Abitur in Roth: Filmreife Oscarverleihung auf rotem Teppich

30.6.2014, 13:00 Uhr
Abitur in Roth: Filmreife Oscarverleihung auf rotem Teppich

© Unterburger

Die Erleichterung war den jungen Leuten ins Gesicht geschrieben, als sie mit Musikbegleitung zum „Schaulaufen“ einmarschierten. Roths 2. Bürgermeister Hans Raithel gratulierte zum bestandenen Abitur. „Euer Erfolg erfüllt mich mit Stolz, ihr habt die letzten Stufen erklommen, doch in jedem Ende liegt ein neuer Anfang.“ Trotz schwieriger Zeiten „habt ihr euch durchgebissen“, lobte er, „jetzt seid ihr ganz oben.“ Der Neuanfang werde spannend und interessant.

„Ihr schaut klasse aus, fast wie in einer Modenschau“, witzelte Landrat Herbert Eckstein, „ihr habt das Abitur geschafft.“ Er sparte nicht mit Kritik am Kultusministerium und an der leidigen Diskussion um G8 oder G9. „Ein wenig enttäuscht bin ich, weil es mit dem Abi-Scherz nicht optimal gelaufen ist“, meinte Eckstein ohne weitere Erklärung. Den Absolventen riet er: „Traut euch was Neues zu! Hinfallen kann man, aufstehen muss man!“

„Ihr habt ein Ziel erreicht, das hat die Fußball-WM noch vor sich“, erklärte Elternbeiratsvorsitzender Rolf Peter Müller und bekundete seinen Respekt vor der „tollen“ Leistung der Abiturienten, „ihr seid der vierte G8-Jahrgang.“ Entscheidend sei nun, dass die Abiturienten nach vorne schauten und zeigten: „Alle, die vom Gymnasium Roth kommen, sind gut.“ Mit dem Hinweis, dass am 5. Juli Schulfest gefeiert werde, wünschte Müller den Absolventen „einen tollen Lebensweg“.

Es sei schwierig, den Abiturienten etwas mit auf den Weg zu geben und Prognosen seien schwierig. Schulleiter Dr. Rudolf Kleinöder erinnerte an den Satz „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ Der Slogan „Lebenslanges Lernen“ sei manchmal ein Etikettenschwindel, denn oft solle man heute vergessen, was gestern up to date war. „Bücher sind mehr als 200 Jahre alt und werden noch gelesen, Disketten sind 20 Jahre alt – wer kann sie noch lesen?“, lautete die Frage des Direktors.

Bildungs- und ausbildungsfähig

Im Vordergrund stehe die ökonomische Bildung. „Gebildete Menschen gelten manchmal als zu störrisch, „so Kleinöder, „wer gut ausgebildet ist, ist nutzbar, wer gebildet ist, ist nicht immer nutzbar.“ Es werde viel von Kompetenzen gesprochen, auf Bildung werde weniger Wert gelegt. „Wir hoffen, dass Sie bildungs- und ausbildungsfähig sind“, wandte er sich an die Abiturienten, „Mühe und Begabung allein genügen nicht.“ Auch das Vorbild der Eltern sei gefragt.

Den Absolventen riet er: „Studiert, arbeitet, lebt in der Wirklichkeit und nicht in einer virtuellen Welt! Ihr seid gut ausgebildet, überraschend viel von dem, was ihr gelernt habt, könnt ihr brauchen!“ Er lobte die Schüler als „sympathisch, es war angenehm mit euch zu arbeiten.“ Und: „Der Abi-Scherz war einer der unterhaltsamsten und positivsten, die wir je hatten, auch wenn ich entführt wurde.“

In der Kategorie „Filmmusik“ begeisterte der Abi-Chor der Q 12 mit zwei Liedern. Der „Hauptfilm“, sprich die Abiturrede von Bernd Frauenknecht und Alena Klinger, geriet zu einer harten Abrechnung mit einigen Lehrern, endete aber versöhnlich. So bemängelten die Redner, dass Toleranz „nur hin und wieder bei unseren Lehrern“ zu finden gewesen sei. „Man verteilte den Stoff auf Schülerreferate“, zur „Entspannung für die Lehrer“. Kritisiert wurden manche Unterrichtsmethoden und das „mangelnde Zeitmanagement“ einiger Lehrer. „Lehrer sollten nicht Witze machen auf Kosten der Schüler“, war ein Kritikpunkt, Humor sei „falsch eingesetzt“ worden. So seien beim Kolloquium einige Schüler von den Lehrern ausgelacht worden.

Doch es habe auch „lichte Momente“ und bei den Lehrern Idealisten gegeben. Ausdrücklich dankten sie den Lehrern, die ihre Zeit geopfert hatten, die ein offenes Ohr für die Sorgen der Schüler hatten, die den Unterricht mit Leben erfüllten „und uns nicht als pubertäre Individuen behandelten.“

Bei der „Oscarverleihung“ erhielten dann doch zahlreiche Pädagogen einen „Oscar“. Alena Klinger, die Organisatorin der Feier, wurde von den Absolventen mit Standing Ovations gefeiert.

Dann der ersehnte „Abspann“: Jeder Abiturient erhielt sein begehrtes Reifezeugnis. Zwar schritten die Abiturienten nicht über einen roten Teppich, sondern „nur“ über rotes Krepppapier, doch das tat der festlichen und fröhlichen Stimmung keinen Abbruch.

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