Aus dem Anbau an die Schule wird kein Passivhaus

7.10.2015, 16:40 Uhr
Aus dem Anbau an die Schule wird kein Passivhaus

© Foto: Marcel Staudt

Im Juli hatte der Stadtrat bereits viele Details der Planung für den jetzt mit Puffer und Preissteigerung auf 10,07 Millionen Euro taxierten Anbau verabschiedet, aber auch neue Aufträge an die Planer gerichtet. So sollte das Architekturbüro Baum-Kappler die Mehrkosten für die Passivhaus-Bauweise ermitteln. Denn laut einem Beschluss des Stadtrates von 2010 werde die Stadt künftig in Passivhaus-Standard bauen, sofern dies wirtschaftlich sei.

Ziemlich erschrocken

Nachdem Architekt Andreas Baum die Zahlen genannt hatte, herrschte denn doch ziemliches „Erschrecken“, wie auch Grünen-Stadträtin Jutta Scheffler zugab. Mit 1,26 Millionen Euro lägen die zusätzlichen Kosten nämlich oberhalb der Grenze der von den Grünen vermuteten fünf bis zehn Prozent Mehrkosten.

Außerdem ergab die Schilderung des Planers aus Nürnberg, dass der Begriff „Passivhaus“ bei Schulen nicht offiziell geregelt, weil nicht so leicht zu handhaben sei. Baum: „Ein Passivhaus ist immer auch nutzerabhängig.“ Da sei das Lüftungsverhalten sehr wichtig, es müsse darauf geachtet werden, dass Fenster und Türen wirklich schnell wieder geschlossen werden. In einer Schule gar nicht so einfach...

Mit dem bisher geplanten Energiestandard (nach der EnergieEinsparverordnung 2014) erreiche man die Vorgabewerte für ein Passivhaus bei Wärme- und Stromverbrauch freilich nicht, erläuterte Baum.

Andererseits sei die Energieeinsparung beim Passivhaus „gar nicht soo groß“, bewertete Richard Radle als Energiebeauftragter des Stadtrates die Vergleichszahlen. Er selbst würde sich den Bau aber zumindest nach der (strengeren) EnEV 2015 wünschen, diesen Appell richtete auch Jutta Scheffler an ihre Kolleginnen und Kollegen. Doch einen Antrag stellte sie dazu nicht mehr, bei der Abstimmung stand die neue, strengere EnEV 2015 nicht zur Debatte. Ihre Stimme und die von Dr. Edgar Michel (SPD) erhielt der Empfehlungsbeschluss dann auch nicht.

Im Abstimmungspaket enthalten waren weitere knapp 97 000 Euro. So viel kostet es, die sieben neuen Klassenzimmer mit interaktiven Whiteboards und Beamern auszustatten. Die Ausrüstung sei „vielleicht nicht in jedem Raum nötig“, hatte Hochbauamtsleiter Stefan Hofmann eingeschränkt, andererseits „heutzutage Stand der Technik“ (Martin Biller, CSU). Also werde man die Geräte wohl nicht alle auf einmal einbauen, lautete der Vorschlag von Bürgermeister Ralph Edelhäußer.

Weiterer Knackpunkt war die Heizung, für die Baum acht Varianten durchgespielt hatte — die meisten nicht realisierbar, und auch die Hoffnung auf Geothermie machte er nun zunichte: Mehr als 100 Bohrungen (in 60 Meter Tiefe) auf zu wenig Fläche seien dafür notwendig — „unwirtschaftlich“, beschied er deshalb.

Die schon bisher favorisierte Luft/Wasserwärmepumpe (mit einem Gasbrennwertkessel für die Spitzen) müsse aber mit Ökostrom betrieben werden, forderte Radle — was zwar noch nicht zur Entscheidung ansteht, aber protokollarisch vermerkt wurde.

Eine kleine Verschiebung des Grundrisses zu einem bündigen Viereck stellte Baum bei der Gelegenheit ebenso vor wie die Ideen zur Innenhofgestaltung mit Pflanzen und einer transparenten, zu öffnenden Front des Speisesaals. Mit knapp zwei Millionen Euro Zuschuss rechnet die Stadt, Einsparpotenzial gebe es bei der Fassadengestaltung, wenn man sich nicht für „Klinkerriemchen“ entscheide. Das aber, so Baum, „ist bei einer Schule zumindest im Erdgeschoss nicht zu empfehlen“.

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