50 Stunden anstrengende Arbeit haben sich gelohnt

16.5.2011, 00:00 Uhr
50 Stunden anstrengende Arbeit haben sich gelohnt

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250 Filme waren es dieses Mal, die das Duo zusammen mit 20 Juroren sichtete, um schließlich 27 davon bei den 17.Thalmässinger Kurzfilmtagen zu zeigen. Über 50 Stunden anstrengende Arbeit seien das gewesen, erzählt Hans Seidl.

Schon lange vor Beginn sitzen über 200 Zuschauer aller Altersklassen dicht gedrängt im Thalmässinger Bunker. Die Veranstaltung ist inzwischen Kult geworden. Noch einmal kurz durchgelüftet, dann beginnen Hans Seidl und Peter Hauke mit der Ansage. Humorvoll und locker stellen sie die Filme vor, soweit die Inhalte diese Form der Präsentation zulassen. Denn das Gezeigte ist nicht nur lustig und unterhaltsam, sondern macht oft auch nachdenklich, bisweilen ist es sogar schockierend.

Acht Filmemacher sind am ersten der beiden Filmtage im Bunker und stellen ihre Werke vor. Den Beginn macht  der im Format Digi Beta erstellte Zeichentrickfilm „Be Nice“. Es ist eine zunächst heitere Gute-Nacht-Geschichte, die aber im Chaos endet.

Dann wirft Heiko Hochmuth aus Moosburg an der Isar seinen mächtigen 35-Millimeter-Projektor an. Rund 50 Jahre ist dieses beeindruckende Erzeugnis feinmechanischer Präzisionsarbeit alt. 

Die 2000-Watt-Projektionslampe leuchtet gleißend auf und projiziert den in Marrakesch gedrehten Film „Khalid“ auf die Großleinwand. Es ist die Geschichte eines auf sich selbst gestellten marokkanischen Jungen.

Obwohl Freitag, der 13., klappt an diesem Abend alles wie am Schnürchen. Dafür sorgen unter anderem der „Operateur“ Hochmuth an seinem Filmprojektor sowie Thomas Harrer und Benedikt Seidl am großen „Voll-HD-Beamer“. Natürlich sind auch gegen Hunger und Durst Vorkehrungen getroffen.

Zwischen Konstruktion und Destruktion bewegt sich die Totenstadt „Nekropolis“, im DVD-Format gedreht. Etliche Filme wurden mit handelsüblichen Digital-Fotokameras aufgenommen, die inzwischen oft auch erfolgreich zum Filmen eingesetzt werden können. Nach der Geschichte über die außergewöhnliche Begegnung mit einem Käfer wird in „Stop-Motion-Animation“ der Sand am Meeresstrand zum Leben erweckt. Ergreifend wird in „Kabul ist kein Krieg“ die zarte Romanze zwischen dem deutschen Mädchen Paula und ihrem afghanischen Klassenkameraden Hamdi geschildert. Hamdi und seine Eltern werden schließlich „abgeschoben“.

Nur 99 Stunden Zeit hatte Jochen Donauer Zeit, um „Murphy’s Love“ zu erstellen. Der Wettlauf mit der Zeit begann. Herausgekommen ist eine frisch-fröhliche Komödie. In den knapp zwei Minuten geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Begeisterter Applaus zeigt, wie gut diese Produktion gefällt. Stille herrscht im Saal bei „Skotos – Dunkelheit“, dem ergreifenden Schicksal eines Blinden. Dann verteidigt ein kleiner Vogel in einer Zeichentrick-Animation erfolglos seinen Ast, bevor ein Mann im Web-Zeitalter den Anschluss an die Wirklichkeit verliert und tragisch endet. Originell preist der einzige Bildersänger der Welt seinen „Wandteller des Hungers“ als brotlose Kunst an. Faszinierende Makrobilder aus der alltäglichen Umgebung folgen, bevor zwei Mädchen in „Vater unser“ von ihrem verstorbenen Vater auf ihre Weise Abschied nehmen.

Brutales Ende

 Völlig überraschend und brutal endet ein Flirt an der Bar-Theke. André Albrecht aus Ornbau ist in diesem DVD-Film  für Regie, Buch und Schnitt verantwortlich. Dann spielt noch einmal die 35-Millimeter-Filmtechnik ihre Trümpfe aus. Vor allem die Münchner U-Bahn ist Schauplatz in „Beinahe“, einem Flirt mit Happy-End.

 Nach rund drei Stunden ist das Publikum zur Stimmabgabe aufgerufen. Drei Punkte können auf dem Stimmzettel vergeben werden. Die begehrten Olgas gibt es für die ersten drei Plätze. Der mit 1000 Euro dotierte Publikumspreis ging an Uwe Greiners Film „Beinahe“, den zweiten Preis und damit 750 Euro holte „Murphy’s Love" von Florian Puchert und Jochen Donauer, der dritte Preis und 500 Euro, vergeben vom Kurzfilm-Team ging an André Albrecht für „Auf den ersten Blick". Den Sonderpreis der AV-Medienzentrale Eichstätt und 500 Euro sicherte sich Ismail Sahin mit dem Streifen „Wenn Bäume Puppen tragen".