Abend der Kulturen in der Realschule Hilpoltstein

4.6.2017, 08:35 Uhr
Abend der Kulturen in der Realschule Hilpoltstein

© Leykamm

Der war damit so gehaltvoll, dass er gleich zweimal abgehalten wurde. Hauptteil bildete jeweils die Aufführung des komischen Dreiakters "Die Braut, die keine war" vom in Aschaffenburg lebenden Autoren Bodo Sonten.

Wie sich beim ersten Veranstaltungstermin herausstellte, handelte es sich dabei sogar um eine waschechte Deutschlandpremiere. Der Autor selbst war dabei nicht nur vor Ort, sondern absolut begeistert. Auch wenn er dies geschickt irreführend verpackte:

Eigentlich sei er "recht enttäuscht", erklärte er in der Schulaula. Doch dann verriet er auch den Grund dafür: Weil die Schülerdarsteller des Stücks es auf der Bühne noch besser hätten werden lassen als die gedruckte Vorlage. Das hat Sonten auch zu einem herausfordernden Angebot verführt:

Er wolle ein Theaterstück schreiben ganz nach den Wünschen der Schauspieler der Schule – als Dank für die tolle Uraufführung. Dieses Dankeswerk soll dann freilich auch an gleicher Stelle zur Aufführung kommen.

Derzeit stehen die Zeichen auf Krimikomödie, spiegelten die beiden Theatergruppenleiterinnen Eva Franz und Donatella Migliore die Stimmung in ihrer Truppe im Gespräch mit unserer Zeitung wider.

Irrungen und Wirrungen

Beim aktuell aufgeführten Schwank handelte sich um eine Verwechslungskomödie, die in zwei verschiedenen Besetzungen dargeboten wurde. Sie spielt auf einem Bauernhof zwischen Tradition und Moderne. Auf die junge und von vielen begehrte Bäuerin Anita hat es Nachbarbauer Sebastian abgesehen, benimmt sich aber als Pascha, aufdringlich und völlig daneben.

Magd Lena knüpft derweil online zarte Liebesbande mit ihrem "Internet-Boy" Werner. Doch es fehlt an Selbstbewusstsein und so nimmt sie als Profilbild eines von Anita. Als Werner dann kurz darauf am Hof auftaucht, ist das Chaos perfekt.

Da kann bloß noch die Oma helfen, die hilfreiche Internettipps weiß, dafür aber beim guten alten Kreuzworträtseln ihre Probleme hat. Durch Köln lässt sie die Donau fließen, weil die fünf Buchstaben hat. Und der "Rein" passt da einfach nicht rein. Dass es aber "Rhein" heißt, daran sei bloß die Rechtschreibreform schuld.

Interkultureller Ansatz

Werner kommt erstmal als Knecht unter, damit der Schwindel nicht auffliegt. Um die kleine Zote macht die Truppe in diesem Zusammenhang keinen Bogen. Denn Werner, der die Kuh melken soll, bekennt, dass er "noch nie eine Zitze in der Hand gehabt hat – außer beim Wasser lassen."

Anita schickt gleich auch ihren Anbeter "in den Kuhstall zum Kuscheln". Doch Sebastian bekommt seine Lektion erteilt und am Ende finden sich die beiden Pärchen.

Auffällig bei der Aufführung wie dem ganzen Abend: Ausgerechnet der interkulturelle Ansatz machte darauf aufmerksam, wie viel Arbeit es in der Völkerverständigung noch zu tun gibt. Wenn etwa Anita ihren Pascha zurechtweist: "Meinen Bräutigam suche ich mir schon selber aus" . Dann dachte da wohl so mancher an patriarchal bestimmte Weltregionen, wo dies garantiert nicht der Fall ist.

Für die Einstimmung auf die Abende sorgte die Klasse 5c mit der Europahymne, einem Stück aus Südafrika. Ein Land, das die Apartheid überstanden hat, in dem aber die zeitweise Vertreter jener Gruppe, die einst darunter gelitten hatte, in die Fußstapfen der ehemaligen "Herren" getreten sind.

Die Klassen 6a/e präsentierten Volkstänze aus England, der Türkei und Russland. Bei all diesen Ländern fiel dem erwachsenen Publikum ein ganzer Stapel an Problemen ein, welche die drei gerade mit Europa haben.

Multikulti auf dem Teller

Beim multikulturellen Buffet hingegen mit französischem Flammkuchen, türkischem Gebäck, italienischer Pizza und bayerischem Leberkäs‘ spielte dies dann aber keine Rolle mehr.

Mit Bravour meisterte ein seit zwei Jahren hier lebender, minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling aus Afghanistan die Aufgabe, sein Land vorzustellen - das Land, in dem just am Premiereabend ein Bombenanschlag viele Opfer forderte. Es gelang dem 17jährigen, mit einigen Vorurteilen aufzuräumen.

In ferne Welten und Zeiten, aber auch zu wundersamen Phänomen um die Ecke entführte zudem die Ausstellung der Fachschaft Kunst mit Exponaten, welche die Hundertwassertürme, die Totenmaske von Tutenchamun oder ägpytische Krieger und Jäger darstellten.

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