Andreas Kümmert: Intimes Konzert bei den Rother Bluestagen

27.3.2015, 13:50 Uhr
Andreas Kümmert: Intimes Konzert bei den Rother Bluestagen

© Hans von Draminski

Atilla Ciray und seine Frau Theresia sind extra aus Regensburg angereist. Obwohl ihre Online-Buchung von Karten für Andreas Kümmerts Bluestage-Auftritt schief ging. Nun steht Atilla vor dem Eingang der „Galaxy Bar Lounge“, hält sein selbstgemaltes „Suche zwei Karten“-Schild hoch und ruft den vorüber schlendernden Pressevertretern zu: „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“

Im Fall der Cirays durfte sie leben, denn am Ende erbarmte sich die Kümmert-Crew und schleuste die beiden „riesigen Fans“ des unterfränkischen Barden über die Gästeliste in den Club mit seinen nur rund 200 Plätzen. Auch ohne das Ehepaar war der Laden gestopft voll. Mit jenen, die zu den Freunden von Kümmerts Musik zu zählen sind. „Schee, dasd da bissd“, ruft eine Frau dem Sänger auf „Middlfränggisch“ zu – und er antwortet in seinem Heimat-Idiom: „Iech gfrei mi aa“.

Was fürs Erste die letzte deutsche Äußerung war, denn bei der Musik bevorzugt Andreas Kümmert das Pop-Esperanto Englisch, wobei er kaum Stilgrenzen kennt: Die Coverversionen von Klassikern wie „Easy“ oder „To Love Somebody“, die Kümmert zusammen mit Tobias Niederhausen an der zweiten Gitarre und Sebastian Bach am Keyboard kredenzte, brachten ihm seinerzeit den Sieg beim Talentwettbewerb „The Voice of Germany“ ein – eine Veranstaltung, die Andreas Kümmerts echte Talente nur zu einem Bruchteil widerspiegelte. Hat dieser Künstler doch großes Charisma, das sich auf dem Fernsehschirm ein Stück weit verliert – Kümmerts Faible für kleine Clubs kommt nicht von ungefähr.

Darüber hinaus hält er spürbar auch nicht viel von einem Übermaß an synthetischen Elementen in seiner Musik. Handgemacht muss sie sein, ehrlich und bodenständig. Alles das, was das Pop-Business schon länger nicht mehr ist, vielleicht noch nie war. Dass er zur zeitgleich mit dem Bluestage-Auftritt angesetzten „Echo“-Verleihung nach Berlin fährt, stand für ihn nach eigenem Bekunden nie zur Debatte. Bei seinem Auftritt stellt er dann mit ironischem Unterton die Frage, wer wohl mit dem „Echo“ ausgezeichnet wird – und lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht damit rechnet.

Nein, mit der Popbranche hat Andreas Kümmert ganz offensichtlich abgeschlossen. Da wundert es nicht, wenn auch sein Programm in Roth auf stromlinienförmige Kompatibilität verzichtet und eher ein „Best of“ der Musik ist, die Andreas Kümmert für sich selbst als wichtig und daher spielenswert erachtet. Zum Beispiel den „Blues by my Side“, eine dichte, intensive Nummer, wie sie auch im Delta entstanden sein könnte. Oder die ebenso hymnische wie fragile Ballade „Sunrise“: emotionsgetränkt aber nicht kitschig.

Dafür hat Andreas Kümmert ein Händchen, in solche fein ziselierten Miniaturen investiert er sein Herzblut. Vielleicht ein Grund, warum er seinerzeit bei „The Voice“ auf das Siegertreppchen kam: Seine Version des „Rocket Man“ wirkt kantiger, sperriger, souliger und „echter“ als das Original von Elton John. Wo andere vor allem auf Platten- und Download-Verkäufe schielen, hat Andreas Kümmert die Herzen seiner Fans im Blick. Und das macht ihn sehr sympathisch.

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