Erster Blaulichttag der Rother Hilfsorganisationen

31.8.2014, 16:03 Uhr
Erster Blaulichttag der Rother Hilfsorganisationen

© Jürgen Leykamm

Lediglich das Mikrofon streikt ein bisschen bei der Eröffnung. Doch an helfenden Händen mangelt es an dieser Veranstaltung freilich nicht und so kann auch dieses Manko schnell beseitigt werden. Die Begrüßung übernimmt zugleich der Initiator der Veranstaltung, die bei bestem Sommerwetter Premiere feiern darf: Werner Weigel, seines Zeichens Kommandant der hiesigen Feuerwehr.

Mit der Idee zu einem gemeinsamen Blaulichttag hatte er nicht nur bei Bürgermeister Ralph Edelhäußer offene Türen eingerannt, sondern auch bei den Hilfsorganisationen. Ein halbes Jahr Vorlaufzeit ging dem Einstand voraus, mit dem sich Weigel zufrieden zeigt. Denn die Veranstaltung hat ihren ganz eigenen Charme, stellt sie doch die Verhältnisse auf den Kopf.

„Normalerweise besuchen wir Sie“, so Weigel. Nämlich dann, wenn auf irgendeine Weise „Gefahr im Verzug“ ist. Heute nun wolle man einmal „den Spieß im positiven Sinne umdrehen“ und die Gäste hinter die eigenen Kulissen blicken lassen. „Eine echte Leistungsschau“, lobt der Bürgermeister das Ergebnis.

Lob kommt auch aus berufenem Munde. Denn der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann ist persönlich zur Eröffnung angereist. „Ich bin stolz auf jede einzelne der Hilfsorganisationen“, betont er. Auch die technische Ausstattung, die am gleichen Tag noch ausgiebig von den Gästen begutachtet wird, sei hervorragend. Das Entscheidende aber sei das Engagement der ehrenamtlichen Kräfte, von denen es in Bayern 450 000 alleine in den Rettungsorganisationen gibt – mehr als in jedem anderen Bundesland.

Herrmann hoffe, dass die Veranstaltung dazu beitrage, starken Helfernachwuchs zu generieren, denn von dem „hängt Ihrer aller Sicherheit ab“, unterstreicht der Minister. Zudem sei die Tätigkeit in einer solchen Organisation auch „eine hervorragende Lebensschule“, wie Landrat Herbert Eckstein ergänzt. Viel zu oft werde es als selbstverständlich angesehen, dass einige Zeitgenossen rund um die Uhr bereit zur Hilfe seien. Auf der anderen Seite ließen Teile der Gesellschaft genau eine solche Bereitschaft immer mehr vermissen. „Eine gefährliche Entwicklung“, so der Landrat.

Dann machen sich die Ehrengäste um den Minister auf zum Rundgang über das Gelände – zum persönlichen Schutz begleitet von Polizisten in historischen Uniformen, deren Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.

Bei der Stippvisite gibt es auch gleich einen echten Knalleffekt zu erleben: Die Gefährlichkeit eines Fettbrandes wird authentisch vor Augen geführt. Nach dieser Vorführung kommt hoffentlich niemand mehr auf die Idee, die überhitzte Fritteuse mit Wasser kühlen zu wollen.

Spezielle Modenschau

Auf reges Interesse stößt eine Modenschau, bei der sich vor allem die diversen Schutzanzüge als Hingucker erweisen. Eine solche Montur kann bis zu 25 Kilogramm wiegen, wie Moderator Hans Raithel erläutert. Einigen ganz jungen Besuchern flößen die Herrschaften in ihren Sicherheitsbekleidungen gewaltigen Respekt ein. „Der tut nichts“ muss eine Mutter ihren Sprössling beruhigen. Eine junge Dame hat hingegen keinerlei Berührungsängste.

Gut gelaunt tollt die neunmonatige Lily-Natalie auf dem Schoß ihres Bruders Dominik herum, als der in einem Feuerwehrauto Platz nimmt und seine Schwester die Warnkelle schwingen lässt. Beim THW trifft man nicht nur auf den sechsjährigen Felix aus Roth, der sich an der Rettungsschere versucht. Auch ein versierter Pädagoge ist vor Ort. Der ehemalige Hilpoltsteiner Realschulrektor Walter Stromsky absolviert hier doch tatsächlich gerade seine Grundausbildung.

Generell gelte: „Wir suchen Frauen und Männer jeden Alters“, sagt der Zugführer stellvertretend für alle Hilfsorganisationen. Der Blaulichttag rührt hierfür gekonnt die Werbetrommel. Es gibt eben „nicht nur Autos“ zu sehen, zeigt sich etwa die Mutter von Felix, Andrea Schlesinger begeistert, die von der Offenheit der Helfer schwärmt und deren Bereitschaft, Einblicke in ihren Alltag zu gewähren. Wie es beispielsweise auch das BRK tut, das an den Defibrillator heranführt oder die Finessen des Krankentransports demonstriert.

Doch vor einem solchen steht bekanntlich die Bergung. Wie sie geschehen kann, wird bei diversen Vorführungen wie Eisrettung oder Autounfall demonstriert. Wie man sich am besten aus dem Pkw befreien kann, wenn dieser Kopf steht, wird an einem Überschlagssimulator gezeigt. „Ziemlich beklemmend“ sei es dort drin gewesen, bekennt Jörg Katheder aus Roth.

Zu einem Blickfang wird auch der Hubschrauber der Polizei, der live einfliegt und danach begutachtet werden kann. Der zweijährige Olli aus Röttenbach und nach ihm auch der sechsjährige Elian aus Roth nehmen derweil schon mal am Fahrersitz eines Polizeiwagen Platz – Einschulungsberaterin Nadja Strauß hält die Tür auf.

Und das geradezu symbolisch: Denn in Bayern sind bei der Polizei zum September 2015 600 Ausbildungsplätze zu vergeben. Die Chancen stünden aufgrund des hohen Bedarfs sehr gut. Bewerbungsschluss an der PI Schwabach ist aber schon der 31. Oktober dieses Jahres.

Mit seinen fünf Jahren greift Oliver aus Roth zum Metallsuchgerät – und wird fündig. Derzeit überlegt der junge Mann: „Gehe ich zur Polizei oder zur Feuerwehr?“ Möglich wäre auch, das eine beruflich und das andere ehrenamtlich zu betreiben....


 

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