Billy Joel — ein großer Name und eine packende Story

11.2.2019, 16:13 Uhr
Billy Joel — ein großer Name und eine packende Story

© Foto. Hans von Draminski

Billy Joel zählt zu den erfolgreichsten Popmusikern der Welt und erlebte als Künstler wie als Mensch Höhen und Tiefen. Ehe einige der unzähligen Hits des Popmusikers auf der Kufa-Bühne gespielt wurden, veranschaulichte Steffen Radlmaier, Feuilletonchef der Nürnberger Nachrichten, detailreich und mit vielen Archivfotos versehen die Lebensgeschichte der Familie Joel. In den 1920er Jahren hatten sich der Nürnberger Jude Karl Amson Joel und seine Frau genügend Geld zusammengespart, um einen Wäscheversandhandel aufzubauen. Vor den Nazis fliehen die Joels erst nach Berlin, dann in die Schweiz. Ihre Firma erwirbt zum Schnäppchenpreis der spätere Versandhauskönig Josef Neckermann.

Nach einer weiteren abenteuerlichen Flucht erreichen die Joels Kuba und endlich New York, wo sie sich mehr schlecht als recht durchschlagen. 1949 kommt Billy Joel zur Welt. Mit über 100 Millionen verkauften LPs und Hits wie "River Of Dreams" oder "Just the Way You Are" gilt er als einer der erfolgreichsten Solokünstler der Popmusik.

Sänger Stefan Angele kitzelte in der Kufa im Frage- und Antwortspiel viele interessante Details aus Radlmaier heraus, der in lockerem Ton aus dem Vollen schöpfen konnte. Dieses Wissen eignete sich der Journalist unter anderem durch viele Gespräche mit Familienmitgliedern und Bekannten der Joels sowie mit Zeitzeugen an, aber auch im Gespräch mit Billy Joel selbst. Auslöser für diesen journalistischen Forschungsfleiß war übrigens eine Bemerkung Billy Joels am Rande eines Konzerts für amerikanische Soldaten auf dem Zeppelinfeld, seine Familie stamme ursprünglich aus Nürnberg. Das Wissen Radlmaiers um die Familiengeschichte ist so groß, dass ihn der Popkünstler als "The guy from Germany, who knows my family better than me" vorstellt.

Stimmung mag vor der Pause nicht so recht aufkommen. Zu schwer verdaulich ist die Geschichte der Joels. Zum Trost gibt es "Lullaby", einfühlsam gespielt wie auch schon "Vienna", das Billy für seinen später in Wien lebenden Vater komponierte und "Rosalindas Eyes", ein Lied für seine Mutter mit Anklängen an kubanische Musik. Und das wunderbar lyrisch-nachdenkliche "Souvenir".

Klassische Musik hatte in der Familie Joel schon immer einen hohen Stellenwert, man fühlte sich voll und ganz als Deutsche. So wuchs auch Billy mit deutschen Komponisten wie Bach, Händel, Mendelssohn und Beethoven auf. Das hört man auch in den Songs. "Leningrad" zum Beispiel. Und dann folgte Hit auf Hit. Lieder, auf die das Publikum so gewartet hat: "She is always a woman", "All about soul", "Movin’ out" und "Just the way you are". Letzteres Stück widmete Joel seiner ersten Frau, sie kassierte dafür dann dummerweise auch die Tantiemen. Ja, die Frauen und Billy, da blickte auch Radlmaier nicht mehr ganz durch. Überhaupt, die Höhen und Tiefen sind bei Billy nicht nur in der Liebe eng verwoben. Selbstmordgedanken, überwältigender Erfolg, Geldsorgen, Entziehungsklinik — und immer wieder diese Lieder, die so unter die Haut gehen, weil sie so ehrlich sind.

Als "Kind des kalten Krieges", wie er von sich selbst sagt, ab seinem elften Lebensjahr ohne Vater aufgewachsen, trägt Billy schon mit 14 Jahren durch Bandauftritte und Plattenaufnahmen zum Familieneinkommen bei. Der Durchbruch kommt spät, aber umso gewaltiger. Er ist als erster amerikanischer Rockstar in der Sowjetunion und Kuba auf Tournee. Seit 2014 füllt er monatlich nach einem riesigen Comeback in den USA den Madison Square Garden.

Für den legendären "Pianoman" zog Stefan Angele schon mal die Mundharmonika aus der Spielzeugkiste der Tochter. Abwechselnd mit John Marshall interpretierten die beiden Sänger die Lieder als Hommage. An Piano und Keyboard agierte Werner Kandzora gefühlvoll und flink, Markus Grill am Schlagzeug sorgte für den Rhythmus, Roli Müller bereitete den Gitarrensound und Marin Alic setzte am Bass das Fundament. Markus Rießbeck verstand es, an Saxofon, Klarinette und Querflöte den Stücken die richtige Klangfarbe zu verleihen.

Rhythmisches Klatschen und begeisterte Rufe aus dem Publikum wurden belohnt mit "Miami 2017" und "My life". Den anstehenden 70. Geburtstag von Billy Joel nahm Helga Schreeb zum Anlass, jedem Mitwirkenden ein kleines "Geburtstagsgeschenk" in Form einer Bildcollage als Dank zu überreichen.

Keine Kommentare