Prozess in Hof: Nebenbuhler mit Gift-Cocktail getötet

23.7.2018, 10:29 Uhr
Von Montag an muss sich eine 37-Jährige vor dem Landgericht Hof verantworten - sie soll den Ehemann einer Freundin mit einem Giftcocktail getötet haben.

© dpa/ David-Wolfgang Ebener Von Montag an muss sich eine 37-Jährige vor dem Landgericht Hof verantworten - sie soll den Ehemann einer Freundin mit einem Giftcocktail getötet haben.

Sie verschanzt sich vor dem Blitzlichtgewitter der Fotografen hinter einem Aktendeckel, der Medienandrang ist groß: Wer ist diese Frau mit rotem Haar und barocker Figur, die bis vor kurzem noch in der Pfarrei Sankt Josef im Regensburger Stadtteil Ziegetsdorf als Ministrantin den Pfarrer unterstützte und nun als mutmaßliche Mörderin in Bamberg in Untersuchungshaft-Haft sitzt?

Oberstaatsanwalt Armin Zuber wirft ihr vor, am 13. November 2017 Manfred J. einen tödlichen Gift-Cocktail aus Orangen-, Maracuja- und Kirschsaft, versetzt mit Glykol, serviert zu haben - sie wollte den damals 64-Jährigen aus dem Weg räumen, den Partner ihrer Freundin Angelika O. heimtückisch töten, um weil sie ihn als Nebenbuhler sah. Ein grausamer Mord aus niederen Beweggründen, sagt der Ankläger, Manfred J. ist am 1. Dezember qualvoll verstorben.

Er wurde in der Nacht zum 14. November ins Fichtelgebirgsklinikum Marktredwitz eingeliefert, zunächst vermuteten die Ärzte einen Schlaganfall, dass er mit Glykol, die Chemikalie wird vor allem als Frostschutzmittel verwendet, vergiftet wurde, ahnte zunächst niemand. Zwei Wochen kämpften die Ärzte um Manfred J.s Leben - seine Nieren versagten, er erblindete, immer mehr Organe wurden angegriffen und versagten ihren Dienst. Am 1. Dezember starb er an multiplen Organversagen.

Bis heute leidet seine Freundin Angelika O. unter dem Verlust, an der Hauptverhandlung im Landgericht Hof nimmt sie nicht teil, sie könne die Begegnung mit der Angeklagten Miriam P. nicht ertragen, ist zu Prozessbeginn zu hören. Erwin Hubert, ein früherer BGH-Richter, vertritt die Frau sowie die beiden Töchter des getöteten Manfred J. als Nebenkläger, er fordert im Wege des Adhäsionsverfahrens mindestens 50.000 Euro Schmerzensgeld als Hinterbliebenengeld. Die beiden Töchter stammen aus erster Ehe, sie waren nach der Scheidung bei Manfred J. im oberfränkischen Nagel im Landkreis Wunsiedel geblieben; auch seine Ex-Frau verfolgt das Verfahren als Zuschauerin.

Angeklagte hatte "Schmetterlinge im Bauch"

Die Angeklagte Miriam P., die zuletzt als Altenpflegerin gearbeitet hatte, und Angelika O. kannten sich aus Regensburg - 2013 lernten sich Angelika O. und Manfred J. kennen, im Mai 2017 verließ sie Regensburg und zog zu Manfred J.; den Weggang ihrer Freundin verkraftete Miriam P., die seit 2004 selbst verheiratet ist, nicht. Sie begann regelrecht, ihr den Hof zu machen - überschüttete sie mit Aufmerksamkeiten und Blumen.

Über ihren Verteidiger Bernhard Löwenberg lässt sie schildern, "Schmetterlinge im Bauch" gehabt zu haben, als sie Angelika O. kennenlernte - und die Liebe zu Manfred J. überzeugte sie nicht, schon weil sich die beiden nicht immer zur Begrüßung geküsst hätten. Sie selbst habe nicht viel Erfahrung, im November 2017 plante sie, einige Tage mit Angelika und Manfred zu verbringen , so wollte sie herausfinden, ob Manfred der Richtige für Angelika sei oder Angelika doch ihrem Liebeswerben nachgeben würde.

Gift auf Amazon bestellt

Sie sei bereits mit der Flasche, die den tödlichen Mix aus Saft und Glykol enthielt, aus Regensburg angereist - ihr Ziel sei gewesen, Manfred nur einige Tage außer Gefecht zu setzen, im Idealfall hätte er einige Tage im Krankenhaus verbringen sollen, aus ihrer Sicht hätte ihr dies Zeit verschafft, mit Angelika O. zu sprechen. Sie habe gehofft, dass sich die Frau für sie entscheiden würde, sich von Manfred J. trennen würde. Den Tod von Manfred J. habe sie nicht gewollt. Sie wisse, dass sie sich eines Tages "vor dem höchsten Gericht verantworten müsse."

Nach ihren Internet-Recherchen handle es sich bei Glykol um eine Art Reinigungsmittel, sie habe das Zeug im Oktober bei Amazon bestellt. Die erste Strafkammer unter der Leitung des Vize-Präsidenten des Landgerichtes, Bernhard Heim, hat fünf Verhandlungstage angesetzt, bereits am Freitag soll das Urteil gesprochen werden.