Buntstift und Plüschtier zwischen Schläuchen und Geräten

7.1.2014, 16:40 Uhr
Buntstift und Plüschtier zwischen Schläuchen und Geräten

© Viola Bernlocher

Nach ihren Erfahrungen in der Klinik haben seine Eltern zusammen mit Freunden und Familienmitgliedern den Verein „Herzpflaster e.V.“ gegründet, der „das Lächeln in die Gesichter der Kinder zurückbringen“ will, wie Thorsten Prennig sagt.

„Die Medizinische Versorgung in der Klinik war top, aber es ist keine Normalität dort. Viele Kinder verlieren dabei ihr Lächeln.“ Dort will der Verein ansetzen und sich um das Drumherum kümmern.

Auch für die Prennigs waren die Klinikaufenthalte strapaziös. Finn kam mit einem Notkaiserschnitt auf die Welt und musste gleich nach seiner Geburt medikamentös eingestellt werden.

Sechs Wochen in der Klinik

Doch das war erst der Anfang. Sechs Wochen am Stück musste er in seinem kurzen Leben schon im Krankenhaus bleiben und sich in der Erlanger Kinderkardiologie langen Medikamententests unterziehen, bis das richtige Mittel gefunden war, um seine Herzrhythmusstörung zu behandeln. „Das schlägt einem schon aufs Gemüt, wenn man erst die Nachricht bekommt, dass er heim darf und dann doch nochmal dort bleiben muss“, sagt Thorsten Prennig.

Während dieser Zeit wohnten er und seine Frau im Ronald McDonald Haus in Erlangen. Dort können Eltern von Kindern, die im Krankenhaus bleiben müssen, für die Aufenthaltsdauer ihrer Kinder kostenlos wohnen. Teils auch mit Geschwisterkindern. Viele Unternehmen unterstützen das Haus mit Sachspenden. „Wir waren so dankbar, dass wir dort umsonst bleiben konnten. Das kann sich ja auch keiner leisten, sechs Wochen im Hotel zu wohnen“, sagt Prennig. In seinem Job, er ist Krankenpfleger in der Rother Klinik, bekam er glücklicherweise Sonderurlaub.

Jetzt wollen sie etwas zurückgeben für all das Gute, das sie erfahren haben. Ende August 2013 gründeten die Prennigs mit Freunden und Familie „Herzpflaster e. V.“. Inzwischen haben sie schon 27 Mitglieder, Thorsten Prennig ist der Vorsitzende, sein Freund Sebastian Becker sein Stellvertreter und Finns Opa, Gerhard Ellinger, der Kassenwart. Sie wollen ein Stück Normalität in die Kliniken bringen. „Kleinigkeiten, die im Alltag wichtig sind“ werden oft nicht von den Krankenkassen übernommen, wie zum Beispiel Buntstifte, Spiele oder ein Kinderwagen. Aber gerade das Drumherum sei wichtig für die Genesung und um Freude ins Leben der Kinder zu bringen. „Es gibt Kinder, die sind seit ihrer Geburt in der Klinik.“

Obwohl der Verein so jung ist, hat er schon viel erreicht. Zum Beispiel einen Flachbildfernseher für die Kinderkardiologie finanziert, wie sich der Leiter gewünscht hatte. Prennig war „erstaunt, wie einfach das war, aber die Firma hat uns toll unterstützt“.

Vor Weihnachten hatte der Verein zudem einen Spendentisch bei „Vedes“ in Roth, auf dem Dinge lagen, die sich die Schwestern und Ärzte für die Kinder gewünscht hatten, wie zum Beispiel Gesellschaftsspiele, zwei Buggys und einen Hochstuhl. Wer helfen wollte, konnte die Sachen für den Verin kaufen oder Geld in die dort deponierte Spendenkasse werfen. Nach Ende der Aktion war für alles bezahlt worden, und es war sogar noch Geld übrig, damit ein Kindergeschirr gekauft werden konnte und zwei Sorgenfresserchen. Zwei Plüschtiere, die statt einem Mund einen Reißverschluss haben, in den die Kinder ihre auf einen Zettel geschriebenen Sorgen stecken können, um ihn dann dann ganz fest zuzuziehen.

Auch für eine Weihnachtsgeschenke-Aktion für die Kinder in der Kardiologie reichten die Spenden aus. „Man glaubt gar nicht, wie viel Spaß es machen kann, für Fremde Geschenke zu kaufen“, sagt Melanie Prennig. Von der Kardiologie hatten sie nur Alter und Geschlecht der Kinder erhalten, also war eine gute Portion Einfühlungsvermögen nötig, um Geschenke zu finden. Viele Kinderaugen hätten gestrahlt, haben die Krankenschwestern aus Erlangen berichtet.

Prennig und sein Stellvertreter Sebastian Becker sind überrascht, dass sie in der kurzen Zeit so viel erreicht haben mit ihrem Verein. „Unser erstes Ziel bis Jahresende war, einen Kinderwagen zu finanzieren. Dank der Unterstützung vieler Unternehmen und unseres Teams hat ein bisschen mehr rausgeschaut“, sagt Prennig.

Überschaubare Größe

Trotz des Erfolges wollen sie vorerst regional bleiben. „Durch die überschaubare Größe des Vereins und die ehrenamtliche Arbeit können wir wirklich jede Spende weitergeben, weil wir keine Verwaltungsausgaben haben“, erklärt Prennig.

Im neuen Jahr haben sie weitere Projekte geplant. Sie wollen die Klinik-Clowns finanzieren, damit diese öfter auf die Station kommen können.

Auch eine Psychologenstelle soll zusammen mit einem anderen Verein am Klinikum Erlangen angeschoben werden. Diese soll sich neben den Kindern auch um die Eltern kümmern und sie über längere Zeit begleiten, zum Beispiel wenn eine Wiedereinweisung nötig ist. In Roth am Gesundheitszentrum sollen Fachvorträge stattfinden.

Wenn er seinen Namen hört, strahlt Finn. Er weiß, dass über ihn gesprochen wird. Ob er weiß, was er angestoßen hat? Auch heute noch muss Finn dreimal täglich Medikamente einnehmen. Das Lachen hat er zum Glück trotzdem nicht verlernt.

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