"Allgemeines Blabla ohne Hintergrund"

13.4.2012, 08:00 Uhr

© RHV-Archiv/tts

Der Autor macht am Seenland eine veraltete Infrastruktur aus  und empfiehlt Urlaubern quasi, sich in der Türkei zu erholen statt in einem „abgewohnten Feriendomizil“ an Rothsee, Brombachsee oder Altmühlsee.

Eckstein spricht für die Tourismusregion Rothsee und in dieser Hinsicht kann er kaum Mängel erkennen. Für die Infrastruktur am Rothsee gebe es immer wieder Lob, erklärte er gegenüber unserer Zeitung. Allerdings sei der Zweckverband stets bemüht, die Anlagen um den Großen und Kleinen Rothsee in Schuss zu halten und zwar nicht nur die sanitären Einrichtungen.

Auch gebe es für die Tourismusregion Rothsee ein klares Konzept. Damit spielt Eckstein auf die Überschrift des Artikels in der Bayerischen Staatszeitung an, die da lautet: „Viele Visionen – kein Konzept“. Um Gäste anzulocken, setze man nicht auf kurzlebige Events, sondern auf Einrichtungen, die zeitlosen Erlebnischarakter haben, wie zum Beispiel die LBV-Umweltstation in der Nähe des Seezentrums Heuberg. Oder man versucht, die Region über Rad- und Wanderwege für Erholung Suchende attraktiver zu machen. Sein Fazit: „Wir haben ein klares Konzept und investieren viel in die Zukunft.“

Die Kritik an der Gastronomie im Seenland, wie sie in der Bayerischen Staatszeitung geäußert wurde, kann Eckstein, was den Rothsee angeht, nicht nachvollziehen. So war zu lesen: „Geöffnete Gasthöfe sucht man außerhalb der Saison mit der Lupe; was sie servieren, ist selbst den billigen Preis oft nicht wert.“ Eckstein: „Wir versuchen, dass sich die Wirte am Rothsee absprechen.“ Was in der Regel auch funktioniere. Aber Gastronomie sei natürlich keine öffentliche Aufgabe und hinsichtlich des Engagements der Wirte gäbe es schon Unterschiede. „Einige sind kooperationsbereit, andere eben nicht.“ Eckstein weist aber auch darauf hin, dass man bemüht sei, diesen Dienstleistungssektor zu optimieren. So habe es beispielsweise einen VHS-Kurs gegeben, der sich der Qualifizierung von Gaststätten-Personal gewidmet habe.

„Schlecht recherchiert“

Einfach nur „schlecht recherchiert“. Zu diesem Urteil kommt Christian Schrötz, Geschäftsführer des Zweckverbands Rothsee. Aus seiner Sicht ist der Artikel in der Bayerischen Staatszeitung „allgemeines Blabla ohne Hintergrund“. Immerhin komme der Rothsee genauso wie der Brombachsee hinsichtlich der Blaualgen-Plage noch gut weg, sagte er mit ironischem Unterton. Besonders wurmt ihn die Pauschal-Kritik an der Gastronomie. „In diesem Bericht werden alle Gaststätten über einen Kamm geschoren.“

„Viele der heimischen Dienstleister und viele aktuell anwesende Touristen haben ihre Ferienregion in dieser Recherche nicht wiedererkannt“, beschwert sich Gerhard Wägemann in einer Mail an unsere Redaktion über den Bericht in der Bayerischen Staatszeitung. Der Vorsitzende des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland und Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen beschwert sich darüber, dass „dieser Bericht mit keinem Wort auf all jene Entwicklungen und Tatsachen eingeht, die ein – auch aus Sicht befragter Gäste – völlig anderes Bild der Region und ihrer Perspektiven zeichnen.“ So sei vor zwei Jahren eine Seenland-Konferenz ins Leben gerufen worden, um den „Blaualgen“ zu Leibe zu rücken, die übrigens lediglich auf 30 Prozent der Wasserfläche auftreten würden. Erste Erfolge hätten sich bereits eingestellt.

„Das kulinarische Angebot einschließlich der Qualität der Gasthöfe braucht kaum nationale oder auch internationale Vergleiche zu scheuen. Die Zahl der steigenden Qualifizierungen und Zertifizierungen sowie die kulinarischen Auszeichnungen sprechen dafür eine eindeutig andere Sprache. Und letztlich sind auch die kontinuierlich steigenden Besucherzahlen alles andere als ein Hinweis auf ein angeblich schlechtes Image. Sie sprechen eher für eine laienhaft recherchierte Berichterstattung und lassen auf keinen Fall eine veraltete Retortenregion erkennen“, bezieht Wägemann Position zur Kritik in der Bayerischen Staatszeitung am Seenland.

Aber Wägemann „verschließt auch nicht die Augen vor den unzähligen Herausforderungen, die den touristischen Destinationen in Bayern im Vergleich mit starken Mitbewerbern ins Haus stehen“, heißt es in der E-Mail. „Das Fränkische Seenland ist für diesen Wettbewerb dank qualitativ guter Vorarbeit durch Landkreise, Kommunen und Leistungsträger bestens gerüstet“, befindet er und verweist auf regionale Entwicklungskonzepte der drei Anrainer-Landkreise Ansbach, Roth und Weißenburg-Gunzenhausen, die zu einem touristischen Gesamtkonzept auf der Basis eines gemeinsam verabschiedeten Tourismus-Leitbilds für das Fränkische Seenland geführt hätten.

Umland wird einbezogen

Ein Konzept, das nicht nur die Seen als touristische Fixpunkte sieht, sondern auch das Umland, wie der Spalter Bürgermeister Udo Weingart hinzufügt. Als Beispiel nennt er eben die Hopfenstadt, in der die politischen Köpfe ganz klare Vorstellungen haben, wie Fremdenverkehr ausschaut. Natürlich lebe die Stadt Spalt – bedingt durch die Nähe – auch mit und vom Brombachsee, biete aber auch Aktionen fernab des Badetourismus an.

Die Kritik in der Bayerischen Staatszeitung findet Weingart völlig daneben. „Der Autor hat keine Ahnung und schlecht recherchiert“, schimpft er. Natürlich habe das Fränkische Seenland Schwächen, aber man mühe sich nach Kräften, diese auszumerzen. Und dass die Infrastruktur überaltert sei, findet der Spalter Rathaus-Chef nur lachhaft: „Die Ausstattung ist topmodern.“ In dieser Hinsicht brauche man sich hinter anderen Seen nicht zu verstecken. Auch nicht hinter dem Neusiedler See, den die Bayerische Staatszeitung als Positivbeispiel für progressiven Tourismus nennt.

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