110-Betrüger auch in Hilpoltstein scharf auf Beute

13.3.2018, 16:45 Uhr
110-Betrüger auch in Hilpoltstein scharf auf Beute

© Martin Gerten/dpa

Anfang März erscheint auf dem Display des Telefons die 110 mit Ortsvorwahl. Eine freundliche Frauenstimme ist in der Leitung: "Hier spricht die Polizei." Dass die Polizei anruft, ist für die meisten schon eine Ausnahmesituation. Doch die Anruferin baut zusätzlichen Stress auf. "Sie hat gesagt, dass in der Allersberger Straße eingebrochen wurde", sagt Opola. Einer der Täter sei gefasst worden, die anderen beiden seien flüchtig "Aber der eine, der hat eine Liste gehabt, auf der Ihr Name steht", so die Anruferin.

Da fährt der Schreck in die Glieder. Die Anruferin bittet Opola, Fenster und Türen zu schließen, das Telefon soll sie am Ohr behalten. Opola tut wie geheißen. Es ist Abend. "Ich hatte die Rollos noch oben und hatte das Gefühl, der steht schon im Garten. Das war sehr gruselig. Am Anfang hatte ich echt Panik."

Noch misstrauisch geworden

Immer wieder warnt die Polizei vor dieser Betrugsmasche, die nach dem "Enkeltrick" in Mode kam. Die Opfer werden Stress ausgesetzt, die freundlichen Stimme der vermeintlichen Polizei vermittelt Vertrauen, Sicherheit. Doch als die Betrügerin nach Konten und Geldkassetten fragt, um diese sicher zu verwahren, wird Opola misstrauisch. Oft hat sie schon von der Betrugsmasche gelesen, nun klingelt es.

"Ich habe gesagt, ich rufe zurück. Das wollte die Frau nicht, sie meinte ich würde in der Zentrale rauskommen. Dann wollte ich bei der Polizei in Hilpoltstein anrufen. Da meinte sie, ich würde Ermittlungen stören." Unbedingt sollte Opola in der Leitung bleiben, doch die legte dann auf: Alles richtig gemacht.

Opola will nun ihre Mitbürger warnen. Kürzlich wurde eine Bekannte, angerufen – ältere, alleinstehende Menschen sind das bevorzugte ZielAls Opola nun im Radio von ähnlichen Anrufen in Oberfranken hörte, meldete sich die bald 80-jährige Rentnerin bei der Zeitung. "Vielleicht hilft es ja. Ich habe auch immer gedacht, mir passiert das nicht."

110 kann nur angerufen werden

Opolas Sohn ging damals, zur Polizei, die soll von mehreren Anrufen gewusst haben. Aktuell sei es aber eher ruhig, im Januar die Hochzeit gewesen, so die Hilpoltsteiner Beamten gegenüber der RHV. "Mein Fehler war: Die Polizei ruft doch nie mit der 110 an", sagt Opola. Technisch ist das gar nicht möglich. Die Polizei warnt, diese Nummer auch nicht mit Ortsvorwahl zurückzurufen, dann lande man wieder in dem betrügerischen Callcenter. Der Notruf über 110 ohne Vorwahl ist aber immer möglich.

Weitere Verhaltenstipps der Polizei: misstrauisch sein, nicht unter Druck setzen lassen, keine Fragen zur finanziellen Situation beantworten. Von Amtspersonen den Dienstausweis zeigen lassen. Beim kleinsten Zweifel die Nummer der Behörde selbst heraussuchen, dort anrufen und nach dem Beamten fragen, der dort beschäftigt sein soll. Den Notruf 110 wählen, wenn ein Anruf verdächtig ist.

Schon Verhaftungen

Die Polizei befürchtet, dass ihr wegen der Anrufe nicht mehr getraut wird. Das Präsidium Mittelfranken hat im vergangenen Jahr eine achtköpfige Ermittlungskommission namens "EKO 110" eingerichtet. Damals, im ersten Halbjahr, hatte die Zahl der Anrufe im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2016 um 300 Prozent zugenommen – nur die gemeldeten Fälle (knapp 500).

Mittlerweile hat die EKO 110 erste Verhaftungen herbeiführen können. Trotzdem setzte die Polizei vor allem auf Prävention, ältere Menschen sollen vor der Masche gewarnt werden (siehe auch Angebot in Heideck, links). Insofern hat Opola alles richtig gemacht: "Vielleicht eine kleine Hilfestellung", sagt sie.

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