40 Jahre Hilpoltsteiner Werkstätten

Inklusion vs. Sonderstrukturen: So macht's der Auhof

18.7.2018, 06:00 Uhr
Inklusion vs. Sonderstrukturen: So macht's der Auhof

© Foto: Jürgen Leykamm

Er sei wie seine Kollegen froh um "die Menschen an unserer Seite – wir mögen Sie, wir brauchen Sie!" Zumal es hier nicht nur ums bloße Produzieren gehe, sondern darum, "der Zeit einen Wert zu geben." So wie dies schon seit vier Jahrzehnten sowie darüber hinaus praktiziert werde, wie es Auhof-Leiter Andreas Ammon anklingen ließ.

Er verwies auch auf einen weiteren runden Geburtstag: Ewald Kraus beging erst kürzlich sein 70. Wiegenfest – just am Jahrestag der offiziellen Anerkennung der von ihm fast 30 Jahre lang geleiteten hiesigen Werkstätten. In deren Geschichte blickte die amtierende Leiterin Ines Halbauer. In den Jahren nach dem Startschuss seien die Arbeitsräume noch auf dem Auhof-Areal verteilt gewesen. 1983 habe dann das Haupt- und 1997 das Nebengebäude eingeweiht werden können, seither gäbe es auch den Werkstattrat.

Die Anfänge der Gärtnerei reichten bis fast in die Gründungszeit zurück, aus dem heilpädagogischen (1993 ins Leben gerufen) sei 2011 der Erlebnis-Bauernhof geworden. Der Sprung in den ersten Arbeitsmarkt gelänge allerdings auch heute nur selten, räumte Halbauer ein. Man dürfe aber diesbezüglich die "Diskussion nicht mit einseitigem Blick auf die Werkstätten" führen, hier handle es sich vielmehr um eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.

In den entstandenen Arbeitsräumen sei es "in geschütztem Rahmen möglich, Menschen mit Behinderung ihre Talente entdecken zu lassen", so Landrat Herbert Eckstein in seinem Grußwort. Ein solcher Rahmen sei sehr wichtig, denn "Rücksicht wird nicht automatisch gelebt". Die Vielseitigkeit der handwerklichen Palette am Auhof als Einrichtung der Rummelsberger Diakonie rief Vorstandsmitglied Karl Schulz in Erinnerung: Montage, Schreinerei, Töpferei zählte er zu den bereits genannten Bereichen auf.

"Barrieren in den Köpfen"

Auch Schulz nahm Bezug auf den Weg hin zum "sogenannten ersten Arbeitsmarkt", der leider wegen "Barrieren in den Köpfen" der Verantwortlichen der Betriebe oft versperrt bleibe. Dass im Auhof auch Schwerbehinderte ihren Arbeitsplatz fänden, stellte Schulz als Alleinstellungsmerkmal heraus. Für die, die einen externen Arbeitsplatz haben, wurde erst kürzlich ein Sicherheitstraining absolviert.

Dafür, dass jene Beschäftigten noch flotter ans Ziel gelangen, sorgen bald drei gesponserte Fahrräder. Als Symbole für diese überreichte Daniela Heil, Vorstandsmitglied der Sparkasse Mittelfranken Süd, drei Fahrradglocken und einen Geldsack.

Nach dem offiziellen Teil ließ eine Ausstellung einen bebilderten Blick in die 40-jährige Geschichte der Werkstätten werfen. Aus ihren Reihen ging vor einem Jahr auch eine Künstlergruppe hervor, die ihre Bilder sowie zwei Jubiläumsstelen präsentierte. Geleitet wird die derzeit vierköpfige Gruppe von Kunst- und Kreativtherapeutin Lydia Keim aus Offenbau. Neben zahlreichen Auftritten, einer Spielstraße und vielem mehr lockte am Jahresfest auch ein Blick in die Jubiläumswerkstätten. Einen großen Hingucker bildeten dabei etwa die ausgeklügelten Gartenliegen aus heimischem Lärchenholz, konzipiert und produziert in der von Blasius Ramsauer geleiteten Schreinerei. Hier gibt es Tätigkeiten für jedes Anforderungsprofil: vom Erstellen einfacher Steckverbindungen bis zum Arbeiten an der Kappsäge mit Touchscreen, Geschick ist bei der Herstellung der Tierfiguren gefragt.

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