Auf zu dünnem Eis droht Lebensgefahr

20.2.2018, 18:00 Uhr
Auf zu dünnem Eis droht Lebensgefahr

© Thomas Geiger

Aufgrund der anhaltenden Kälte geht die Wasserwacht davon aus, dass derzeit viele Gewässer im Landkreis eine dünne Eisdecke ausbilden. Die sei aber noch nicht stark genug, um dem Gewicht eines Menschen standzuhalten. "Bei den aktuell niedrigen Wassertemperaturen verliert ein Mensch, der ins Eis eingebrochen ist, innerhalb kurzer Zeit das Bewusstsein und läuft Gefahr zu ertrinken", erklärt Helmut Köhler, Chef der Kreis-Wasserwacht Südfranken.

Die BRK-Wasserwacht warnt daher ausdrücklich vor den Risiken und appelliert an die Eigenverantwortung: Die Eisschicht muss mindestens zehn Zentimeter dick sein, um einen Menschen sicher zu tragen. Da die Stärke der Eisdecke aufgrund von Strömung und wechselndem Wasserstand variieren kann, sollte man sich im Zweifelsfall gegen Aktivitäten auf zugefrorenen Gewässern entscheiden.

Vor allem Kinder müssen, so die Organisation, über die Gefahren des Eises aufgeklärt und zum richtigen Verhalten angeleitet werden. Erst wenn es über einen längeren Zeitraum richtig kalt bleibt, bildet sich eine dicke Schicht aus, die auch mehrere Menschen trägt.

Nie sicher einschätzbar

Wegen der aktuellen Gefahr erinnert die Wasserwacht an die wichtigsten Verhaltensregeln an winterlichen Gewässern: Zugefrorene Fließgewässer sollten grundsätzlich nicht betreten werden, da man die strömungsbedingt schwankende Tragfähigkeit nie sicher einschätzen kann. Eisdecken, die an offenes Wasser grenzen, sind für winterliche Aktivitäten fast immer zu dünn – es besteht akute Einbruchgefahr.

Die Wasserwacht mahnt, Hinweisschilder, die vor diesbezüglichen Gefahren warnen, auch wirklich ernst zu nehmen. Vor allem Kinder müssen über die Gefahren des Eises aufgeklärt werden.

Panik vermeiden, nicht ausziehen

Wenn man selbst ins Eis einbricht, soll man versuchen, Panik zu vermeiden, rät die Wasserwacht. Man sollte um Hilfe rufen, sich so wenig wie möglich bewegen und sich nicht entkleiden. Indem sich der Eingebrochene vorsichtig in Bauch- oder Rückenlage flach auf die Eisfläche schiebt, kann er langsam zum Ufer kriechen. Sollte die Eisfläche dafür zu dünn sein, muss das Eis behutsam abgebrochen werden, bis das Ufer erreicht wird. Unter allen Umständen sollte man aber vermeiden, unter die Eisdecke zu geraten.

Die wichtigen W-Fragen

Wenn ein Eisunfall beobachtet wird, muss der Hilferuf sofort weitergegeben und eine schnelle Rettung organisiert werden, da jede zusätzliche Minute im kalten Wasser die Kräfte des Betroffenen massiv mindert. Unter der Notrufnummer 112 können Wasserwacht, Rettungsdienst und Notarzt angefordert werden.

"Der Anrufer sollte unbedingt darauf hinweisen, dass es sich um einen Eisunfall handelt und alle W-Fragen beantworten: Wo ist etwas passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Welche Arten von Verletzungen? Am Ende des Gesprächs sollte er auf jeden Fall auf Rückfragen warten und nicht auflegen", erklärt Köhler.

Mut zusprechen

Durch die starke Unterkühlung wird die Beweglichkeit des Betroffenen eingeschränkt. Es droht der Tod durch Erfrieren und Ertrinken. Ersthelfer sollten dem Betroffenen Mut zusprechen und ihn zum Durchhalten animieren.

Zur Rettung Eingebrochener können verschiedene Hilfsmittel in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes verwendet werden. Genauso wie Eisleitern und Rettungsstangen können auch Bretter, Bänke, Äste, Kleidungsstücke oder Seile genutzt werden; ein panischer Patient darf immer nur mit Hilfsmitteln aus dem Wasser gezogen werden, damit die Retter nicht selbst in Gefahr geraten.

Intensivstation statt Alkohol

Aufgrund der fehlenden Gewichtsverteilung darf sich ein Retter niemals stehend der Einbruchstelle nähern und sollte sich immer von einem zweiten Helfer mit einer Leine oder notfalls mit den Händen absichern lassen.

Nach der Rettung aus dem Wasser muss der Patient sofort in einen mäßig beheizten Raum gebracht werden, wo nasse Kleidung entfernt und mit trockenen Decken weitere Auskühlung verhindert wird. Die zusätzliche Gabe von heißen Getränken führt dazu, dass der Unterkühlte von innen angewärmt wird.

Alkohol sollte nicht beigemischt werden, da er das Gegenteil bewirkt. Patienten nach einem Eisunfall benötigen dringend medizinische Hilfe von Notarzt und Rettungsdienst und müssen auf der Intensivstation einer Klinik überwacht werden.

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