3000 Falken schwirren zum Willy-Brandt-Zeltlagerplatz

28.11.2015, 12:31 Uhr
3000 Falken schwirren zum Willy-Brandt-Zeltlagerplatz

© Foto: HiZ-Archiv/Irene Heinloth

Es werden beim Hauptcamp vom 23. Juli bis 5. August 2016 bis zu 3000 Kinder und junge Menschen im Alter zwischen sechs und 25 Jahren erwartet. Die Falken, wie sich die sozialistische Jugend nennt, und andere sozialistische Jugendgruppierungen gibt es zum Beispiel auch in Ländern wie Kamerun, Ghana, Indien, Palästina, Israel, Peru, Bolivien und in 20 europäischen Ländern zwischen England und Armenien. Vor dem Hauptcamp wird es noch jeweils ein einwöchiges Vor- und Nachcamp geben, sodass auch die Möglichkeit besteht, drei Wochen am Stück zu zelten.

Planung läuft auf Hochtouren

Vor zwei Jahren hat der Bundesvorstand der Falken bei der Bundeskonferenz beschlossen, dieses Camp, das erst zum dritten Mal auf deutschem Boden stattfindet, wieder in Reinwarzhofen zu organisieren. Seitdem läuft die Planung auf Hochtouren. Über die Homepages der 55 Mitgliederorganisationen im In- und Ausland und über soziale Netzwerke wird bereits fleißig die Werbetrommel für Teilnehmer und auch für Spenden gerührt.

Das IFM-Camp 2016 wird ganz im Zeichen der internationalen Freundschaft und der gelebten Demokratie stehen. Das Motto lautet „Welcome to another world“. Die Schwerpunktthemen sind Kooperation und Internationalismus, Gerechtigkeit und Inklusion, Krieg und Frieden sowie Kinderrechte und Mitbestimmung. Das Camp wird straff organisiert sein.

In Zeltdörfern werden je zirka 60 bis 80 Jugendliche aus verschiedenen Gruppen zusammenleben, ihren Alltag demokratisch organisieren und ihr eigenes Programm gestalten. Sechs bis acht Dörfer bilden eine Stadt wiederum mit eigener „Verwaltung“.

In einem weiteren zentralen Bereich finden Workshops auf Deutsch, Englisch und Spanisch statt. Weiter gibt es Kneipen und Raum für ein zentrales Programm. Eine Tageszeitung, die „Falken News“, informiert über das Tagesgeschehen. Die Teilnehmer bringen sich mit ein, indem sie Programmbereiche übernehmen, Dörfer und Städte organisieren, Cafeterias, Ruhe- oder Spielbereiche gestalten.

Der Organisationsaufwand ist enorm. Die Falken suchen noch viele Helfer, die beim Kochen, Putzen, Auf- und Abbau der Zelte, in der Technik oder als Sanitäter mitwirken. Bei zwei Vorbereitungsseminaren werden wichtige Punkte wie die Zeltlager-Demokratie sowie das Programm diskutiert.

Schon seit 1959 gibt es auf dem Reinwarzhofener Espan einen großen Zeltplatz. Eine Falken-Abordnung war im Jahr zuvor auf der Suche nach einem geeigneten Platz auf der Schafweide auf der Jurahochfläche fündig geworden. Im April 1959 fanden mit dem Reinwarzhofener Bürgermeister Fritz Knaupp, Gemeinderatsmitgliedern, Vertretern des Landratsamts und der Falken Verhandlungen statt. Reinwarzhofener Bürger berichteten, dass der Platz früher bereits von der Hitlerjugend genutzt worden sei.

Flurschäden durch Revierkicker

Es gab nicht nur wegen befürchteter Flurschäden große Bedenken. Auch die Untere Naturschutzbehörde erteilte hohe Auflagen, um das Trinkwasser ausreichend vor Verunreinigungen zu schützen. Dennoch konnte im Sommer das erste Zeltlager der Falken Westfalen-West über die Bühne gehen. Allerdings hatten „Revierkicker“ einen Acker verwüstet wurde. Der Bauer wurde umgehend entschädigt. Noch im gleichen Jahr wurde auch das erste Küchengebäude errichtet. Dieses wurde 1960 beim Zeltlager des Unterbezirks Dortmund eingeweiht. Das gesamte Material, von den Zelten bis zum notwendigen Werkzeug, kam mit der „Gredl“ nach Thalmässing. Den Transport nach Reinwarzhofen übernahmen amerikanische Soldaten der nahegelegenen Funkstation. Am 4. Juli reiste der erste Sonderzug mit 600 Jungen und Mädchen, aus dem östlichen Ruhrgebiet und dem Münster- und Sauerland an, um drei Wochen im Falkenstaat „Unsere Welt“ zu verbringen. Es gab ein großes Hallo: Hunderte von Thalmässingern begrüßten die Kinder neugierig, die Blaskapelle spielte auf. Das war auch für die Kinder aus dem Ruhrpott ein einmaliges Erlebnis. Die Reinwarzhofener Bauern fuhren das Gepäck der Kinder mit Traktorgespannen auf den Berg.

Dort bezogen sie ihre Zelte und übten sich spielerisch im staatsbürgerlichen Denken und im demokratischen Gestalten – die wesentlichen Ansätze der Zeltlagerpädagogik, die auch heute noch gelten.

In den vergangenen 56 Jahren haben unzählige Kinder und Jugendliche ihre Ferien auf dem Falken-Zeltlagerplatz verbracht, der nach wie vor durch den Verein zur Förderung der Jugendarbeit mit Sitz in Gelsenkirchen vertreten wird. Sie erkundeten den Raum Thalmässing auf Wanderungen und bevölkerten das Freibad. Immer wieder wurde der Platz ergänzt mit sanitären Einrichtungen und mit einer zweiten neuen Küche.

Wie schon 1965 und 1994 wird hier zum dritten Mal das Internationale IMF-Camp stattfinden. Beim Camp 1994 waren sogar der damalige Kanzlerkandidat Rudolf Scharping und Peter Brandt, der Sohn von Willy Brandt, vor Ort, um den Platz auf den Namen des ehemaligen Bundeskanzlers zu taufen.

Infos über das IFM-Camp 2016 gibt es unter www.wir-falken.de. Interessantes über den Zeltplatz ist unter www.willybrandtzeltlagerplatz.de zu finden.

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