Arbeit ist das beste Mittel gegen Altersarmut

3.5.2015, 16:50 Uhr
Arbeit ist das beste Mittel gegen Altersarmut

© Foto: Robert Schmitt

„Wir brauchen Bildung, Qualifizierung und Arbeit, die nicht krank machen“, so Di Pasquale. Den Kampf gegen Leiharbeit und Werkverträge sowie für bessere Tarifabschlüsse und den Ausbau des Sozialstaats schrieb sie ebenfalls auf die Fahnen des DGB. Dafür hatte sie ein umfangreiches Paket parat. Sie forderte die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, eine wirkungsvolle Erbschaftssteuer, einen höheren Spitzensteuersatz, die Umsetzung der Finanztransaktionssteuer sowie eine einmalige Vermögensabgabe. „Nur so erreichen wir mehr Verteilungsgerechtigkeit und der Staat wird handlungsfähig für Investitionen in Bildung, Soziales und in die Infrastruktur“, war Di Pasquale überzeugt und lieferte auch eine Begründung für diese Forderungen. „Die reichsten zehn Prozent besitzen in Deutschland mehr als zwei Drittel des Vermögens“, so Di Pasquale.

Das Vermögen dieser Superreichen nehme ständig zu, ebenso die Armut. „Diese Ungerechtigkeit muss bekämpft werden“, rief sie den etwa 100 Besuchern der Kundgebung zu.

Besonderen Handlungsbedarf sah sie auf dem Gebiet der Beschäftigung. „Eines ist klar: Armut entsteht am Arbeitsmarkt, denn es sind hauptsächlich Arbeitslosigkeit, Teilzeit und ein ausufernder Niedriglohnsektor, der Armut produziert“, erklärte Di Pasquale. „Das alles fällt nicht vom Himmel, es ist politisch gewollt und damit auch politisch umkehrbar“, analysierte sie. Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sei eine Rente, die zum Leben reiche, in weite Ferne gerückt. Die durchschnittlichen Altersbezüge eines Mannes lägen im Landkreis Roth bei 1009 Euro, die einer Frau bei gerade mal bei 531 Euro. Der Plan der Regierungskoalition, das Rentenniveau bis 2030 auf 43 Prozent abzusenken, bedeute also nichts anderes „als massenhafte Altersarmut“, sage Verena Di Pasquale und kündigte an, der DGB werde „den Sinkflug der Rente stoppen“.

Dabei sei gute Arbeit das beste Mittel gegen Altersarmut. „Sie gibt es ausschließlich mit Tarifvertrag“, so die Gewerkschaftsvertreterin. Sie forderte die CSU im Freistaat auf, endlich ein Tariftreuegesetz für Vergaben der öffentlichen Hand einzuführen.

Grußworte sprachen der Rother DGB-Chef Harald Krautwald, Betriebsseelsorger Kurt Reinelt, Roths 1. Bürgermeister Ralph Edelhäußer (CSU) und Landrat Herbert Eckstein (SPD). Reinelt lobte die Gemeinden des Landkreises für die Übernahme von Verantwortung bei der Aufnahme von Flüchtlingen. „Keine einzige hat sich gedrückt, alle waren zur Stelle, das ist vorbildlich“, sagte Reinelt.

Herbert Eckstein forderte die öffentliche Hand auf, mehr für die Förderung des Nachwuchses zu tun. „Wir geben zu viele junge Menschen verloren, denn Bildung darf nicht erst beginnen, wenn sie beim Jobcenter sind“, sagte der SPD-Politiker. „Wir müssen eher beginnen und mit Geduld die Fähigkeiten der Menschen fördern, denn jeder hat auch eine zweite und dritte Chance verdient“, machte sich Eckstein stark für jene Jugend, der nicht sofort Fuß fasst auf dem Arbeitsmarkt. Ralph Edelhäußer sah im Mindestlohn einen Fortschritt, hielt dessen Höhe aber für durchaus diskussionswürdig. „Mit 8,50 Euro stehen viele nicht auf der Sonnenseite“, so Edelhäußer.

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