Bauch entscheiden lassen, dann Millionär werden

12.10.2015, 17:31 Uhr
 Bauch entscheiden lassen, dann Millionär werden

© Foto: Unterburger

Dr. Carsten Kraus, der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Roth-Schwabach, wies eingangs darauf hin, dass man das Unternehmer-Netzwerk letztes Jahr aus der Taufe gehoben und mit Adidas-Mann Jan Runau einen Volltreffer erzielt habe. „Heute stellen wir Ihnen einen richtig sympathischen Typen vor, der aussieht wie ein Gast und von dem man annehmen kann, dass er das, was er macht, mit spielerischer Leichtigkeit macht“, gab es Vorschusslorbeeren für Max Wittrock.

„Die meisten Leute hier haben mehr Berufs- und Management-Erfahrung als ich“, bekannte Max Wittrock einleitend. „2005 begann unsere Geschichte.“ Ein nerviger Radiospot für Müsli lieferte die Idee für ein gemeinsames Unternehmen: Als Hubertus Bessau, Philipp Kraiss und er im Sommer 2005 mit dem Auto zum Baden im Büchlberg-See bei Passau fuhren, seien sich die drei Studenten schnell einig gewesen, dass die Welt reif sei – nicht nur für bessere Werbung, sondern vor allem für mehr Abwechslung in Sachen Getreidebrei. Jeder sollte sich sein Müsli nach Gusto online zusammenstellen können.

Das war sozusagen die Initialzündung. Das Trio, das sich seit mehr als 15 Jahren kennt, tüftelte erst mal so nebenbei an dieser Idee. Einer programmierte eine Website, der andere entwarf Verpackungen und der Dritte feilte am Geschäftsmodell.

Am Anfang stand ein Flop

Doch es begann mit einem Flop. „1200 Freunde erhielten einen Fragebogen von uns, in dem wir fragten: Würden sie ein Müsli online kaufen?“, erzählte Wittrock. „Null Prozent wollte das. Doch wir haben nicht locker gelassen.“

Ende 2006 – bei den drei Uni-Absolventen stand der Berufseinstieg an – fiel die Entscheidung: „Wir machen ernst.“ Also brachte jeder der drei „Mymuesli“-Gründer 1500 Euro Startkapital ein. Und das reichte für die erste Fuhre Zutaten, von Haferflocken bis zu Gojibeeren. „Wir hatten keine Ahnung, ob wir jemals ein Müsli verkaufen“, bekannte Max Wittrock.

Im Mai 2007 ging ihre Website mymuesli-com online. Die Presseresonanz war enorm, ab jetzt ging es steil aufwärts. Seitdem können Kunden – und das ist das Neue und der Clou an der Sache – aus 80 Zutaten ihr Lieblingsmenü mixen und sich liefern lassen. „Nach zwei Wochen war mein Müsli komplett ausverkauft“, bemerkte der Jungunternehmer. „Im November 2007 konnten wir uns unseren ersten Gabelstapler kaufen, 2008 haben wir unseren ersten Fernseh-Spot gedreht.“ Sechs Jahre und diverse Wirtschaftspreise später beschäftigten Jurist Wittrock und die Kaufleute Bessau und Kraiss 175 Voll- und Teilzeitkräfte. Das Trio hat zum wiederholten Male größere Produktionsstätten bezogen, einen vollautomatischen Müsli-Mixer konzipiert, das Sortiment erweitert sowie zusätzlich fünf Läden eröffnet. Für 2011 konnten sie einen Bilanzgewinn von knapp 1,2 Millionen Euro erzielen.

„Mein Müsli ist das erste Bio-Müsli der Welt“, bemerkte Max Wittrock nicht ohne Stolz, „mittlerweile haben wir 520 Mitarbeiter und produzieren in Passau, Berlin und in der Schweiz und haben 30 eigene Filialen.

„Mit dem Internet hat sich die Welt verändert, sie ist irre kompliziert geworden“, so Wittrock, „jedoch ist die Art, wie wir über Produkte sprechen, seit den 1950er Jahren gleich geblieben.“ Man müsse in unserer komplexen Welt nicht alles verstehen, man müsse aber Spaß daran haben, wenn man etwas Neues kreiert. Und was macht seinen Erfolg aus? „Wir wollten anders sein als andere“, sagte Wittrock, „und das ist uns gelungen.“ Sein Rat an die anwesenden Unternehmer: „Treffen Sie Entscheidungen aus dem Bauch. Haben Sie Geduld. Probieren Sie Neues aus.“

ROBERT UNTERBURGER

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