Rechte Umtriebe: Vorwürfe gegen Adenauer-Enkel

18.3.2013, 15:53 Uhr
Rechte Umtriebe: Vorwürfe gegen Adenauer-Enkel

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Sein Großvater gehört zu den Begründern der CDU, gilt als Pionier der Europäischen Einigung. Der Enkel, Stephan Werhahn, hingegen soll den Freien Wählern die Tür in die Bundespolitik öffnen. Ironischerweise werben die Freien Wähler dabei um Euro-Skeptiker und grenzen ihren EU-Kurs von dem der derzeitigen Bundesregierung deutlich ab. Doch nun gibt es ganz andere Probleme um den Adenauer-Enkel, der als Spitzenkandidat in die Bundestagswahlen im November geht.

"Keine rechten Umtriebe"

Stephan Werhahn kandidiert ausgerechnet in Düsseldorf, einem wegen vermeintlich rechtsextremer Umtriebe in der dortigen FW-Fraktion geächteten Wahlkreis. Vor allem die Freien Wähler in Mittelfranken sehen darin ein Problem. "Wir Freie Wähler lassen uns durch diese inakzeptable Kandidatur Werhahns nicht in die rechtsextreme Ecke rücken und distanzieren uns von diesen Vorgängen", erklärte der Landesverband in einer Erklärung am Sonntagabend. Wehrhan solle seine Kanditur umgehend zurückziehen. Bis heute sei der Wahlkreis nicht als Ortsverband aufgenommen worden.

Auf Nachfrage der Online-Redaktion erklärte die FW-Landesvereinigung Nordrhein-Westfalen, dass dies nur ein "strukturelles Problem" sei. "In Düsseldorf gibt es zwei Kommunalverbände. Es kann allerdings immer nur einer als Ortsverband aufgenommen werden, deshalb warten wir eine eventuelle Fusion ab", erklärt Rüdiger Krentz, Vorsitzender der Landesvereinigung. "Die Kollegen aus Mittelfranken haben da wohl einiges durcheinander gebracht."

Einen der Kommunalverbände, die "Unabhängige Wählergemeinschaft für Düsseldorf", führt Thorsten Lemmer. Seine rechtsradikale Vergangenheit ist unbestritten. Vor knapp zehn Jahren erregte er durch seinen öffentlichen Ausstieg aus der Neonazi-Szene bundesweite Aufmerksamkeit. "Doch damit hat er abgeschlossen. Lemmer hat sogar eine muslimische Frau geheiratet und hält immer wieder Vorträge gegen den Rechtsextremismus", erklärt Krentz. "Er ist auch kein Parteimitglied der Freien Wähler. Das geht aufgrund seiner Vergangenheit nicht."

Krentz ist sich sicher, dass die Vorwürfe aus Mittelfranken aus dieser Vergangenheit resultieren. "Doch von rechten Umtrieben in Wahlkreis kann keine Rede sein." Sicherlich gebe es eine politische Vergangenheit der Verantwortlichen, in der Gegenwart spielen diese jedoch keine Rolle. Neben Lemmer bilden Chomicha El Fassi und Klaus Kirchner die Spitze des Kommunalverbandes.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung weist Werhahn die Vorwürfe als "absurd" zurück. "Das passt absolut nicht zu mir und in meine Familiengeschichte", erklärte der Adenauer-Enkel. Die Freien Wähler in Nordrhein-Westfalen seien noch lange nicht geschlossen, gerade deshalb lasse er sich in Düsseldorf aufstellen. Die Kandidatur sei also als Signal zu verstehen. Neben Werhahn wurde auch der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, dazu aufgerufen, Konsequenzen zu ziehen.

Derweil attestiert Werhahn den Freien Wählern "gute Chancen" bei der anstehenden Bundestagswahl. "Falls es ganz knapp nicht für die fünf Prozent reicht, dann schaffen wir den Einzug mit drei Direktmandaten in Gemeinden, wo wir ohnehin schon stark sind", sagt er in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Im Mai soll Werhahns Spitzenkandidatur dann auch fest beschlossen werden.

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