Beidseitige Radwege sind in Hilpoltstein gefährlich

20.11.2017, 10:17 Uhr
Beidseitige Radwege sind in Hilpoltstein gefährlich

© Foto: Jürgen Leykamm

Die Erarbeitung einer solchen Konzeption hat der Stadtrat im ersten Quartal dieses Jahres beschlossen und das deutschlandweit agierende Ingenieurbüro "brenner Bernard" mit Hauptsitz in Aalen damit beauftragt. Den Anstoß dazu hatte der ehemalige Bürgermeister und jetzige Radwegebeauftragte der Stadt, Helmut Neuweg, gegeben. Vor einigen Wochen trat die Stadt zudem der "Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen" (AgfK) bei – als eine solche will sich Hilpoltstein letztlich auch zertifizieren lassen. Am Ende der Bemühungen sollen alle verschiedenen Zielgruppen, die in der Stadt mit dem Drahtesel unterwegs sind, auf ihre Kosten kommen und vor allem sich sicher fortbewegen können.

Diplomgeograph Günter Bendias und Projektingenieurin Vanessa Platz vom besagten Büro hatten vor der Bürgerwerkstatt schon eifrig Vorarbeit geleistet, sich selbst auf die Räder geschwungen und die Situation vor Ort erkundet. Für die beiden kein Neuland, immerhin hat das Aalener Unternehmen erst kürzlich ein 7000 Kilometer umfassendes Radwegenetz in Baden-Württemberg erstellt. Die Lage in Hilpoltstein sei an sich positiv. Davon künde auch der überdurchschnittlich hohe Anteil an Radlern im Straßenverkehr sowie die Tatsache, dass auch zahlreiche Schüler hier diese Art der Fortbewegung nutzten. Viele Tempolimits und Abstellplätze sorgten dafür, dass dies auch gut möglich sei. "Es ist bereits eine gute Infrastruktur vorhanden", so Bendias. Als Tourist aber "würde mir die Länge der Radstrecken nicht reichen."

Und schon war er bei den Punkten angelangt, die der Verbesserung bedürften. Zum Beispiel die beidseitigen Radwege innerorts. Die seien "kritisch zu sehen, denn da wird der Radfahrer öfter mal übersehen." Das Tückische daran: Dieser fühle sich zwar sicher, sei aber als Nutzer des linken Streifens in der Tat "an jeder Einmündung und Ausfahrt gefährdet" Auch die Bordsteinradwege hätten ausgedient. Bei deren Installation vor Jahrzehnten "sind die Planer sehr autoorientiert vorgegangen". Ziel sei es heute, so zu attraktiv zu planen, dass die Radwege auch akzeptiert würden.

Querungshilfen fehlen

In Hilpoltstein fehlten etwa Querungshilfen, um dies zu bewerkstelligen. Oft erwiesen sich auch Barrieren, die eigentlich der Sicherheit dienen sollten, als böse Sturzfallen. Ferner sei es wenig sinnvoll, Fußgänger und Radfahrer an Ampeln lange warten zu lassen, denn das verführe (nicht nur) letztere "zum wilden Queren", wie es zustimmend aus den Reihen des knapp 40-köpfigen Plenums hieß. Bendias schlug des Weiteren die Anbringung von Schutz- und Radfahrstreifen vor. Bei allen Maßnahmen seien die unterschiedlichen Nutzergruppen zu berücksichtigen. Bei Querungen solle man dem Rennradler die direkte, dem auf Sicherheit bedachten Kind oder Senior die gefahrlose Option bieten. Für jedes am Abend der Bürgerwerkstatt erfasste Problem gäbe es ein Maßnahmenblatt. Eine Musterlösung, an die sich angelehnt werden könne, liefere das Büro mit.

Bei den Rückmeldungen wurde schnell deutlich, wie verschieden die Ansätze sein können. So gelte es für die flotten Triathleten das Wegnetz ausreichend zu dimensionieren, wie Bendias auf Nachfrage erklärte. Ein anderer schlug die generelle Begrenzung des Tempos in der Stadt auf 30 Stundenkilometer vor – für besagten Sportler vielleicht zu langsam.

Als einhelliger Wunsch von Bürgern und Planern erwies es sich, Einbahnstraßen in der Gegenrichtung für die Radfahrer freizugeben. Das sei sowohl sicherer und erspare zugleich Umwege. "Das werden wir hier auch möglichst umfassend vorschlagen", so Planer Bendias.

Man müsse aber auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge behalten. Die Pflaster der Stadt allesamt herauszureißen sei deswegen keine Forderung. Generell aber stehe fest: "Hilpoltstein hat Nachholbedarf!".

Das wurde auch in drei Arbeitskreisen deutlich, die sich mit Stiften im Folgenden über die Straßenkarten hermachten. "Die ganze Allersberger Straße ist ein Problem", war etwa von stellvertretender Bürgermeisterin Ulla Dietzel zu hören. Zu schmale Wege wurden des Öfteren moniert. In den nächsten Wochen sollten ruhig noch weitere Mängel und Vorschläge gesammelt werden und (gerne mit Bildmaterial) an folgende Adresse gemailt werden: sandra.waldmueller@hilpoltstein.de. Vor Weihnachten sollte diese Phase abgeschlossen sein. Im Frühjahr werde dann das Maßnahmenskonzept ausgearbeitet, so Bendias.

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