Rennsteiglauf sieht "Rekord für die Ewigkeit"

18.5.2014, 17:13 Uhr
Über 15.000 Teilnehmer machten sich am Samstag auf die Strecke.

© Peter Ehler Über 15.000 Teilnehmer machten sich am Samstag auf die Strecke.

Sie feierten vor allem Seriensieger Christian Seiler. Beim Supermarathon über 72,7 Kilometer hat der Thüringer mit einer Zeit von 4:50.56 Stunden seinen eigenen Streckenrekord um knapp 20 Minuten verbessert. Dabei waren bei seinem dritten Sieg in Folge auch 2439 Höhenmeter auf dem langen Kanten von Eisenach nach Schmiedefeld zu überwinden.

Christian Seiler ist damit nicht nur sein insgesamt neunter Coup beim Rennsteiglauf gelungen (3 x Sieger Halbmarathon, 3 x Marathon und nun auch 3 x Supermarathon), sondern zugleich auch ein „Rekord für die Ewigkeit“. Erstmals gelang es einem Rennsteigläufer, auf der Königsstrecke unter fünf Stunden zu laufen – und das auch noch deutlich und weit vor der Konkurrenz. Denn die Zuschauer mussten im Ziel knapp 50 Minuten warten, bis der Engländer Matthew Lynas in 5:44:06 Stunden über die Zielmatte kam.

"Die Laufzeit sagt eigentlich alles. Ich glaube schon, dass diese Zeit lange Bestand haben wird", sagte Seiler und wirkte nicht sonderlich erschöpft. "Solche Leistungen kann man nicht oft im Leben abfordern. Da bin ich schon stolz drauf. Heute hat einfach alles gepasst. Wenn ich das nächste Mal beim Rennsteiglauf mitlaufe, dann laufe ich nicht mehr auf Zeit, sondern widme mich etwas mehr den Tieren und Pflanzen am Wegesrand.“

Falschen Weg eingeschlagen

Mit insgesamt fünf Siegen, also sogar noch einen mehr als im letzten Jahr, hat sich der Freistaat Thüringen einmal mehr als Laufmacht beim GutsMuths-Rennsteiglauf (GMRV) etabliert. Die Heimstärke der Thüringer wurde lediglich von Karin Kern vom LAV Tübingen gebrochen, die bei den Frauen den Supermarathon für sich entscheiden konnte. Marathonsieger wurde Heiko Ludewig vom LTV Erfurt in 2:42.16 Stunden. Er profitierte dabei von einem Missgeschick der beiden führenden Favoriten, Marcel Knape (USV Erfurt) und Christian König (GMRV), die an einer nicht ausgeschilderten Kreuzung den falschen Weg einschlugen.

Bei den Frauen setzte sich mit Nicole Kruhme eine Mitfavoritin durch, die ebenfalls Vereinsmitglied des GMRV ist und nach ihrem Halbmarathonsieg vom vergangenen Jahr zum ersten Mal an den Start der 43,5 Kilometer langen Strecke ab Neuhaus/Rennweg ging. Ihre Zielzeit betrug 3:07:28 Stunden. Auf der Halbmarathondistanz lief der Deutsche Marathon-Vizemeister Marcel Bräutigam erwartungsgemäß auf den ersten Platz (1:10:17 Stunden). Etwas überraschend war der Sieg von Lydia Walther, die erst 2011 mit dem Laufsport begann und heuer zum zweiten Mal am Rennsteiglauf teilnahm.

"Rennsteiglauf forever!"

17.254 Anmeldungen sind insgesamt für den 42. GutsMuths-Rennsteiglauf im Meldebüro der Veranstalter in Schmiedefeld eingegangen. 15.559 Starter wurden schließlich auf den unterschiedlichen Strecken gezählt. Besonders erfreulich die Starterzahl beim Marathon. Hier standen immerhin 3.075 Läuferinnen und Läufer am Start. 2.251 Teilnehmer gab es beim Supermarathon und 6.550 beim Halbmarathon.

Für Franken vor der Haustür

Traditionell gehen beim Rennsteig auch viele Läufer aus Franken an den Start, liegt doch die Strecke quasi vor der Haustür. Christop Lauterbach von der FAU Erlangen belegte mit 5:49:26 Platz Acht. Carsten Stegner, in den Jahren 2013 und 2012 jeweils Zweiter, war heuer nicht am Start. Dafür ließen es die ambitionierten Läufer aus der Region gemütlicher aber genauso engagiert angehen. Gemeldet hatten wieder das Team Klinikum Nürnberg und Team Bittel.

Silke Kiel vom Laufteam Fürth war zum dritten Mal am Start. Die Extremläuferin bereitete sich hier für die 100 Kilometer von Leipzig vor. Viel Applaus bekam Ultraläufer Christoph Zitzmann. Der Nürnberger Geschäftsmann war zuletzt beim Marathon in Nürnbergs Partnerstadt Charkiv unterwegs und am Rennsteig in einem Superman-Kostüm viel beachtetes Fotomotiv. Applaus gab es freilich auch für die Rennsteiglegenden, die zum 40.Mal den Lauf absolvierten, wie etwa Roland Winkler, Gesamtsieger im Jahr 1976 mit damals 5:04 Stunden.

"Emotional bewegend"

„Wir haben hier und heute wieder einmal einen faszinierenden, spannenden und emotional bewegenden Rennsteiglauf erleben können, der eigentlich nichts zu wünschen übrig ließ“, lautete das Fazit des Präsidenten des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, Jürgen Lange. „Und ich freue mich besonders“, so Jürgen Lange weiter, „dass unsere Vereinsmitglieder mittlerweile das sportliche Niveau unserer Veranstaltung prägen. Rennsteiglauf forever!“.

Ähnlich sieht es Rennsteiglauf-Gesamtleiter Marcus Clauder: „Wenn man bedenkt, dass hier auf den Lauf- und Wanderstrecken eine Kleinstadt unterwegs war und weitere zehntausende Besucher in den Start- und Zielorten anfeuern und jubeln, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Organisation rundum gut geklappt hat. Ein Dank deshalb schon jetzt an alle unsere Partner, Helfer und Sponsoren, aber auch an die Läufer und Zuschauer.“

Selbstkritisch geht Clauder mit der Tatsache um, dass sich die beiden Spitzenläufer mit Aussichten auf den Marathonsieg, Marcel Knape und Christian König, aufgrund einer fehlenden Absperrung verliefen. „Das darf nicht passieren und wir werden nach dem Lauf genau analysieren, wo und wann uns welcher Fehler unterlaufen ist. Mir persönlich, aber auch allen Mitorganisatoren, tut dieses Malheur sehr leid.“

Ideales Laufwetter

Auch das sonst so gefürchtete Rennsteiglaufwetter hat den Teilnehmern und Organisatoren endlich einmal in die Karten gespielt. Leicht bedeckter Himmel, Temperaturen zwischen 6 Grad Celsius in der Frühe und 12 Grad am Nachmittag und kein einziger Regentropfen sorgten für ideale Laufbedingungen.

So konnte seit langem wieder einmal auf dem Zielgelände im Freien gefeiert werden. Auch hier ist die Bilanz rekordverdächtig: Insgesamt wurden Bratwürste in einer Gesamtlänge von acht Kilometern verkauft, 11.000 Äpfel, 14.000 Bananen sowie 3000 Liter stärkender Haferschleim an die Läufer ausgegeben.

18.500 Thüringer Klöße verdrückt

Schon vor dem Lauf verdrückten die Sportler 18.500 original Thüringer Sonntagsklöße, eine Tonne Gulasch und 2000 Rouladen, um fit für die große Breitensportveranstaltung zu sein.

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