Auf den Spuren der berühmten Mutter: Lisa Simone in Roth

11.4.2016, 13:30 Uhr
Gemeinsam mit ihrer Band gab Lisa Simone am Sonntag ein Konzert in der Kulturfabrik.

© Hans von Draminski Gemeinsam mit ihrer Band gab Lisa Simone am Sonntag ein Konzert in der Kulturfabrik.

Wenn die Eltern schon Stars sind, haben es die Kinder normalerweise nicht leicht, denn die Altvorderen werfen oft lange Schatten, aus denen es heraus zu treten gilt. Bei Lisa Simone freilich sucht man nach Minderwertigkeitskomplexen oder Überkompensation vergebens. Eher setzt sie mit den Mitteln des Soul, des Blues und des Pop folgerichtig fort, was ihre Mutter Nina Simone vor Jahren im Jazz begonnen hat.

Dazu kommt bei Lisa Simone eine ganz große Portion humanistisch-christlicher Lebensbejahung, die dafür sorgt, dass aus einer sanft lasziven Soul-Katze nahtlos eine Gospelpredigerin wird, die den Menschen im gut gefüllten Saal der Rother Kulturfabrik ihre Botschaft von Liebe und Verständnis auf musikalischem Wege beizubringen versucht.

Was bei anderen allerdings schnell zu penetrantem Missionierungsdrang gepaart mit Selbstkritik-freiem Sendungsbewusstsein führt, ist bei Lisa Simone nur ein Angebot.

Herzen im Sturm erobert

Eine Offerte, die in Roth gleichwohl niemand ausschlägt. Selten war bei einem Bluestage-Konzert der Wohlfühl-Faktor so hoch, die Begeisterung so herzlich. Lisa Simone nimmt die Herzen der Festivalgänger im Sturm, obwohl sie ganz sicher keine Blueserin ist, sondern eher swingendem Popjazz mit Sänger-Songschreiber-Attitüde huldigt, angesiedelt irgendwo zwischen Norah Jones und Natalie Cole. Auch dank ihrer präsenten, ungemein starken Stimme gehen Lisa Simones Songs ins Ohr, haben Mitsing-Potenzial und Wiedererkennungswert.

Um den Eindruck locker aus dem Handgelenk geschüttelter Bühnen-Perfektion auf die Spitze zu treiben, hat Lisa Simone ein fulminantes Instrumental-Trio dabei: Hervé Samb ist ein ebenso virtuoser Gitarrist wie phantasievoller Arrangeur, Reggie Washington beherrscht E- und Kontrabass gleichermaßen souverän und Schlagzeuger Sonny Troupé gehört zur extrem raren Spezies der Geschichtenerzähler am Drumkit.

Lisa Simone hatte zu Beginn angekündigt, das Publikum in ihre Welt mitzunehmen - und ihre Instrumentalbegleiter geben den Erzählungen der entspannten Märchenfee Farbe und Tiefe. Wobei es beileibe nicht nur schmusige Balladen sein müssen: Lisa Simone und Co. können auch rocken und kennen keinerlei (falschen) Respekt vor den Ikonen des Pop-Business. Da darf aus Leonard Cohens Depressions-Hymne "Suzanne" ein schräger Uptempo-Reggae werden, der - ganz im Gegensatz zur Vorlage - vor allem für gute Laune sorgt. Und damit genau in Lisa Simones Konzept passt.

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