Bürger sollen sich Gedanken über ihre Stadt machen

29.11.2016, 17:47 Uhr
Bürger sollen sich Gedanken über ihre Stadt machen

© Foto: Gsänger

Unter dem Motto „Von Bürgern – mit Bürgen – für Bürger“ ist im ehemaligen Brandl-Haus eine Begegnungsstätte entstanden, die zu einer Ideenschmiede für Roth werden soll. Ziel ist die Entwicklung eines Ortes für zwanglose Diskussionen jenseits politischer Zwänge, an dem sich Fantasie und Kreativität frei entfalten können.

Mit ins Leben gerufen hat diese Begegnungsstätte Heinz-Peter Lehmann (73). Der gelernte Industriekaufmann, Betriebswirt und Diplom- Volkswirt war in den vergangenen 25 Jahren seiner Berufstätigkeit im Stabsbereich der Stadt Nürnberg beschäftigt und kümmerte sich dort auch um Stadtplanung.

Bewusst sei er vor einigen Jahren aufs Land gezogen, sagt Lehmann, der heute mit seiner Frau in Obersteinbach wohnt. „Bereut haben wir diesen Schritt zu keiner Zeit. In einer Kleinstadt zu wohnen ist weitaus lebenswerter als das in einer Großstadt der Fall ist“, lächelt er. 2014 hat sich Lehmann ehrenamtlich im Helferkreis Asyl in der Kaserne Roth eingebracht. Dort hat er die Kleiderkammer aufgebaut und war hautnah beim Anstieg der Flüchtlingszahlen in der Kaserne dabei.

Eine neue Art Lebenserfahrung begegnete ihm bei seiner nächsten ehrenamtlichen Tätigkeit als Begleiter von Elfriede Meyer, der hauptamtlichen Ansprechpartnerin für Blinde und Sehbehinderte im Landkreis Roth.

Und nun also ist Lehmann auch im „Offenen Haus Roth“ angekommen. Auf Initiative des Eigentümers des Brandl-Hauses, David Burton, hat sich im September eine Gruppe von freiwilligen Unterstützern aus der Rother Bürgerschaft zusammengefunden, die an diesem markanten Ort einen Treffpunkt eröffnen wollten, in dem sich Interessierte informieren, austauschen oder auch ihre eigenen Ideen über die Situation in und die Zukunft der Stadt Roth gemeinsam erörtern können.

Lehmann hält viel von Roth. „Die Infrastruktur ist perfekt. Die Anbindung ist perfekt. Es sind Schulen ebenso wie attraktive Gewerbe- und Industriebetriebe vorhanden. Und wenn Leoni an die Lände Roth zieht, bekommt die Kreisstadt im Zentrum ein Areal, von dem Stadtentwickler nur träumen können.“ Lehmann sieht also „extremes Potenzial für Roth“. Aber er hat auch erfahren müssen, dass „die Rother ihre Stadt stets unter Wert verkaufen“. Für ihn ein „Phänomen“, wo doch die Kreisstadtbürger eigentlich stolz auf ihre Stadt sein sollten.

Klar gebe es Probleme im Einzelhandel. Aber da stehe Roth nicht alleine da. Diese Entwicklung mache selbst vor Nürnberg nicht Halt. Vorrangig gelte es, die Innenstadt zu beleben und den Dienstleistungssektor im Zentrum zu stärken. „Als Angebote von Menschen für Menschen“, sozusagen. Einen Service also, den das Internet nicht leisten kann. Doch den goldenen Schlüssel habe auch er nicht. Damit aber die Chancen Roths für die Zukunft steigen, dafür will Lehmann jede Menge Engagement einbringen.

Seit September 2016 treffen sich im ehemaligen Brandl-Haus Bürgerinnen und Bürger aus Roth, um diesen historischen Platz direkt an der „Venetianerstraße“, der alten Handelsmagistrale Nürnberg - Venedig, neu zu beleben. Der Eigentümer des Hauses, die Firma Tuff-Bau, hat diese Immobilie in einen sehr attraktiven Zustand gebracht und dieser Gruppe Ehrenamtlicher das Erdgeschoss auf Zeit überlassen, damit sich hier Jung und Alt Gedanken über die Zukunft ihrer Stadt machen können.

Am 21. November nun ging dieses Projekt an den Start. Elf Verbesserungsvorschläge sind bereits eingereicht worden. Beispielsweise wurde angeregt, die marode Stadtmauer gegenüber der Kulturfabrik zu erneuern. Oder dafür zu sorgen, dass Busverbindungen so ausgerichtet werden, damit Rollstuhlfahrer zwecks Einstieg leichter die S-Bahn erreichen können. Derzeit seien Verbindungen meist auf den Regionalexpress ausgerichtet. Doch die Benutzung dieser Verbindung sei nicht für Rollstuhlfahrer geeignet. Ein weiterer Vorschlag ist, auf dem Spielplatz bei den Rothmühlpassagen eine Dog-Station aufzustellen. Gehbehinderte wünschen sich zudem ein Café mit Bedienung.

Alles Themen, die an die Stadt weitergereicht werden. „Und wir fordern eine Antwort ein“, sagt Lehmann, dem Bürgermeister Ralph Edelhäuser seine „volle Unterstützung“ zugesagt hat. Deutlich macht der 73-Jährige aber, dass sich dieser Bürgertreff nicht parteipolitisch einbinden lasse. „Dann nämlich stirbt unsere Idee.“

Das „Offene Haus Roth“ ist geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr, mittwochs von 17 bis 19 Uhr. Hauptansprechpartner ist Heinz-Peter Lehmann, erreichbar unter der Telefonnummer (0 91 71) 8 25 68 73; via E-Mail: heinz_peter_lehmann(@)gmx.de

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