Postkartenmotiv erstrahlt in alter Pracht

10.2.2012, 11:29 Uhr
Postkartenmotiv erstrahlt in alter Pracht

© Stadt Dinkelsbühl

„Brusela“ heißt im Volksmund das Obere Tor am Marktplatz in Cadolzburg, Landkreis Fürth. Sein Name leitet sich von der gemächlich vor sich hinbruselnden Turmuhr ab. Dass sie als saumselig erschien, ist wahrscheinlich auf einen kuriosen Umstand zurückzuführen: Es gab nur einen Stundenzeiger. Die genaue Zeit mussten die Bürger schätzen.

Der Torturm war Mitte des 15.Jahrhunderts im Auftrag des Ansbacher Markgrafen als Teil der Befestigungsanlage zum Schutz des Marktes und der Cadolzburg errichtet worden. Nach umfangreicher Sanierung ist das Obere Tor wieder ein Blickfang im mittelalterlichen Ortsbild. Und auch die Turmuhr, so wird versichert, funktioniert bruselig-reibungslos.

Das aufpolierte Baudenkmal gehört zum kulturellen Erbe dieser Region wie Burgen, Schlösser und Kirchen, wie Bauern- und Bürgerhäuser aus vergangenen Epochen. Insgesamt 56 Punkte umfasst die Liste der Objekte, die der Bezirk Mittelfranken heuer besonders hervorhebt. Lob und Anerkennung für mustergültige Renovierung und Instandsetzung geht an die Besitzer — Privatleute oder Institutionen — der Bauwerke, die für ihren denkmalpflegerischen Aufwand manchmal einen hohen Preis zahlen.

Unter den bayerischen Bezirken hat Mittelfranken gerne eine Vorreiterrolle bei der Prämierung von Denkmälern übernommen. „Sie sind das, was den Dörfern und Städten ihre Unverwechselbarkeit verleiht“, schreibt Bezirkstagspräsident Richard Bartsch im Vorwort zum Jahresband der von einer Jury aus 97 Vorschlägen ausgewählten Objekte (das 94-seitige Begleitbuch „Denkmalpflege in Mittelfranken“ ist zum Preis von 15 Euro plus Porto beim Bezirk Mittelfranken, Danziger Straße 5, 91522 Ansbach, Tel. 0981/46645002, erhältlich).

Für den Bezirk sind Baudenkmäler mehr als das Wahrzeichen einer Ortschaft oder ein Blickfang in der Landschaft. Sie geben den Städten und Dörfern erst ein Gesicht, fördern in Zeiten der Globalisierung regionales Bewusstsein. „Dadurch, dass sie den Menschen in ihrem Lebensumfeld meist von klein auf vertraut sind, stärken sie regionale Identitäten und sind maßgeblich am Entstehen eines Heimatgefühls beteiligt“, ist Richard Bartsch überzeugt.

Brauhaus und Kasernenbau

Die Bandbreite der heuer prämierten Denkmäler reicht von Hausfiguren und Martersäulen bis hin zum Backofen in Schwabach und zwei Mühlen im Taubertal bei Rothenburg. Der barocke Kalvarienberg von Schnaittach ist zum Schmuckstück geworden wie das Pleinfelder Tor in Ellingen und das alte Brauhaus von Gnotzheim-Spielberg nahe Gunzenhausen. Auch ein Militärbau erstrahlt in neuem Glanz: die alte Infanteriekaserne in Erlangen, in der jetzt Studentenappartements untergebracht sind.



Eines der prachtvollsten Fachwerkgebäude Süddeutschlands ist das „Deutsche Haus“ in Dinkelsbühl. Die herrschaftliche Schaufront mit der üppigen Holzkonstruktion und dem reichen Figurenschmuck zeugen von der Baukunst der Renaissance und von der Blüte der ehemaligen Reichsstadt. Auf Karten und Postern wirbt das „Deutsche Haus“ seit vielen Jahren für die Wörnitzstadt. Nun erstrahlt das Postkartenmotiv in alter Pracht.

Verknüpft mit der 36. Denkmalprämierung des Bezirks ist eine Ausstellung, die bis zum 24. Februar im Foyer der Sparkasse Feuchtwangen und in modifizierter Form ab 16. März im Bezirksrathaus in Ansbach zu sehen ist. Weitere Infos unter Tel. 0981/46641031.

Keine Kommentare