Anerkennung fehlt

2.5.2016, 17:32 Uhr
Anerkennung fehlt

© Foto: Huck

Um die Krankenhäuser steht es schlecht. Patienten beschweren sich über mangelnde Versorgung, Mitarbeiter klagen über zu hohe Arbeitsbelastung. Was fehlt ist Geld, denn an den Mitarbeitern liegt es nicht. „Sie sind hochmotiviert und stehen zu ihrer Arbeit“, fasst Personalratschef Guntram Rudolph die Stimmung in der Belegschaft zusammen.

Die wünscht sich mehr Wertschätzung. Daran mangelt es nach Meinung von Klinikvorstand Werner Rupp auch in der Gesellschaft: „Wenn sich jemand ein Auto für 30 000 Euro kauft, ist das für viele okay. Aber wehe, der Beitrag zur Krankenversicherung steigt um wenige Prozent.“

Wie Mitarbeiter und Patienten zufrieden sein können, zeigt sich in der Palliativstation des Klinikums. Die Abteilung hat zwölf Stellen, die bis zu zehn Patienten am Ende ihres Lebens begleiten. Auf anderen Stationen muss sich eine Nachtschwester schon einmal alleine um 30 Patienten kümmern. Kommen noch Menschen mit Demenzerkrankung hinzu, zehrt das schnell an den Kräften.

Der Vorteil der Palliativstation: Hier bekommt die Klinik das Geld nach der Anzahl der Aufenthaltstage der Patienten. Auf anderen Stationen ist nur die Zahl der Patienten ausschlaggebend. Zudem schätzen auch viele Angehörige die Betreuung ihrer todkranken Familienmitglieder.

Oft sammeln sie bei der Beerdigung Spenden, auch Vereine geben Einnahmen aus wohltätigen Veranstaltungen an die Klinik. Etwa 30 000 Euro kommen so im Jahr zusammen. „Davon bezahlen wir einen Begleitdienst, bei dem die Pfleger die Angehörigen der kürzlich Verstorbenen besuchen und ihnen helfen“, so Rupp. Mit den von den Krankenkassen bezahlten Mitteln allein sei dies nicht möglich.

An Nachwuchs mangelt es dem Klinikum indes nicht, die Zahl der Bewerber ist konstant, viele haben während ihrer Schulzeit ein Praktikum gemacht und sind so zum Beruf gekommen. Auch die Pflegeschüler wünschen sich mehr Anerkennung, diese könne jedoch nur von der Gesellschaft kommen, so die stellvertretende Pflegedienstleiterin Bettina Honeiser.

Dennoch hofft Personalratschef Rudolph auf mehr Geld von der Politik. Er befürchtet, dass die Angestellten irgendwann unter der Last zusammenbrechen. Auch Klinikleiter Rupp ist mit der Politik unzufrieden. Im Zuge des Krankenhausstrukturgesetzes, das Anfang des Jahres in Kraft trat, soll die personelle Ausstattung der Häuser verbessert werden. Roth bekommt dadurch nur 0,9 Stellen mehr in diesem Jahr, bis 2018 sollen es 2,7 sein.

Aufmerksam hört sich der Linken-Politiker Harald Weinberg, krankenhauspolitischer Sprecher seiner Fraktion, die Sorgen der Klinikführung an. Für seine Arbeit im Gesundheitsausschuss des Bundestages versuche er auch aus der Opposition heraus, den Regierungsfraktionen Anregungen für eine aus seiner Sicht bessere Politik zu geben. Doch dass sich in Zukunft etwas ändern wird, glaubt er nicht. „An der zukünftigen Bundesregierung wird wahrscheinlich auch wieder die Union beteiligt sein, und die ist mit dem jetzigen System ganz zufrieden“, meint Weinberg.

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