Allersberg: Tagungszentrum im Gilardi-Haus?

7.10.2014, 17:36 Uhr
Allersberg: Tagungszentrum im Gilardi-Haus?

© Grafik: Erdem Hacioglu/Kühnlein Architektur

Alles in allem belaufen sich die Mehrkosten des bei der jüngsten Marktgemeinderatssitzung präsentierten Entwurfs auf 446 000 Euro, wobei ein großer Teil davon für eine hochwertigere Ausstattung zu Buche schlägt. Die Planer des Architekturbüros Kühnlein hatten bei den verschiedenen Gewerken zwei verschiedene Varianten durchgerechnet, und so kamen beispielsweise hier ein paar hundert Euro mehr für hochwertigere Waschbecken und Klopapierhalter und dort ein paar tausend Euro mehr für bessere Türen und Leuchten dazu.

Zudem musste bei der Haustechnik draufgesattelt werden, weil nun auch eine Klimatisierung des Mehrzwecksaals vorgesehen ist. Solche Nachbesserungen sorgten unter anderem bei Willibald Harrer von den Freien Wählern für Kopfschütteln. „Das darf nicht passieren, dass so was bei den ersten Planungen einfach vergessen wird“, monierte er und konnte sich auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass man im Gegenzug bei der vorgesehenen Küche im nachträglich eingeplanten Vorbereitungsraum neben dem Saal den Rotstift ansetzen will. Wenn in diesem Raum die Verpflegung von Tagungsgästen vorbereitet werden soll, könne man keine Billigküche für 3000 oder 4000 Euro einbauen, meinte Harrer. Schließlich müssen bei einem professionellen Catering auch Hygienestandards eingehalten werden.

Und professionell soll es werden, denn die Planung sieht nun ein „modernes Tagungszentrum“ im Gilardi-Anwesen vor, wobei der industrielle Charakter des historischen Gebäudekomplexes betont werden soll. So schlug Architekt Michael Kühnlein sen. als Fußboden einen geschliffenen Sichtestrich und eine moderne Stahldecke mit Verstrebungen und großen modernen Hängeleuchten vor. Und an die Glasfront des vorgelagerten Foyers könnte man eine Verkleidung anbringen, bei der kreuz und quer verlaufende Leisten an Lametta und damit an die einstige Weihnachtsschmuck-Produktion in dem Allersberger Wahrzeichen erinnern sollen.

Nach Ansicht von Kühnlein ein erfrischender Kontrast zum strengen Stil des modernen Anbaus, doch mit der Lametta-Fassade konnten sich nicht alle Markträte anfreunden. Roger Bitsch von der SPD zum Beispiel fand die Verkleidung „nicht besonders schön und nicht besonders zweckmäßig“, doch noch mehr trieb ihn die Tatsache um, dass aus dem „Mehrzweckraum“, wie er im ursprünglichen Konzept bezeichnet wurde, nun ein „modernes Tagungszentrum“ werden soll.

Gesamtkonzept angemahnt

„Haben wir in Allersberg überhaupt die nötige Infrastruktur – Parkplätze, Gastronomie – für Tagungsgäste?“, wollte Bitsch wissen und mahnte ein Gesamtkonzept an. Es könne doch nicht sein, dass man erst ein teures Tagungszentrum realisiere und dann erst mal schaue, ob auch Gäste kommen, kritisierte der SPD-Marktrat, der sich auch an den Mehrkosten stieß. „Mir wird himmelangst, wenn ich das hochrechne auf das restliche Gilardi-Anwesen.“ Dr. Ulrich Karl von den Freien Wählern pflichtete ihm bei: „Es ist nicht damit getan, dass wir einen schönen Saal mit einer tollen Technik haben“, sagte er, wohingegen für Siegfried Mücke (CSU) der Entwurf des Berchinger Architekturbüros „Hand und Fuß“ hat. „Wenn wir in Konkurrenz zu schon bestehenden Tagungszentren treten, können wir uns keine zweitklassige Ausstattung leisten“, gab er zu bedenken.

Eduard Riehl (SPD) schließlich fühlte sich von der Verwaltung unzureichend informiert. Immer wieder werde der Marktgemeinderat mit neuen Änderungen im Nutzungskonzept und bei der Ausstattung konfrontiert, und es zeichne sich immer mehr ab, dass die ursprünglich veranschlagten 7,58 Millionen Euro für das gesamte Projekt hinten und vorne nicht reichen werden.

Bürgermeister Bernhard Böckeler versuchte diese Bedenken unter anderem mit dem Hinweis zu zerstreuen, dass es bei den 7,58 Millionen nur um die reinen Baukosten gehe. Ausstattung und Einrichtung seien da noch gar nicht berücksichtigt gewesen. Darüber hinaus würden die Mehrkosten zum größten Teil durch Zuschüsse aus der Städtebauförderung finanziert. „Wenn wir Fördergelder kriegen, warum sollen wir sie dann nicht annehmen?“, fragte Böckeler und wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Förderverein Gilardi-Anwesen zusätzliche 50 000 Euro beisteuere.

Und so wurde Kühnleins Entwurf am Ende mit großer Mehrheit abgesegnet, auch wenn zum Beispiel Walter Allgeier „Magenschmerzen bei dieser Luxusversion“ hatte. Jetzt geht es an die Detailplanung.

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