Brillen-Großbestellung und Pausenhofverbot

19.3.2015, 14:58 Uhr
Brillen-Großbestellung und Pausenhofverbot

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Die Warnungen waren in den vergangenen Tagen kaum zu überhören: Wer ohne Spezialbrille in die teilverdunkelte Sonne schaut, setzt sich der Gefahr von Verbrennungen aus, die zu dauerhaften Sehschäden führen können. Eine einfache Sonnenbrille, dunkle Folien oder gar eine vor die Augen gehaltene Bierflasche, wie hier und da im Internet vorgeschlagen, reichen als Schutz nicht aus. Das wissen auch die Schulen und Kindergärten und haben Vorkehrungen getroffen – vom Pausenhofverbot über Webcam-Übertragungen bis hin zu umfangreichen Physikprojekten.

Wohl mit den größten Aufwand im Landkreis betreibt das Rother Gymnasium. Die Schule war rechtzeitig dran und hat für ihre Schüler noch 900 CE-geprüfte Schutzbrillen ergattert. So können alle Gymnasiasten während der Finsternis mit ihren Lehrern auf den Pausenhof gehen und das Phänomen selbst miterleben. Darüber hinaus baut die Fachschaft Physik Beobachtungsstationen mit drei verschiedenen Teleskopen auf und richtet eine Liveübertragung in die Aula ein. Unter dem Titel „Wenn die Sonne dunkel wird“ referierte gestern Abend bereits der Astrophysiker Dr. Christian Feldt am Gymnasium.

Den einzelnen Lehrern überlassen ist das „Sofi-Gucken“ dagegen an der Rother Anton-Seitz-Schule. Einige Klassen verfolgen die Finsternis per Livestream, andere haben Brillen gekauft und leihen sie sich gegenseitig. Während der Pausen bleiben die Schüler aber im Haus. „Mir ist die Sicherheit am wichtigsten“, erklärt Rektor Gerhard Englisch. „Was ist zum Beispiel, wenn einem Kind die Brille heruntergestoßen wird? Das Ganze muss übersichtlich bleiben.“

Für eine „super Sache“ hält Richard Motz die Sonnenfinsternis. Schließlich erlebe Deutschland die nächste Teilverdunkelung erst wieder in sechs Jahren, so der stellvertretende Leiter des Hilpoltsteiner Gymnasiums. Deshalb dürfen alle Schüler, die eine eigene Schutzbrille haben, heute schon ab 10.30 Uhr vorzeitig in die Pause, um den Höhepunkt der Finsternis nicht zu verpassen. Alle anderen müssen drinnen bleiben, können das Naturereignis aber als Projektion verfolgen. „Wir hätten gern Brillen gekauft, waren aber zu spät dran“, bedauert Motz. Die Eltern haben sowohl das Rother als auch das Hilpoltsteiner Gymnasium im Vorfeld über das elektronische Schüler-Informationssystem über die Gefahren aufgeklärt.

Mit dem Versuch, noch Brillen aufzutreiben, ist auch die Hilpoltsteiner Grundschule gescheitert. „Das ist aber nicht tragisch“, meint Rektor Peter Benz. Da die Lehrer kaum den Sonnenschutz jedes Schülers überprüfen könnten, gehe er „lieber auf Nummer sicher“. Für die Kinder heißt das: drinnen bleiben und sich bei frühem Schulschluss von den Eltern abholen lassen. Thema ist die Sonnenfinsternis im Unterricht natürlich trotzdem.

Gleiches gilt für die Grundschüler der Georgensgmünder Dr.-Mehler-Schule. Sie holen sich die „Sofi“ per Webcam ins Klassenzimmer. Die Mittelschüler dürfen dagegen ins Freie, sofern sie eine Brille haben. „Sie wurden belehrt und verstehen das auch“, ist sich Rektorin Gabi Hufnagel sicher.

Auf so viel Eigenverantwortung können die Kindertagesstätten nicht setzen. „Die Sache ist schwierig, denn vor allem für die Vorschüler ist das Ereignis schon spannend, und die Kinder fragen auch danach“, sagt Lisa Harrer, Leiterin der Tagesstätte am Rother Stadtpark. Allerdings könne ihr Team auch mitgebrachte Schutzbrillen nicht alle auf ihre Tauglichkeit testen. Die Entscheidung, ob mit Brille geguckt werden darf, liege deshalb bei den Gruppenleiterinnen.

Damit auch drinnen kein Kind zu Schaden kommt, wenn es neugierig aus dem Fenster schaut, werden die Räume mit Blick Richtung Osten abgedunkelt.

Wegen der Sonnenfinsternis und der Gefahr für die Kinder abgesagt wurde unterdessen das für den heutigen Freitag geplante Spiel der Heidecker Grundschule und Kindergärten am vom Frauenbund geschmückten Osterbrunnen. Es wird am Freitag, 27. März, um 10.30 Uhr nachgeholt. Bei Regen entfällt es ganz.

Gar keine Zeit, sich größere Gedanken über das Naturphänomen zu machen, hatte Christine Rosert vom evangelischen Kindergarten „Regenbogen“ in Roth. Dort und in mehreren anderen Tagesstätten ist vielmehr die Grippewelle derzeit das Hauptthema und der Krankenstand so groß, dass kein Raum für aufwändige Sofi-Aktionen bleibt. Deshalb heißt es heute Vormittag strikt: „Die Kinder bleiben drin und die Jalousien unten.“

Im städtischen Kindergarten in Spalt, der in Sachen Brillen ebenfalls leer ausging, klemmte sich gestern allerdings noch eine Mutter dahinter, die Kleinen mit dem begehrten Sichtschutz auszustatten – Ausgang offen. Außerdem habe ihr Team „alle Bücher rausgekramt, die zum Thema zu finden waren“, so Leiterin Gabriele Kranzer. Nun muss für einen spannenden Sofi-Freitag nur noch das Wetter mitspielen...

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