freistaats möglich machen. Auf diese gibt es berechtige Hoffnung, schließlich hat der Freistaat selbst einen Präzedenzfall geschaffen: Ab kommendem Jahr zahlt er pro Jahr zusätzlich 35 Millionen Euro an den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), um dort eine Tarifreform und damit eine Vergünstigung für viele Pendler möglich zu machen.

Dies hat wiederum den Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly, der gleichzeitig Vorsitzender des Zweckverbands VGN ist, dazu veranlasst, am 21. Dezember in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten Markus Söder um Zuwendungen in ähnlicher Höhe für den VGN zu bitten. Zur Einordnung: Die letzte VGN-Tariferhöhung sollte rund zehn Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen bringen.

Unterzeichnet wurde das Schreiben von allen Oberbürgermeistern und Landräten des VGN-Gebiets. Nur die Landräte aus Neumarkt und den Haßbergen fehlten, "aber auch nur, weil wir sie nicht so schnell erreichen konnten, wir den Brief aber unbedingt vor Weihnachten und den CSU-Klausuren in Seeon und Banz abschicken wollten", wie Michael Ruf vom Nürnberger Bürgermeisteramt betont.

Zwar gibt es keinen Anspruch darauf, Ruf geht aber nicht davon aus, dass der VGN komplett leer ausgeht. "Das wäre nicht vermittelbar, wenn in München geht, was in Nordbayern nicht möglich ist", meint er.

Das Verkehrsministerium will sich allerdings auf Anfrage nicht zu Malys Schreiben äußern. Und auch zur Einführung des 365-Euro-Tickets gibt es nur vage Auskünfte: "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir leider noch keine Aussage zur konkreten Ausgestaltung eines 365-Euro-Jahrestickets und zu den Kosten treffen, da diese insbesondere von den Gesprächen mit den kommunalen Spitzenverbänden abhängen. Die konkrete Mittelausstattung des ÖPNV ist Gegenstand der Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2019/20. Dem Ergebnis dieser Verhandlungen können wir nicht vorgreifen."


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Ein Problem hat das 365-Euro-Ticket freilich: seinen Namen. Denn so charmant die Idee mit dieser symbolischen Zahl ist, so schwierig ist es, künftig davon wegzukommen, wenn doch schon allein die Inflation ständig steigende Kosten fordert. "In Wien hat man damit momentan große Probleme", sagt Michael Ruf vom Nürnberger Bürgermeisteramt. Das bayerische Verkehrsministerium jedenfalls baut hier schon einmal vor: "Tariferhöhungen schließt die 365-Euro-Systematik nicht zwingend aus."

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