Berufsparcours Roth: Die eigene Rolle finden

18.10.2018, 15:28 Uhr
Berufsparcours Roth: Die eigene Rolle finden

Was genau macht eigentlich ein Zerspanungsmechaniker? Muss ein Bäcker wirklich mitten in der Nacht aufstehen? Und welche Aufgaben hat ein Friseur, außer Haareschneiden, noch? Diese und viele andere Fragen wurden bei der mittlerweile achten Auflage des Berufsparcours in Roth beantwortet.

"Wir veranstalten keine Messe im üblichen Sinne – hier wird überall gearbeitet und die Schülerinnen und Schüler können die unterschiedlichen Berufe näher kennenlernen", erklärte Berufsberaterin Wilhelmine Meyer von der Agentur für Arbeit bei einem Rundgang. Die Berufserfahrung stünde an oberster Stelle.

Berufsparcours Roth: Die eigene Rolle finden

An verschiedenen Stationen der Arbeitgeber konnten die Jugendlichen dann auch so richtig Hand anlegen: Es wurde gemalt, gelötet, Holz gesägt und Metall verarbeitet – und das mit sichtlich großem Spaß. "Die Kinder empfinden den Berufsparcours zunächst als Pflichtveranstaltung. Sobald sie aber angekommen sind, sind sie begeistert, machen mit und organisieren sich selbst", sagte die Vorstandsvorsitzende der Hermann-Gutmann-Stiftung, Angela Novotny, die diese Veranstaltung seit Jahren fördert. Für sie sei es dabei besonders wichtig, dass sich nicht nur die Industrie vorstelle, sondern auch den Handwerkern eine Plattform geboten werde.

"Das ist tatsächlich eine tolle Möglichkeit für sämtliche handwerkliche Berufe", meinte auch Sebastian Dörr von der Kreishandwerkerschaft Mittelfranken-Süd: "Die jungen Leute können sich aus erster Hand informieren. Und zwar in einem Alter, wo sie noch nicht durch Einflüsse der Eltern oder von Freunden voreingenommen sind und sich beruflich noch nicht festgelegt haben." Dies sei ein großer Vorteil für alle Beteiligten.

Dieser Meinung war auch Claudia Wolfinger, Leiterin der Agentur für Arbeit. In ihrem Wirkungskreis (Landkreise Ansbach, Weißenburg und Roth sowie Stadt Ansbach) seien derzeit 500 Ausbildungsplätze nicht besetzt. Sie hoffe, dass die angehenden jungen Arbeitskräfte durch den Berufsparcours auf eine Sparten stoßen, an die gar nicht gedacht wurde: "Die Jugendlichen kennen in der Regel um die zehn Berufe, dann ist Schluss." In der Praxis gebe es jedoch weit über 300 Ausbildungsberufe.

"Vergiss Casting-Shows. Wir haben eine Rolle für dich!" Diesen Slogan hat sich beispielsweise die Innung für Farbtechnik und Gestaltung auf die Fahnenstange geschrieben, um Nachwuchskräfte zu finden. Gemeint ist dabei weniger die Farbrolle für Farben, sondern dass im Handwerk eine wichtige Rolle als Arbeitskraft übernommen werden kann. Für Innungs-obermeister Hanno Dietrich ein wichtiges Anliegen: "Wir bieten auch gute Aufstiegsmöglichkeiten." Besonders freue er sich, dass viele junge Menschen den Handwerksberuf ihrer Eltern erlernen würden: "Und heute sind sie da und zeigen den Schulkindern, was sie schon gelernt haben."

Kreishandwerksmeister Herrmann Grillenberger war ebenfalls begeistert: "Die jungen Leute können sich früh und unverbindlich ein Bild von den Berufen machen." Auch er brach eine Lanze für das Handwerk: "Es hat große Vorteile, nur einen Chef als Ansprechpartner zu haben." Das Problem des Handwerks: "Großkonzerne haben nicht immer einen guten Ruf, aber bei der Arbeitsplatzwahl werden sie weiterhin bevorzugt", so Grillenberger.

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